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CTH 360.1

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Citatio: E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 360.1 (TRde 2009-08-31)

1 -- [ ... ]
2 -- [ ... 1], der die [g]er[echt]en Menschen er[h]öht,
3 -- die schlechten Menschen [aber] wie Holz fällt,
4 -- den schlecht[en] Menschen aber die šakšakila-2 auf ihre Schädel schlägt
5 -- [und] sie vernichtet.
6 -- (Es war einmal) eine [S]tadt – [Š]udul ist ihr Name –
7 -- und das Land von Lulluwa befindet sich am Meer, an seinem Ufer.3
8 -- (Dort) oben (gibt es) einen Mann,
9 -- Appu (ist) sein Name.
10 -- Innerhalb des Landes ist er der Reich(ste).4
11 -- Seine Ri[nde]r und Schafe (sind) vi[e]l (an der Zahl).
12 -- Ihm (ist) aber in S[ac]hen Silber, Gold (und) [Lapizl]azuli eine [M]enge wi[e] ein Haufen? (zusammen-)gescharrt.5
13 -- Und ihm fehlt nichts.
14 -- Ihm feh[l]t (nur) eine Sache:
15 -- er hat weder [S]ohn noch Tochter.
16 -- Die Ältesten von Š[ud]ul6 sitzen vor ihm zum Essen,
17 -- und jeder gibt (seinem) Sohn B[rot] und Öl.
18 -- [Ein jede]r aber gibt dem Sohn zu trinken.7
19 -- [A]ppu aber gibt niemandem Brot.
20 -- Die [Taf]el (ist) mit [Lei]nen bedeckt
21 -- [und] steht vor dem Altar.
22 -- App[u st]and auf8,
23 -- [g]ing zu seinem Haus
24 -- und ging s[oglei]ch aber gestiefelt schlafen.
25 -- Des Appu [Frau] begann, die Hausgenossen zu fragen:
26 -- „Er hat niemals Geschlechtsverkehr geha[bt].9
27 -- Hat er jetzt Geschlechtsverkehr gehabt?“
28 -- Sie ging, die Frau,
29 -- und legte sich mit Appu bekleidet schlafen.
30 -- [A]ppu schreckte aus dem Schlaf hoch.
31 -- Seine Frau begann, ihn zu fragen:
32 -- „Du hast niemals (mit mir) Geschlechtsverkehr gehabt.10
33 -- Hast du jetzt Geschlechtsverkehr gehabt?“
34 -- [A]ppu hörte (dies)
35 -- und begann, ihr zu sagen:
36 -- „Eine [Fra]u von weiblicher Art (bist) du,
37 -- [und] du verstehst nichts.“
38 -- Es erhob sich Appu vom Bett
39 -- und nah[m] ein weißes Lamm.
40 -- Er gin[g] zum Sonnengott.
41 -- Der Sonnengott sah vom Himmel herab.
42 -- Er wurd[e] zum jungen Mann,
43 -- und er ging zu ihm hin
44 -- und beg[ann], ihn zu fragen:
45 -- „[W]as ist dein Vergehen,
46 -- di[r ... ] es [ ... ].“11
47 -- [Appu] hörte (dies).
48 -- Er begann, ihm zu ant[wort]en:
49 -- „Man hat mir Reichtum gegeben.
50 -- Man hat [ ... ] gegeben?.12
51 -- [M]ir fe[hl]t (nur) eine Sache:
52 -- Weder Sohn noch To[cht]er habe ich.“13
53 -- Der Sonnengott hörte (dies)
54 -- und begann, ihm zu a[n]tworten:
55 -- „Geh (und) trinke!
56 -- Stille (deinen) Durst.
57 -- Geh in dein Haus14.
58 -- Schlafe gut mit deiner Frau.15
59 -- Die Götter werden einen Sohn dir ins Bett16 geben.“17
60 -- Appu hörte (dies)
61 -- und ging zurück in sein Haus.
62 -- Der Sonnengott aber ging hinauf in den Himmel.
63 -- Der Wettergott bl[ic]kte dem Sonnengott drei Meilen (entfernt) entgegen.18
64 -- Er begann, zu seinem Wesir zu sprechen:
65 -- „Dort hinten kommt e[r], der [Sonn]engott, der Hirte der Bevölkerung.19
66 -- Das Land ist ni[ch]t irgendwo zu Grunde gegangen, oder?
67 -- Die Städte sind wohl nicht irge[n]dwo verödet, oder?
68 -- Die Truppen sind wohl nicht irgendwo geschlagen, oder?20
69 -- Beauftragt den Koch (und) den M[und]schenk.
70 -- Geb[t] ihm zu ess[en (und) zu tr]inken.“
71 -- Er kam [ ... ]
72 -- Dor[t ... ] ihn [ ... ]
73 -- Der Wettergott [ ... ] den? Sonnengott,
74 -- und er [begann], ihn zu fr[agen]:
75 -- „Was [ ... ],
76 -- e[s ... ]“
77 -- [ ... begann zu] ant[worten]:
78 -- „[ ... ]
79 -- Mi[ch/Mir ... ]
80 -- Die Hände [ ... ]“
81 -- Und [ihm? ... ]
82 -- Er [be]gann [ ... ]:
83 -- [ ... ]
84 -- „Uns [ ... ]
85 -- Bring [ ... ] in die Stadt? [ ... ]
86 -- [ ... ] dem Appu [ ... ]“
87 -- Sie [g]ingen [in] die Stadt [ ... ]
88 -- Un[d] Appu [ ... ]
89 -- Des Appu [F]rau wurde schwanger.
90 -- Ein Monat, zwei Monate, drei [Mon]ate, vier Monate, fünf Monate, sechs Monate, sieben Monate, acht Monate, neun Monate verg[ingen].
91 -- Der zehnte Monat trat ein,
92 -- und des Appu Frau gebar einen Sohn.
93 -- Die [Wärte]rin hob den Sohn hoch
94 -- und setzte ihn Appu auf die Kn[i]e.21
95 -- Appu begann, sich über den Sohn zu freuen,
96 -- begann, ihn zu wiegen,22
97 -- und gab ihm den erstklassigen23 Namen ‚Schlecht‘:
98 -- „Da ihm meine väterlic[hen] Götter24 nic[ht] den rechten Weg [wählten]
99 -- und den [bös]en Weg (beibe-)hielten,
100 -- soll sein Name [‚Schlech]t‘ sein.“
101 -- Dan[n] wurde [des A]ppu [Frau] zum zweiten Mal schwanger.
102 -- Der [zehnte] Mo[nat tra]t ein,
103 -- und die Frau gebar einen Sohn.
104 -- Die Wärterin [ho]b [den Sohn hoch]
105 -- [und setzte] ihn [Appu auf die Knie].
106 -- [Appu begann, sich über] den Sohn zu fre[uen],
107 -- bega[nn, ihn zu wiegen],
108 -- und gab ihm den Namen ‚Gerecht‘:
109 -- „Fo[rtan] soll man ihn mit dem Namen Gerecht rufen.
110 -- Da für ih[n] meine [väterlich]en Götter den rechten Weg einschlugen
111 -- [und den guten Weg beibehielten,]
112 -- soll (sein) Name fortan ‘Gerecht’ sein.“
113 -- [Des Appu Söhne wurden gr]oß,
114 -- sie wurden erwachsen
115 -- und gelangten [ins Mannesal]ter.
116 -- [Als] des A[ppu] Söhne [groß ge]worden
117 -- [und erwachsen geworden waren]
118 -- und [si]e ins Mannesalter gelangt waren,
119 -- [tei]lten sie [des] App[u ... ] auf.
120 -- Das Haus aber [ ... ] unten [ ... ]25
121 -- Bruder [Schle]cht [begann], zu seinem Bruder Gerecht zu spr[echen]:
122 -- „Lass [uns] aber teilen
123 -- und uns ge[trennt nie]derlassen.“26
124 -- Bruder Gerecht begann, zum [Bruder Schlecht zu spr]echen:
125 -- „Wer [ ... ]“
126 -- Bruder Schlecht [b]egann, zum Bruder Gerecht zu spr[echen]:
127 -- „So wie die Berge [getrennt si]tzen,
128 -- so wie die Flüsse ge[trennt f]ließen,
129 -- und wie die Götter getr[ennt si]tzen,
130 -- das will ich dir erzäh[len]:
131 -- Der [Son]nengott woh[nt] in Šippar,27
132 -- der Mondgott aber bewoh[nt] Kuzina.
133 -- Der Wettergott bewoh[nt] Kumme,
134 -- Ištar aber bewoh[nt] Ninive.
135 -- Nanaya aber [bewohnt] Kiššina,
136 -- Babylon aber bewoh[nt] Marduk.
137 -- Wie die Götter getrennt si[tzen],
138 -- so lass uns auch getre[nnt woh]nen.“
139 -- Und Schlecht und Gerecht begannen zu teilen.
140 -- Der Sonnengott sah vom Himmel her[ab].
141 -- [Eine Hälfte] nahm sich Bruder Schlecht,
142 -- [eine Häl]fte gab er seinem Bruder Ge[rec]ht.28
143 -- Sie [ ... ]ten sich [ ... ]
144 -- (Es gab) ein Pflugrin[d],
145 -- [und es gab eine K]uh.29
146 -- Ein Pflug[rin]d, das gute Rind, nahm Schlecht (für) [si]ch,
147 -- die [K]uh ab[er], das schlechte Rind, gab er s[einem Bru]der Gerecht.
148 -- Der Sonnengott [sa]h vom Himm[el herab].
149 -- „Fortan soll die [K]uh [ ... ]gut werden.
150 -- Sie soll [ ... ] gebären.“
151 -- „E[r? ... ]
152 -- [ ... ] ihnen [ ... ] oben [ ... ]
153 -- Legt/Nimmt [ ... ] zurück.“
154 -- [Als sie aber Šipp]ar erreichten,
155 -- traten sie in der Rechtssache vor den Sonnengott,
156 -- und [der Sonnengott] ließ [Brude]r Gerecht gewi[nn]en.
157 -- [Schlecht?] begann, den Sonnengott zu verfluchen.
158 -- Der Sonnengott hörte die Flüche
159 -- und sprach folgendermaßen:
160 -- „Nicht werde ich sie euch [entschei]den, die Rechtssache.
161 -- Ištar, die Königin von Ninive, soll gehen (und) sie eu[ch] entscheiden.“
162 -- Sie [gin]gen nach Ninive.
163 -- Als sie aber Ninive erreichten,
164 -- traten sie [in der Rechtssache] v[or] Ištar.
165 -- [ ... und hierhin] und dorthin [ ... ] das Feld [ ... ] ziehen [ ... ]
166 -- [ ... ] es [ ... ]
167 -- Und e[s? ... ]
168 -- [ ... ]
169 -- [ ... ]
170 -- [ ... ]
171 -- [ ... ]
172 -- [ ... ]
173 -- [ ... ]
174 -- Erste [Taf]el de[s App]u. Nicht fertig.
1
Haas, Literatur 2006, 195, ergänzt „Istanu“; ebenso Pecchioli Daddi – Polvani 1990, 167 Anm. 1.
2
Nach Haas, Literatur 2006, 195 „eine Art Keule“; vgl. CHD Š 51 mit Hinweisen auf verschiedene Übersetzungen. Vgl. auch Pecchioli Daddi – Polvani 1990, 167 Anm. 4.
3
So auch Haas, Literatur 2006, 195. Anders Hoffner, Myths2 1998, 83: „There was a city named Sudul. It was situated on the seacoast in the land of Lulluwa.“ Ähnlich Pecchioli Daddi – Polvani 1990, 176: „(C'era una volta) una città – Šudul il sou nome – nel paese di Lulluwa, che è posto sulla riva del mare.“
4
Vgl. Hoffner – Melchert 2008, 275.
5
Vgl. CHD P 89b: „His [ ... ] of silver, gold, and lapis was raked up like the entire chaff of a th[reshing flo]or.“
6
Vgl. zu dieser Bildung von Ethnika Hoffner – Melchert 2008, 60.
7
Haas, Literatur 2006, 196: „[der and]ere aber“; ebenso Hoffner, Myths2 1998, 83, und Pecchioli Daddi – Polvani 1990, 168.
8
Vgl. Hoffner – Melchert 2008, 381, für die Bedeutung von -apa in Zusammenhang mit arai-.
9
Vgl. die verschiedenen Übersetzungen von katta ep- „unten ergreifen“: Haas, Literatur 2006, 196: „Niemals hat er (mich) beschlafen.“; Hoffner, Myths2 1998, 83: „He has never had success (?) before.“; Pecchioli Daddi – Polvani 1990, 168: „Non (mi) ha mai presa.“ (vgl. dort auch Anm. 10); HED 1, 277: „never was there conception“.
Vgl. die Anmerkung zu Kolon 26.
Vgl. für eine Ergänzung Haas, Literatur 2006, 169: „Was ist dein Mangel? [ich werde] ihn dir [abnehmen].“ Ähnlich Hoffner, Myths2 1998, 83: „What is your problem, that [I may solve] it for you?“
Vgl. Haas, Literatur 2006, 196, für eine Ergänzung: „man hat [mir Rinder und Schafe] gegeben“; ebenso Hoffner, Myths2 1998, 83, und Pecchioli Daddi – Polvani 1990, 168.
Wörtlich: „weder Sohn noch Tochter sind vorhanden“.
Text: „sein Haus“.
Vgl. zu dieser Figura etymologica CHD Š 307a: „Sleep well the sleep with your wife.“ Anders Haas, Literatur 2006, 196: „und mit deinem Eheweib schlafe in richtiger Weise im gemachten Bett!“
Om. in Text A.
Vgl. dazu CHD Š 306f.
Vgl. CHD L-N 282b: „The Stormgod saw the Sungod coming at three DANNAs.“
Vgl. Hoffner, Die Sprache 43, 2002-2003, 83 und 85: „Yonder comes the Sungod of Heaven.“
Vgl. zur Frage mit nikku Hoffner – Melchert 2008, 345f.
Vgl. hierzu den Kommentar zu KUB 33.96+ Rs. IV 9 (CTH 345.I.1 Kolon 176).
So nach HED 4,249; anders Haas, Literatur 2006, 197: „ihn anzuschauen“; Hoffner, Myths2 1998, 84: „to clean(?) him off“; vgl. auch Kommentar zu KUB 33.96+ Rs. III 13 (CTH 345.I.1 Kolon 102).
Haas, Literatur 2006, 197: „angemessen“; Hoffner, Myths2 1998, 84: „fitting“
So Haas, Literatur 2006, 197; Pecchioli Daddi – Polvani 1990, 169f.: „i miei die paterni“; Hoffner, Myths2 1998, 84: „my paternal gods“.
Vgl. Hoffner, Myths2 1998, 84: „they parted [from] Appu, and [divided up] the estate“.
Vgl. CHD Š 233f.
Vgl. zu der Konstruktion Hoffner – Melchert 2008, 246. Haas, Literatur 2006, 198: „Gott ... setzt sich in ... nieder.“
Vgl. CHD Š 234a.
Anders Haas, Literatur 2006, 198: „das eine (ist) ein Pflugrind, [das andere aber] eine Kuh.“ Ähnlich Hoffner, Myths2 1998, 84: „There was one plow ox and [one] cow.“ und Pecchioli Daddi – Polvani 1990, 171: „uno era un bove da aratro [e l'altro] una vacca.“