Würzburg, 4.2.59

Scheffelstrasse 5 II

Sehr geehrter Herr Dr. v. Schuler,

gestatten Sie mir, daß ich mich mit einer Anfrage an Sie wende, die mir sehr am Herzen liegt: es handelt sich um die Bearbeitung der Staatsverträge des Alten Orients.

Wie Ihnen vielleicht bekannt sein dürfte, bereitet die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik e.V. in München eine Sammlung der antiken Staatsverträge vor. Der Plan stammt von mir, und die Kommission hat vor ein paar Jahren mir die Leitung des Unternehmens übertragen.

Die Bearbeitung des griechischen Materials ist weit fortgeschritten, so daß ein ganzer Band etwa Ende dieses Jahres in Druck gegeben werden kann, der die Verträge bis 338 v.Chr. umfassen wird. Auch mit den altorientalischen Verträgen habe ich mich beschäftigt, insbesondere natürlich auch mit den hethitischen Staatsverträgen, für die das ältere Material in den Publikationen von Prof. Friedrich vorliegt. Wenn ich auch selbst in meiner Jugend Hethitisch (bei Sommer), Akkadisch (bei Bergsträßer) und Ägyptisch (bei Scharff) betrieben habe, so kann ich mir doch nicht verhehlen,daß es für die Bearbeitung des altorientalischen Materials eines wirklichen Philologen bedarf. Ich habe mich daher an Prof. Friedrich gewandt, der die Güte hatte, mich auf Sie hinzuweisen. Er meinte sogar, daß Ihnen eine Publikation der hethitischen Verträge in einem großen Werk der Kommission willkommen wäre.

Ich darf nun namens der Kommission an Sie die Frage richten, ob Sie geneigt wären, die Bearbeitung dieser Verträge, der älteren und der neueren, dazu nach Möglichkeit auch des neuen in Boghazköi zu Tage gekommenen Materials zu übernehmen. Es wäre sehr erwünscht, wenn Sie dazu das neuassyrische Material mit übernehmen könnten, von dem das Wichtigste von Weidner im Arch. f. Orientforschg. VIII veröffentlicht worden ist (ganz kürzlich ist ja noch ein Assarhaddon-Vertrag im 'Iraq' 1958 erschienen). Wegen des Ramses-Vertrages, den Herr Edel in Bonn neu kollationiert hat, sind z.Zt. Verhandlungen der Kommission mit Herrn Helck, gegebenfalls auch mit Herrn Edel, im Gange.

Über die Grundsätze der Bearbeitung müßte man sich später unterhalten; die Kommission denkt an eine Veröffentlichung des fremdsprachlichen Textes mit Abdruck einer deutschen Übersetzung auf der rechten Seite, wie es heute in den orientalistischen Publikationen die Regel ist. Dazu käme ein knapper Apparat und ein auf das Notwendigste beschränkter Kommentar. Es ist mir klar, daß es sich hier um eine umfangreiche Arbeit handelt, die einen stattlichen Band füllen wird. Die Kommission wird die Drucklegung in ihren Schriften übernehmen; über die Honorierung würde sich ein modus procedendi mit der Kommission finden lassen, evtl. durch einen Forschungsauftrag, der von der Kommission gegeben werden würde.

Ich wäre Ihnen, sehr geehrter Herr Doktor, zu großem Dank verpflichtet, wenn Sie mir Ihre Ansicht hierzu mittteilen würden.

Mit den verbindlichsten Empfehlungen

Ihr ergebener

(gez.) Bengtson