index introductio imagines || partitura exemplar translatio bibliographia e-mail

CTH 453.2

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 453.2 (INTR 2012-12-19)

Ritual der Šeḫuzzi gegen Behexung (CTH 453.2)

Textzeugnisse

A

A1

KUB 43.59

Bo 2357

A2

+ KUB 9.39

Bo 2943

B

Unpubl.

Bo 3994

C

Unpubl.

Bo 8321

Literatur

Otten 1942, 10 mit Anm. 4; Poetto 1981, 274 Anm. 3 (ohne Anschluss zu KUB 9.39); Haas 2003, 373, 379, 596.

Editionsgeschichte

Das erste Stück dieses Rituals, Bo 2943, wurde im Jahr 1923 von H. Ehelolf als KUB 9.39 publiziert. Der Autor erwähnt das Fragment in der knappen Inhaltsübersicht nicht.

Das zweite Fragment Bo 2357 wurde im Jahr 1972 von K. K. Riemschneider publiziert und als „Beschwörungsritual von Šeḫuzzi gegen Behexung“ identifiziert.

Die Identifizierung des Duplikats Bo 3994 gelang S. Košak, die von Bo 8321 I. Taş.

Inhaltsübersicht

Das Ritual, von dem nur die ersten Zeilen erhalten sind, wird für einen behexten Menschen durchgeführt. Man fertigt Mund und Zunge aus Lehm an, beide Körperteile werden anschließend mit Asche gefüllt und mit Lehm versiegelt. Diese Handlungen deuten auf ein Ritual zum Schutz vor Verwünschungen1, vgl. kolon 21, in dem „böse Wörter“ erwähnt sind, ohne dass der sehr fragmentarische Kontext weitere Überlegungen erlaubt.

Bemerkenswert ist die Auflistung von Körperteilen in §2, die wahrscheinlich zu den bösen Männern (A. Vs. I 12 = B. Vs. I 2') gehören und jeweils das Objekt einer Gegenverwünschung darstellen. Die genaue Bedeutung des Verbs neyanteš ašandu, das alle Substantive regiert, ist nicht völlig klar.

Der Name der Ritualsausführenden Šeḫuzzi ist wahrscheinlich hurritisch, abgeleitet von dem Verb šeġ- „ankommen“, mit dem Morphem =o/usse=: „diejenige, die angekommen ist“2.

KUB 43.59 ist wahrscheinlich eine Niederschrift aus der zweiten Hälfte des 13. Jhs. mit Formen des Duktus IIIc (vgl. als IIIc-Duktus Beispiele DA oder IT immer ohne gebrochenen waagerechten Keil, LI immer in späterer Variante), aber auch mit älteren Zeichenformen des Duktus IIIb (vgl. z.B. AL, LA, KAL).

Bo 3994 ist wohl eine ältere Niederschrift, wie vor allem die Verwendung von phonetischen Schreibungen an Stellen beweist, an denen KUB 43.59 Ideogramme aufweist (vgl. a-ap-pa gegen EGIR-pa in kolon 18, ga-l]u-lu-pí-e-eš gegen ŠU.SIḪİ.A-eš in kolon 19). Darüber hinaus zeigt der Duktus keine IIIc Formen, sondern nur IIIb Formen. Es könnte sich bei beiden Exemplaren um Abschriften einer älteren Vorlage handeln. Dafür sprechen rein phonetische Graphien in Bo 3394 sowie das Nebeneinander von spätjunghethitischen und älteren Zeichenformen3.

Was Bo 8321 betrifft, ist die Datierung aufgrund der geringen Größe schwer bestimmbar; es sei lediglich auf die phonetische Schreibung ⌈ka⌉-lu-lu-pí-e-eš verwiesen, die dem Exemplar B, d.h. Bo 3994, nahe kommt.

Es sei darauf verwiesen, dass eine Parallele zu diesem Ritual im Ritualfragment KBo 51.46 (CTH 453.3) vorliegt.

© Universität Mainz – Institut für Ägyptologie und Altorientalistik

1

Für ähnliche (Abwehr)Rituale, in denen Figuren von Zungen oder Fingern erscheinen, vgl. Haas 2003, 594ff. Vgl. auch Hagenbuchner-Dresel 2010, 171 Anm. 145.

2

Persönliche Mitteilung von S. de Martino. Für ähnliche onomatologische Typen vgl. Giorgieri 2000, 292.

3

Ein weiteres ähnliches Beispiel ist in CTH 484 zu finden, von dem zwei Abschriften einer älteren Vorlage unterschiedliche graphische und sprachliche Varianten zeigen; vgl. dazu Neu – Rüster 1975, 10-11.


Editio ultima: 2012-12-19






Valid XHTML 1.0 Transitional