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CTH 42

translatio

1 -- F]olgendermaßen (spricht) Meine Majestät Šuppiluliuma, der König des Landes Ḫatti:
2 -- Dich, Ḫukkana, habe ich hier als den letzten Hund aufgenommen
3 -- und ich habe dich gut behandelt.
4 -- In Ḫattuša und inmitten der Leute von Ḫajaša habe ich dich in guter Gesinnung vorstellen lassen,1
5 -- und ich gab dir eine Schwester von mir zur Frau.
6 -- Und das ganze Land Ḫatti, das Land [Ḫaj]aša und alle umliegenden (und) inneren Länder hörten von dir.
7 -- Du, Ḫukkana, erkenne nur Meine Majestät hinsichtlich der Herrschaft an.
8 -- Auch den Sohn von mir, den ich, Meine Majestät, benenne (mit den Worten:)
9 -- „Diesen soll jeder anerkennen!“
10 -- und drinnen2 vorstelle,
11 -- den erkenne auch du, Ḫukkana, an!
12 -- Ferner: Diejenigen, die (auch) meine Söhne, seine Brüder, sind sowie (diejenigen, die) [meine eigenen] Brüder sind,
13 -- (auch) die erkenne in guter Gesinnung hinsichtlich der Bruderschaft und der Amtsgenossensch[aft] an!
14 -- Ferner aber sollst du irgendeinen anderen Herrn, wer auch immer [d(ies)er Mensch] sei, nicht hinter dem Rücken3 Meiner Majestät anerkennen!
15 -- [Nur] Meine Majestät [erke]nne an
16 -- und schütze Meine Majestät!
17 -- Wie ich, Meine Majestät, dich, Ḫukk[ana, gut] behandelt habe –,
18 -- wenn du aber, Ḫukkana, Meine Majestät nun in Z[uk]unft, [in späte]ren Tagen, nicht in guter Gesinnung schützest
19 -- und wenn, (so) wie dir dein (eigenes) Haupt teuer ist,
20 -- dir das Haupt Meiner Majestät nicht ebenso teuer ist
21 -- und (die Angelegenheit) Meiner Majestät bei dir nicht Vorrang hat,
22 -- wenn du, (so) wie du zu deinem Haupt, deiner Seele und deinem Leib Liebe hegst
23 -- (und) die Hände um sie herum hältst,
24 -- [ni]cht ebenso zum Haupt Meiner Majestät, der Seele Meiner Majestät (und) dem Leib Meiner Majestät Liebe hegst
25 -- und deine Hände nicht ebenso um mich herum hältst
26 -- und (die Angelegenheit) Meiner Majestät bei dir nicht Vorrang hat,
27 -- oder wenn du Böses hörst, das Meine Majestät betrifft,
28 -- und wenn du es mir verbirgst
29 -- und es mir nicht sagst
30 -- und mir jenen Menschen nicht anzeigst
31 -- und ihn gar verbirgst;
32 -- Du, Ḫukkana, schütze in guter Gesinnung nur Meine Majestät
33 -- und stehe nur hinter Meiner Majestät!
34 -- Sonst aber erkenne niemanden anderen an!
35 -- Auch ich, Meine Majestät, werde dich in guter Gesinnung schützen,
36 -- nach dir4 aber werde ich deine Söhne schützen.
37 -- Später aber werden dei[ne] Söhne meinen Sohn schützen!
38 -- Und [wen]n du stets in jeder Hinsicht gut handelst
39 -- und in guter Gesinnung Meine [Majestät] schützest,
40 -- werde ich, Meine Majestät, auch nach dir5 deinen Söhnen Gutes tun,
41 -- und danach wird mein Sohn auch deine Söhne in guter Gesinnung schützen.
42 -- Ich aber, Meine Majestät, werde dich schützen.
43 -- Hiermit habe ich dir diese Dinge unte[r] Eid gelegt,
44 -- und für diese Worte riefen wir die tausend Götter hier zur Ratsversammlung:
45 -- Den Sonnengott des Himmels, die Sonnengöttin von Arinna, den Wettergott des Himmels, den Wettergott von Ḫatti;
46 -- den Wettergott von Ḫalap, den Wettergott von Arinna, den Wettergott von Zippalanda, den Wettergott von Šapinuwa, den Wettergott von Nerik, den Wettergott v[on Ḫi]ššašḫapa, den Wettergott von Šaḫpina, den Wettergott des Heerlagers, den Wettergott von Ud[a,] den Wettergott von [Kizz]uwatna, den Wettergott von Pittejarik, den Wettergott von Šam[uḫa, den Wettergott von Šar]išša, den Wettergott von Ḫurma, den Wettergott von Liḫzina, den Wettergott vo[n ...-n]a, den Wettergott von Ḫullašša, die Ḫepat von Uda, die Ḫepat von Kizzu[wat]na,
47 -- die Schutzgottheit, die Schutzgottheit von Ḫatti, Zitḫarija, Karzi, Ḫapantallija, die Schutzgottheit von Karaḫna, die Schutzgottheit des [Fel]des, die Schutzgottheit der Jagdtasche, Ea,
48 -- IŠTAR, die IŠTAR des Feldes, die IŠTAR von Ninive, die [IŠTAR] von Ḫattarina, IŠTAR, die Königin des Himmels, Ninatta, [Kuli]tta,
49 -- ZA.BA4.BA4, ZA.BA4.BA4 von Ellaja, ZA.BA4.BA4 von A[rzija,] alle [Göt]ter des Heerlagers,
50 -- MARDUK, ALLATUM, die Sonnengöttin der Erd[e,] Ḫuwaššanna [vo]n Ḫupišna, A[para] von Šamuḫa, Ḫantitaššu [von Ḫurma,] Kataḫḫa von Ankuwa, [Ammamma v]on Taḫurpa, die Königin von Katapa, Ḫallara von Dunna,
51 -- die lu[laḫḫe-Gottheiten, die ḫap]iru-Gottheiten, alle Gottheiten der Stadt Ḫattuša, die [...]-Göt[ter] des Landes,
52 -- die Gottheiten des Himmels, die Gottheiten der Erde, die Berg[e, die Flüsse, die Quellen, die Wolke]n, Himmel (und) Erde, das große Meer:
53 -- [Sie (alle) sollen Zeugen sein, und [sie sollen (es) sehen!]
(Geringe Reste; Lücke)
57 -- und ihn mir nicht nennst
58 -- und ihn ga[r verbirgst]
59 -- Oder aber (wenn du) dich gar hinter jenen stellst,
60 -- Meiner Majestät [hingegen] abtrünnig wirst;
61 -- wenn [du] eine solche Sache mach[st,]
62 -- dann sollen dich diese Eidgötter nicht in Ruhe lassen.
63 -- D[ich] und auch jenen Menschen sollen s[ie] nicht in Ruhe lassen!
64 -- Auch jenen, hinter den du dich stellst,
65 -- [sollen] s[ie] vernichten!
66 -- Diese Sache soll[en] euch die Eidgötter nicht erlassen!
67 -- Sie sollen es für euch nicht als rechtes (Tun) machen!
68 -- Sie sollen euch gemeinsam vernichten!
69 -- D(ies)en Wunsch sollen sie Meiner Majestät aber erfüllen.
70 -- Wenn du aber, Ḫukkana, nur Meine Majestät schützest
71 -- und nur hinter Meiner Majestät stehst,
72 -- dann sollen diese Eidgötter dich freundlich schützen,
73 -- und in der Hand Meiner Majestät sollst du gutes Gedeihen erblicken!
74 -- - - - [=Wenn] Meine Majestät irgendwann im Feldlager ist,
75 -- wenn ich dem - - - - zu Hilfe ins Feld ziehe,
76 -- du aber bei mir
77 -- "zerstört"
78 -- sei es aber zum Land eines Feindes oder zur Stadt eines Feindes - - - -
79 -- du aber bei mir bist,
80 -- wenn [du] mir [au]ch - - - - Wächter (bist),
81 -- und wenn du auf Meine Majestät als auf dein alleiniges Haupt schaust,
82 -- und wenn du - - - - stets fol[gender]maßen sprichst:
83 -- "Was auch immer (geschehe),
84 -- (gleichgültig wie) es [für Ḫ]ukkana sein möge,
85 -- für Meine Majestät aber möge alles (auf jeden Fall) gut sein!"
86 -- Schütze mich in jeder Hinsicht!
87 -- Wer [Meiner Majestät] böse ist,
88 -- der soll auch dir böse sein!
89 -- Wenn er Meiner Majestät ein Feind ist,
90 -- soll er auch dir Feind sein!
91 -- - - [= Wenn irgendjemand, sei es] ein Land oder eine Stadt, gegen Meine Majestät Feindschaf[t] (ergreift),
92 -- soll es auch dir deine Feindschaft sein!
93 -- - - [= Oder wenn] an Meine Majestät auch irgendein Feind (heran)[t]ritt
94 -- oder irgendjemand feindlichen Aufruhr be[gi]nnt,
95 -- und ich schreibe dir (davon),
96 -- wenn du (dann) nicht sofort mit Fußtruppen und Wagenkämpf[ern] zu mir kommst,
97 -- sondern ihn sogar noch begünstigst,
98 -- oder aber du selbst hörst es,
99 -- wenn du auch dann nicht sofort zu mir kommst,
100 -- dann sollen dich diese Eidgötter vernichten!
101 -- Oder ferner, wenn irgendein Mann der Stadt Ḫatti Böses gegen mich unternimmt,
102 -- [w]er auch immer der Mensch sei,
103 -- sobald du es hörst,
104 -- wenn du es mir dann nicht in der(selben) Stunde mitteilst,
105 -- sondern ihn obendrein verbirgst
106 -- und folgendermaßen sprichst:
107 -- "Ich bin (zwar) ein Ver[e]idigter.
108 -- Ich s[a]ge (aber) ni[cht]s
109 -- [un]d [ich] t[ue] auch nichts.
110 -- Jener mag [so] tun,
111 -- [wi]e er (im Moment) tut.
112 -- Außerdem [wer]de i[c]h (auch) n[icht kämpf]en."
113 -- Wenn [du] ein solch[es Wort sagst
114 -- und] du einen bösen Menschen [(auch)] nicht [schleunigst Meiner Majestät] nennst
115 -- und dort … [ ... ,]
116 -- vielmehr du dich ihm anschließt,
117 -- (dann) sollen [dich, Ḫukkana, die]se Eide vernichten,
118 -- und sie sollen (es) dir nicht [rechtmäßig] machen.
119 -- Oder (wenn) du [irgendein]e sol[che Sache] machst,
120 -- indem du (entweder selbst) [irgendetwas] geg[en] mich [unter]nimmst
121 -- oder d[u] es (zwar) [nicht selbst unternimmst,]
122 -- irgendein anderer [ab]er (es für dich) m[acht,
123 -- wenn] du [eine sol]che Sache machst,
124 -- dann sollen [dich, Ḫukkana, diese Ei]de vernichten
125 -- und sie sollen [(es)] di[r nicht] rechtmäßig machen.
126 -- Auch sollen sie dir nichts erlassen.
127 -- Oder welche böse Sache sonst noch (vorhanden ist),
128 -- (wenn) du sie hörst
129 -- und wenn du sie mir (dann) verheimlichst
130 -- und es mir nicht sagst,
131 -- sondern jenen Menschen verheimlichst
132 -- und ihn mir nicht nennst,
133 -- sondern ihn gar noch verbirgst –
134 -- diese Angelegenheit, die wir dir hiermit unter Eid [gelegt] haben –,
135 -- wenn du sie nicht schützest,
136 -- sondern sie (= die Eide) brichst,
137 -- dann sollen dich diese Eidgötter vernichten.
138 -- Was aber die Bevölkerung betrifft,
139 -- […]...6
140 -- und eine Angelegenheit, die wir nicht finden,
141 -- die wird nicht auf [die]ser Tafel des Eides (fest)geleg[t.]7
142 -- [ … ] es aber,
143 -- ein Mensch Böses …,
144 -- dir es aber dein Sinn [ ... ,]
145 -- [ ... ,]
146 -- irgendein [... ] aber spricht,
147 -- [ ... ,]
148 -- und du es mir verheimlichst,
149 -- [ ... ] Eid [ ... ,]
150 -- ich [ ... ] sage,
151 -- [diese Sache sollen dir die Eidgötter nicht] erlassen,8
152 -- [und diese Eidgötter sollen dich vernicht]en!
153 -- [ ... ] ganz [ ... ]
154 -- [ ... ] wir nicht kennen,
155 -- die Götter aber [ ... ,]
156 -- [das] ist unter [Eid] gelegt.
157 -- [ ... ] machte ich dir.
158 -- [ ... ] ... [ ... m]itten weg [ ... ]
159 -- [ ... ] habe ich eingesetzt(?)
160 -- [ ... ]
161 -- Wenn [ ... ] irgendwo bei [Meiner Majestät ... ]
162 -- und wenn [ … ]... irgendwo …,
163 -- oder (wenn) ich dich irge[ndwohin] in [ … ]9 schicke,
164 -- [oder ich dich] irgendwohi[n] ins He[e]r [schick]e,
165 -- du aber ein böses Wo[rt hö]rst,
166 -- und wenn du es mir [nicht sch]reibst,
167 -- [und] d[u] nicht [sofo]rt zu mir komm[st,]
168 -- oder (wenn) es (eine Angelegenheit) des [Land]es Ḫajaša ist:
169 -- und [du] ein böses Wor[t hörst,]
170 -- was für eine Angelegenheit (es) auch immer ist,
171 -- wenn [du] (dann) [nicht] s[ofort] zu mir [kommst,]
172 -- oder (wenn) ich dir dies schreibe:
173 -- "Dies hier ist eine böse Angelegenheit!",
174 -- wenn [du] (dann) ni[cht] sofort zu mir [kommst,]
175 -- dann [sollen] dich diese Eidgötter vernichten.
176 -- Wenn du [ab]er Mei[ne] Majestät in guter Gesinnung schützest
177 -- und auch hinter [Meiner Majestät stehst,]
178 -- dann [soll]en [dich] diese Eidgötter aber in guter Gesinnung schützen.
179 -- F[erner]: we[il ich dir(?) die Königsherrschaf]t über das Land Ḫ[aj]aša [gegeben habe,]
180 -- s[chütze das Land dort.]
181 -- [ ... wer] auch immer [ ... ] gegenü[ber ... ]
182 -- [ ... wer] auch immer [ ... ] geg[enüber ... ]
183 -- [ ... ] herab [ ... ]
(Lücke von ca. 2 Zeilen)
184 -- [ ... ] mein [ ... ]
185 -- [ ... ] ... [ ... ]
186 -- Oder di[r ... ]
187 -- "Meine Majestät di[r ... ]
188 -- [ ... ] mein ..[ ...]
189 -- "Du fü[r ... ]
190 -- Steh [mir](?) bei!"
191 -- Un[d ... ]
192 -- und dir [ ... ]
193 -- du [ ... ] begehrst,
194 -- und [ ... ,]
195 -- Meiner Majestät (hingegen) abtrünnig wir[st;]
196 -- [wenn du eine solche Sache machst,](?)
197 -- dann [sollen] dich diese Eid[götter nicht in Ruhe lassen.]
198 -- Auch jenem sollen [sie] es nicht [er]lass[en!]
199 -- Sie sollen euch gemeinsam [vernichten!]
200 -- Oder (wenn) du eine solche Sache selbst planst
201 -- oder sie machst
202 -- [oder] darüber hinaus wieder irgendetwas anderes suchst
203 -- [ ... ]
204 -- "Das mache ich!
205 -- Und sein ...!"
206 -- Auch dann [sollen] diese Eidgötter (das) nicht (auf sich beruhen) belassen,
207 -- und si[e soll]en [dich] vernichten!
208 -- Man wird dich [z]u meinem Palast hier [emp]orführen.
209 -- Was der Brau[ch] des Palastes ist,
210 -- er ist wichtig.
211 -- Und sowie du etwas [siehst,]
212 -- sowie du [etwa]s hörst,
213 -- sollst du es dem Palast nicht [verheim]lichen.
214 -- Oder (wenn) [ich], Meine Majestät, dir ...
215 -- und dir Worte an[vertrau]e(?),
216 -- wenn ich irgendeinen Mann freundlich h[ervorgehoben] habe (mit den Worten:)
217 -- "Jener Mann handelt gut,
218 -- und auch ich, Meine Majestät, werde [ihn](?) gut behandeln!",
219 -- wenn du (dem) dann aber dieses Wort weitersagst –,
220 -- oder (wenn) ich diesen Mann negativ hervorgehoben habe (mit den Worten:)
221 -- "Jener Mann ist schlecht,
222 -- [er] tut Schlechtes,
223 -- und auch ich, Meine Majestät, werde ihn schlecht behandeln."
224 -- Und wenn du dem dann dieses Wort weitersagst,
225 -- oder (wenn) ich irgendein Land oder irgendeine Stadt freundlich hervorgehoben habe (mit den Worten:)
226 -- "Es (bzw. sie) handelt gut,
227 -- und auch ich, Meine Majestät, werde es (bzw. sie) gut behandeln!",
228 -- wenn du aber (dies) jenem Land oder (jener) Stadt weitersagst –,
229 -- oder wenn ich jenes Land oder (jene) Stadt freundlich oder negativ hervorgehoben habe
230 -- und wenn du es ihnen dann weitersagst,
231 -- das (alles) soll dir unter Eid gelegt sein.
232 -- Ferner: Diese meine Schwester, die ich, Meine Majestät, dir zur Ehe gegeben habe,
233 -- sie hat zahlreiche Schwestern (bzw. Kusinen) ihrer Familie und weiteren Verwandtschaft.
234 -- Zu deiner weiteren Verwandtschaft gehören aber auch diese,
235 -- weil du ihre Schwester zur Gattin hast.10
236 -- Im Lande Ḫatti ist ein Gesetz wichtig:
237 -- Ein Bruder nimmt seine Schwester (oder) eine Kusine nicht (sexuell).
238 -- Das ist nicht rechtens.
239 -- Wer aber eine solche Sache macht,
240 -- der bleibt in Ḫattuša nicht am Leben,
241 -- sondern er stirbt hier.
242 -- Weil euer Land (jedoch) dampūpi11 ist,
243 -- ist es darin erlaubt(?)12,
244 -- daß man die Schwester (oder) Kusine seiner Gattin!13 (sexuell) nimmt.14
245 -- In Ḫattuša aber ist das nicht rechtens.
246 -- Wenn einmal eine Schwester deiner Gattin oder die Gattin eines Bruders (deiner Gattin)15 (oder) eine Kusine (deiner Gattin) zu dir kommt,
247 -- dann gib ihr zu essen (und) zu trinken!
248 -- Eßt, trinkt (und) freut euch!
249 -- Aber (sie sexuell) zu nehmen darfst du nicht begehren!
250 -- Das ist nicht rech[tens.]
251 -- Wegen solch einer Sache stirbt man.
252 -- Laß dir das nicht in den Sinn kommen!
253 -- Sollte irgendein anderer aber dich zu einer solchen Sache verleiten,
254 -- dann höre nicht auf ihn,
255 -- tue es nicht!
256 -- Auch (dies) soll dir unter Eid gelegt sein.
257 -- Sieh dich auch vor einer Frau des Palastes sehr vor!
258 -- was für eine Frau des Palastes sie auch immer ist,
259 -- sei sie eine Freie, sei sie eine Zofe,
260 -- tritt nicht nahe an sie heran,
261 -- nähere dich ihr nicht,
262 -- und sprich (auch) kein Wort zu ihr!
263 -- Auch ein Diener (oder) eine Dienerin von dir soll sich ihr nicht nähern!
264 -- Sieh dich vor ihr sehr vor!
265 -- Sobald du eine Frau des Palastes erblickst,
266 -- spring weit aus dem Weg,
267 -- laß ihr den Weg gänzlich frei!
268 -- Sieh dich vor dieser Palastfrauensache sehr gut vor!16
269 -- Wer der Marija war,
270 -- wegen welcher Sache starb er?
271 -- Ging nicht eine Zofe (ihres Weges),
272 -- und er schaute sie an?
273 -- Der Vater Meiner Majestät aber sah gerade aus dem Fenster
274 -- und ertappte ihn bei seinem Vergehen.
275 -- "Warum hast du die da angeschaut?"
276 -- Wegen dieser Sache ist er gestorben.
277 -- Wegen eines Blicks von Ferne kam der Mann um.
278 -- Du also, sieh dich sehr vor!
279 -- Sobald du ins Land Ḫajaša gehst,
280 -- sollst du die Frauen deines Bruders, deine Schwägerin(nen), nicht mehr (sexuell) nehmen.
281 -- In Ḫattuša ist das nicht re[chtens.]
282 -- Kommst du aber von hier in den Palast herauf,
283 -- dann ist [solch] ein Verhalten (ebenfalls) nicht rechtens.
284 -- Auch sollst du keine weitere Frau des Landes Azzi zur Ehe nehmen!
285 -- Entlasse (aus der Stellung einer Hauptfrau) die,
286 -- welche du bis jetzt (zur Gattin) hast,
287 -- und sie soll rechtens deine Nebenfrau s[ei]n(?),17
288 -- zu deiner Gattin aber sollst du sie nicht machen.
289 -- Und dem Marija nimm deine Tochter weg,
290 -- und gib sie einem (anderen) Mann18.
291 -- Die Gefangenen des Landes Ḫatti, die ins Land Ḫajaša hineingegangen sind,
292 -- die(se) Gefangenen gebt heraus,
293 -- auch die Grenzgebiete des Landes Ḫatti gebt heraus!
294 -- [D]erjenige, der die Gefangenen des Landes Ḫatti nicht herausgibt
295 -- und sie innerhalb der Grenzen verbirgt,
296 -- den ergreife du, Ḫukkana,
297 -- und streite (mit ihm):19
298 -- "Warum gebt ihr sie20 nicht heraus?"
299 -- Mag er mit dir zü[rne]n!21
300 -- Und [...]nnišnatallaš dort [ ... ]
301 -- [ ... a]ber sollen sie herausgeben.
302 -- [Diese (sind) die Tafeln] Meiner Majestät,
303 -- als [ich den] V[ertrag] [und die Eide für Ḫu]kk[an]a [machte.](?)
304 -- Zweite Tafel der Eide [und des Vertrage]s des Ḫukkan[a.]
1
Friedrich 1930, 107: „und habe dich auch in Ḫattušaš inmitten der Leute von Ḫajaša freundlich vorstellen lassen“; Beckman 1996, 23: „In Hattusa I have distinguished you among the men of Hayasa“; Klinger 2005, 108: „Und ich habe dich in Ḫattuša unter den Leuten von Ḫajaša in Güte genannt“.
2
In Ḫatti?, vgl. I 4; Friedrich 1930, 107: „inmitten (der Versammlung)“; Klinger 2005, 108: „ihn habe ich inzwischen? benannt“.
3
Klinger 2005, 108: „anstelle“.
4
So CHD P, 5; Beckman 1996, 24 „Later, I will protect your sons“; Klinger 2005, 108: „später schütze ich für dich deine Söhne“.
5
CHD P, 5: „I … will treat you and afterwards your [so]ns well too“; Beckman 1996, 24 „then I … will later act favorably in regard to your sons“; Klinger 2005, 108: „werde ich später für dich auch deine Söhne schützen“.
6
HW2 A, 121a ohne Übersetzung. Beckman 1995, 26 und Beckman 1999, 30: <are treacherous>; Hoffner – Melchert 2008, 284: „Whatever matter we do not find out about the population“.
7
Beckman 1995, 26 und Beckman 1999, 30: „if it is not set down on [that] tablet of the oath“; Hoffner – Melchert 2008, 284: „will not be placed on this tablet of the oath“.
8
Nach Friedrich 1930, 121.
9
Eine Stadt / ein Land?
Beckman 1995, 27 und Beckman 1999, 31: „They belong to your extended family because you have taken their sister.“ Klinger 2005, 110: „Und dadurch, daß ihre Schwester dir gehört, sind sie auch deine.“
Friedrich 1930, 125 „ungesittet“; HW1, 208: „minderwertig, gemein; barbarisch“; Beckman 1995, 27 und ␣␣Beckman 1999, 31: „barbaric“; Klinger 1992, 191-194 (Diskussion mit Lit.), Klinger 2005, 111: „fremd“.
Friedrich 1930, 125: „ü[bli]ch (?)“, Beckman 1995, 27 und ␣␣Beckman 1999, 31: „in conflict(?)“; Klinger 2005, 111: „rechtens“.
Text: „seines Bruders“.
Friedrich 1930, 127: „(daß) [man] den eigenen Bruder, die eigene Schwester und) die Kusine (geschlechtlich) nimmt.“ Otten 1970, 164: „so nimmt man sich des eigenen Bruders (seine) Schwester (oder) die Kusine“; Beckman 1995, 27 und ␣␣Beckman 1999, 31: „(There) one quite regularly takes his sister or female cousin.“ Klinger 2005, 111: „daß ein Bruder seine Schwester oder seine Kusine ni[mmt].“
Friedrich 1930, 127: „eine [Hal]bschwester (?)“, Beckman 1995, 27 und ␣␣Beckman 1999, 31: „the wife of a brother“, Klinger 2005, 111: „eine Verwandte der Schwester deiner Gattin“.
Abschluss der Anweisungen (so Beckman 1995, 28 und ␣␣Beckman 1999, 32) unter steigerndem Rückgriff auf Kolon 257 und 264 oder (mit Friedrich 1930, 127, 129, Klinger 2005, 111, Christiansen 2007, 145) Vorverweis auf das Exemplum in § 32
So B; A: „Zur Nebenfrau aber wird man sie dir rechtens machen.“ Beckman 1995, 28 und Beckman 1999, 32: „She shall legitimately be your concubine“, Klinger 2005, 111: „sie sollen rechtlich deine Nebenfrauen sein“.
A (fehlerhaft?): „Bruder“.
Beckman 1995, 28 und Beckman 1999, 32: „saying“, Klinger 2005, 111: „und sprich zu ihm“.
Text Sg. (Koll.).
Beckman 1995, 28 und Beckman 1999, 32: „Let him become angry with you.“

Editio ultima: Traductionis 19.02.2014