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CTH 457.7.1

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Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 457.7.1 (TRde 20.12.2012)

1 -- [ … ] das Rind schläft,
2 -- das Schaf [schläf]t,
3 -- der Himmel schläft,
4 -- [die Erde schlä]ft
5 -- 1
6 -- [Wo (ist)(?)]2 die [men]schliche Seele?
7 -- [Wohin?] kam sie für es?3
8 -- Wenn sie (die Seele?) auf dem Berg (ist),
9 -- soll die Biene sie herbringen
10 -- (und) soll sie an ihre Stelle legen;
11 -- oder wenn sie in der [Eb]ene (ist),
12 -- soll die Biene sie herbringen
13 -- (und) soll sie an ihre Stelle legen.
14 -- Was aber aus dem gepflügten Feld4 (ist),
15 -- die Bienen sollen es herbringen
16 -- (und) sie sollen es an seine Stelle legen.
17 -- Die Bienen5 sollen einen Weg von drei Tagen (und) vier Tagen zurücklegen
18 -- (und) sollen das iyatarmet herbringen6.
19 -- Wenn (es7) aber aus dem Meer (ist),
20 -- soll der laḫanza-Vogel8 es herbringen
21 -- (und) er soll es an seine Stelle legen.
22 -- Wenn (es) aber aus dem Fluss (ist),
23 -- soll es der ḫuwala-Vogel9 herbringen
24 -- (und) er soll es an seine Stelle legen.
25 -- Und was aber aus dem Himmel (ist),
26 -- der Hasen ergreifende Adler10 soll es mit seinen Klauen herbringen.
27 -- Möge der Gewünschte mit seinen Klauen11 geschlagen werden.
28 -- Möge der Ziegenbock ihn mit den Hufen12 schlagen;
29 -- möge der Widder ihn mit den Hörnern schlagen13;
30 -- möge das Mutter-Schaf ihn mit der Schnauze schlagen.
31 -- Die Muttergöttin14 (ist) weinend
32 -- (und) sie (ist) mit Tränen befallen.
33 -- Was Gutes für sie auf (ihren) neun Körperteilen geboren/erzeugt (ist)15,
34 -- möge sie in Bezug auf sie (d.h. die Körperteile?) geschlagen sein.
35 -- Die Seele aber (ist) üppig (und) in (ihre) Körperteile [zer]legt16.
36 -- Für sie soll keine Orakelanfrage gemacht werden.
37 -- – „Groß (ist) die Seele,
38 -- groß (ist) die Seele“. –
39 -- – „Wessen Seele (ist) groß?“ –
40 -- – „(Es ist) die menschliche Seele“. –17
41 -- – „Welchen Weg legt sie zurück?“ –
42 -- – „Sie legt den großen Weg zurück;
43 -- sie legt den unsichtbaren18 Weg zurück.
44 -- Der Reisende bereitet sie (d.h. die Seele) vor.
45 -- Eine Reinheit der Sonnengottin (der Erde) (ist) die Seele,
46 -- die Seele den (gehört)19 Göttern .“ –
47 -- – „Warum gehe (ich), der Sterbliche, abseits?20
48 -- Ich werde in den/die/das dāšana- gehen,
49 -- ich werde in einen Fluss [fa]llen,
50 -- ich werde in einen Tei[ch] fallen,
51 -- ich werde in den/die/das tenawa-21 gehen,
52 -- ich werde [ … ] g[eh]en.
53 -- Der/die/das böse tenawa- [ … ] W[eg(?) … ]
54 -- In eine Wiese ni[cht … ]
55 -- [ … ] … [ … ]22
(Bruch) (Lücke unbestimmbarer Größe) Kola 56-77 zu fragmentarisch für eine Übersetzung (Lücke unbestimmbarer Größe) Kola 78-92 zu fragmentarisch für eine Übersetzung23 Kola 93-106 zu fragmentarisch für eine Übersetzung
107 -- [ ] ... [ ... ]
108 -- [ ] ... [ ... ]
109 -- Er/sie [nimmt] es mit der linken H[and]
110 -- [(und)] trinkt [es] aus.
111 -- (Es gibt)24 Lapislazuli, neun unverzierte [ … ] Steine25.
112 -- Dabei (gibt es) aber [ … ] Wolle, (einen) Spinnrocken (und) eine Spindel von einem Schekel aus Gold.
113 -- Die schwarze Wolle (ist) umgewickelt.
114 -- (Es gibt) sieben šamama-, sieben līti-(?), sieben trockene Weintrauben, sieben šanḫuwa-.
115 -- Sie (sind) auf ein tīpa- geschüttet;
116 -- er/sie nimmt sie aus? dem/der … [ … ]
117 -- (und) er/sie frisst sie.
118 -- Ein kureššar-Stoff … [ … ] liegt auf? (Text: in) dem Tisch.
119 -- Ein Soldatenbrot liegt aber darunter.
120 -- (Es gibt) Silber, Gold, Zinn, Eisen, Kupfer, Blei (und) lulluri-Stein.
121 -- Er/sie hält sie (d.h. die Steine) mit seiner linken Hand vor seinen/ihren Lippen.
122 -- Sie schlagen das galgalturi-Musikinstrument.
123 -- Auf dieser Tafel sind zwei Reden behandelt.
1
Das unverständliche Wörterpaar ullāpa kadanki könnte eine Art von Formel darstellen, die nicht notwendigerweise einen Sinn haben muss. Vgl. Haas 2006, 238 für eine ganz andere Auslegung der kola 1-5.
2
An diese Stelle kann man versuchsweise das Adverb kuwapi vermuten.
3
Übersetzung, wenn auch unsicher, nach Watkins 2005, 284. Haas 2006, 238 deutet -šepa als das onomastische Element zur Bildung von Namen weniger bedeutender Genien und übersetzt: „Der [x]-Genius kam“. Aber auch diese Auslegung scheint nicht sicher. Hoffner 1990, 32 bietet: „[ … ] came“.
4
Anscheinend ist dies der einzige Beleg, in dem das Wort terippi- nicht A.ŠÀ folgt.
5
Text zeigt Singular.
6
Alle Forscher interpretieren iyatarmet als iyatar „Überfluss (eng. plenty)“ plus Possessivpronomen -mit. Vgl. besonders die Überlegungen in Katz 2001, 209 mit Anm. 11. Jedoch bleibt unklar, worauf sich das enklitische Pronomen bezieht. Communis opinio ist, dass es sich auf die Seele bezieht, welche jedoch in diesem Teil des Textes immer in der 3. Person erscheint. Ein Wort iyatarmet ist in KBo 13.2 Vs. 20' (CTH 309.5) in der hethitischen Spalte eines (zwei- oder dreisprachigen) Vokabularfragmentes belegt. Fast alle hethitischen Wörter, sowohl sowohl der Vs. als auch der Rs., zeigen ein Suffix -mi-it oder seltener -mi-iš, das als Possessivsuffix gedeutet werden kann. Jedoch weisen die wenigen Reste der akkadischsprachigen Spalte Rs. 9-11 nicht auf Possessiva, weil nur das Zeichen -TI zu lesen ist (mit Ausnahme von Rs. 10, in der man -]RU-TI lesen kann). Die Funktion von mi-it/-iš in der hethitischen Spalte als Possessivsuffix erscheint nicht zwingend. Vgl. ferner auch das Wort GIŠi-ia-tar-me[-et? in KBo 40.372 (CTH 832), leider in bruchstückhaftem Kontext. Somit könnte iyatarmet auch als Einzelwort zu interpretieren sein.
7
Evtl. das iyatarmet.
8
Zu laḫanza vgl. Oettinger 1986, 29 Anm. 42 „Möwe“; Katz 2001, 210 mit Anm. 16 und Kassian - Korolëv† - Sidel'tsev 2002, 530-531 mit Anm. 26 „duck“. Vgl. noch Archi 2007, 179-180, der eine Beziehung zwischen dem laḫanza-Vogel und den Totenritualen erwägt.
9
Zu diesem Vogel vgl. Foltner 1996, 71-75, der eine Übersetzung „owl“ vorschlägt (Watkins 1995, 286 Anm. 16 machte schon auf diese Übersetzungsmöglichkeit aufmerksam). Anders Archi 2007, 173: „swan(?)“.
Zum Wort tapakaliya- vgl. den Aufsatz Katz 2001, 205-237. Für eine andere Übersetzung dieses kolon vgl. Haas 2006, 238: „soll der Adler mit einem Stabe in der Klaue bringen“.
Für die Auslegung von kaddu(t)=smit vgl. Katz 2001, 213-214 Anm. 23 (bes. 214).
Zum Wort šappu- vgl. Poetto 1979, 117-121.
Für eine andere Auslegung dieses kolon vgl. HW2 A, 100b.
Vgl. Boley 2001, 26: „the mother deity (or 'the deity of the mother')“.
Für eine Interpretation dieses unklaren kolon vgl. Puhvel 1987, 162-163. Übersetzung des Partizips ḫaššan nach HW2, 223a. Für einen anderen Passus, in dem das Gute des Neugeborenen belegt ist, vgl. KBo 17.62 + KBo 17.63 Rs. IV 16'-18' (CTH 409.III).
Für die Bedeutung des Verbs ḫappešnai- vgl. HW2 Ḫ, 225b, auch wenn die Belege von KUB 43.60 nicht eingetragen sind.
Ab Vs. I 28 (kolon 40) ist die Partikel -wa nicht mehr geschrieben, aber es ist klar, dass die direkte Rede noch weiter geht.
Für die Bedeutung vgl. CHD L-N, 195. HEG M, 142 schlägt auf Grund des Kontextes eine Bedeutung 'zum Tod bestimmt' o.ä. vor. Außer in diesem Text tritt das Wort marnuwala- nur in zwei unpublizierten Texten auf: Bo 3188 Vs. I 16', 17' (CTH 457.7.3) und Bo 9116, 5' (CTH 832).
Für die Übersetzung der kola 45-46 vgl. Archi 2005, 191 mit Anm. 17.
Der Sinn könnte etwa „aus der Bahn geraten“ sein.
Zu tenawa- vgl. Hoffner 1988, 193-194. Das Wort tritt außer in KUB 43.60 auch in dem Paralleltext KBo 22.178 (+) KUB 48.109 Vs. II 2' (CTH 457.7.2) auf, außerdem in Bo 3188 Vs. I 6' (CTH 457.7.3) und in Bo 3867, 6' (CTH 832).
Vgl. Watkins 1995, 286: „[Let me not be] struck down by a god (?) [“.
Vgl. Hoffner 1988, 199.
Dieses kolon und das folgende enthalten anscheinend kein Verbalform, deswegen hat man ein implizites sein-Verb vermutet.
Falls die Übersetzung richtig ist (vgl. Archi 2007, 171), wäre dies das einzige Beispiel, in dem sich das Adjektiv dannara- auf Steine bezieht.

Editio ultima: Traductionis 20.12.2012