Tübingen, 20.1.64

Lieber Herr von Schuler,

 

            vielen Dank für Ihren ausführlichen Brief vom l.l., aus dem ich mancherlei Neuigkeiten, vor allem wissenschaftliche, erfahren habe. Nehmen Sie zunächst meinen aufrichtigen Glückwunsch zu Ihrer Berufung zum Ordinarius für altiorientalische Philologie (wie ich annehme, als Nachfolger Ihres Lehrers Johannes Friedrich) entgegen! Möge Ihnen nicht nur viel Arbeit, sondern auch viel Freude in dem neuen Amt beschieden sein!

            Alles, was Sie über die Bearbeitung der Staatsverträge schreiben, ist mir durchaus verständlich, auch die Hindernisse, die sich der Arbeit entgegenstellten: es ist wahrlich besser, ganze Arbeit zu leisten als sich durch Zeitdruck zu unzulänglichen Publikationen verleiten zu lassen. Auf jeden Fall freue ich mich, daß Sie an dem Plan festhalten.

Was mit der Korrespondenz mit Herrn Edel passiert ist, kann ich nicht mehr sagen, vielleicht hatte ich die Kommission gebeten,die Sache von sich aus zu regeln, das mag dann unterblieben sein.Wir können nun. wohl nichts anderes tun als die Veröffentlichung Edels abzuwarten. Es hätte im Augenblick wohl auch wenig Wert, hier irgendwelche Verhandlungen einzuleiten. Daß uns die Mitarbeit Edels sehr willkommen ist, brauche ich Ihnen nicht erst zu versichern. Wenn Sie es übernähmen, mit Frau Reiner und Herrn Edzard zu korrespondieren, so wäre ich Ihnen hierfür sehr dankbar. Für die Honorierung wäre die Kommission zuständig, aber ich möchte glauben,daß man leicht eine Einigung erzielen wird.

Ich bin Ihnen noch ganz besonders dankbar für Ihre Ausführungen auf S. 2 Ihres Briefes. In der Tat ist die Frage, ob es sich bei einer Urkunde nun um einen Vertrag im völkerrechtlichen Sinne handelt oder um eine Bewidmungsurkunde (oder wie man sie sonst nennen mag) - das sind Dinge, die auch mir immer wieder vor die Augen getreten sind. So wichtig die Klassifizierung auch im einzelnen Fall sein mag - wir müssen uns immer vor Augen halten, daß wir die Grenzen aus formalen Gründen nicht zu eng ziehen sollten: wer vieles bringt,wird manchem etwas bringen! Wir sollten also in gar keinem Fall kleinlich verfahren.

Auf jeden Fall bin ich sehr glücklich, daß wir in Ihnen den rechten Mann für die orientalischen Verträge gefunden haben. Heute möchte ich Ihnen nur noch für Ihre Mitarbeit an dem Hethiterheft der HISTORIA herzlich danken.

Mit den besten Grüßen und Wünschen

Ihr aufrichtig ergebener

(gez.) Bengtson