Höhenprofile auf Tontafeln

Die Messgeräte sind mittlerweile so hochauflösend und präzise, dass wir weit größere Datenmengen erhalten als für die Beschreibung der Oberfläche nötig, jedenfalls soweit es unsere Erfordernisse betrifft: Die Wiedergabe der Keilschriftzeichen und der auf der Tontafel angebrachten Siegelabrollungen. Für die Aufnahme ist diese Redundanz zunächst wichtig, für die Weiterverwendung müssen aber adäquate Filter entwickelt werden, die überflüssige Daten sinnvoll entfernen und die Benutzung der Objekte im Browser über das Internet zu ermögliche bzw. zu erleichtern.

Um das Rauschen der Messung, die Rauheit der Oberfläche und geometrische Strukturen unterscheiden zu können, sollen an charakteristischen Stellen Profilschnitte vorgenommen werden:




Der Schnitt wurde entlang der Linie1 gelegt: Links verläuft er durch zwei tiefere Eindrücke mit einem kleineren in der Mitte, dann über einen Bereich, der völlig glatt erscheint wie die ursprüngliche Oberfläche der unbeschriebenen Tontafel. Rechts zeiht er noch über die auslaufende Vertiefung eines weiteren Keileindrucks.

Bei genauerem Hinsehen scheint im mittleren Teil aber eine Spur eines über die unbeschriebene Tafel gerollten Siegels feststellbar zu sein, wie sie im folgenden, helleren Bild auf allen unbeschriebenen Bereichen sichtbar sind:




Dies ist auch im Profil erkennbar:




Das Rauschen der Messung liegt um 3-6 µm, Erhebungen um 20 µm stellen offenbar bereits Strukturen des untergerollten Siegels dar. Die darunter liegenden Schwankungen können aber herausgefiltert werden, da sie außer der Rauheit der Tonoberfläche keine Informationen liefern.


Eine besonders schwierige Herausforderung die schwachen Abrollungen von Zylindersiegeln auf Tontafeln als “Wasserzeichen” oder “Unterschrift”. Häufig sind die Abrollungen so schwach, dass die Siegeldarstellungen gar nicht richtig aufgebracht wurden und kaum oder gar nicht erkennbar sind.



An der angezeichneten Linie haben wir einen Profilschnitt angelegt, der in z-Richtung (Tiefe) in der Darstellung stark gedehnt wurde:


Die beiden Höcker auf der linken Seite zeigen den Querschnitt durch die Doppellinie der Siegelabrollung. Der höhere der beiden mißt 66 µm in y-Richtung, der äußere deutlich weniger. Für einen direkten Vergleich muss die Steigung an dieser Stelle berücksichtigt werden, was aber auf Grund der starken Dehnung der y-Achse in der Graphik nicht geschehen kann. Ganz rechts ist die rechte Begrenzungslinie der Siegelabrollung zu sehen. Profilvertiefungen über 20 µm sind mit Sicherheit Strukturen auf dem Siegel, deutlich darunterliegende sollten aber herausgefiltert werden.

Das folgende Photo zeigt einen Blockausschnitt der linken oberen Kante einer Tontafel, die unbeschriftet ist, auf der sich aber deutlich die Struktur des (feuchten) Textils abzeichnet, in dem die Tontafeln eingewickelt war, um bis zum Gebrauch weich zu bleiben und nicht zu erhärten.



Parameter für die sinnvolle Datenreduktion ergeben sich auch hier aus dem Querschnitt:



Der Abstand zwischen den Furchen beträgt zwischen 0,52 und 0,65 mm, die Tiefe 0,019 bis 0,039 mm. In der Tiefe lassen sich Textilspuren und die Rauhigkeit des Tons also meist unterscheiden. Als weiteres Differenzierungskriterium kann der regelmäßige Abstand mit einbezogen werden.