index introductio imagines || partitura exemplar translatio bibliographia e-mail

CTH 456.3

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 456.3 (INTR 2015-02-17)

Reinigungsritual der Punaušḫa für eine vertriebene Gottheit (CTH 456.3)

Textzeugnisse

A

KUB 41.22 Rs. III 9'ff.

Bo 2871

B

B1

KBo 51.50

Bo 2387

B2

(+) KUB 46.43

Bo 605

C

KBo 47.23

1028/u

Vs. I 3'ff. dupl. oder par. zu A. Rs. IV 5'ff.

D

KBo 12.139

563/t

dupl. oder par. zu A. 9'ff.

E

KBo 12.130

74/t

Literatur

Kümmel 1967, 72-73; Groddek 2001, 18-19.

Inhaltsübersicht

Die Anfangszeilen des Textvertreters A geben den Namen der Verfasserin und auch das Ziel des Rituals (vgl. Rs. III 10'-12') an. Wie aus KBo 47.23 Vs. I 9' gefolgert werden kann, handelt es sich um eine MUNUSŠU.GI. Die Verfasserin ist auch aus dem Kolophon von CTH 433.3.A (KBo 20.107++ Rs. IV 20') bekannt, wo eine [ … -š]i-a AMA fPu-u-na-wa-aš-ḫa belegt ist, die das Ritual als MUNUSŠU.GI (vgl. KBo 20.107++ Vs. II 5) durchführt1.

Der Vertreter A, KUB 41.22, befindet sich auf einer Sammeltafel, auf der mindestens zwei Rituale genannt sind. Aus dem anderen Ritual sind nur die letzten acht Zeilen erhalten, aber es ist möglich, dass es sich ebenfalls um ein Reinigungsritual mit sehr ähnlichen Handlungen handelt2, wofür folgendes anzuführen ist:

die Liste negativer Begriffe in Rs. III 3'-4', von denen der König gereinigt werden muss. Eine sehr ähnliche Liste ist auch im Ritual der Punuwašḫa mehrmals belegt (vgl. kola 17, 31, 44, s.u.);

die Folge von Temporaladverbien ka-ru-ú-i-li-ia-za ki-nu-un-ta-ri-ia-la-za [pariyanallaza] in Rs. III 5', die sonst nur noch im Ritual der Punuwašḫa erscheint (vgl. kola 17, 31, 44)3.

Es könnte sein, dass das erste Ritual der Reinigung des Königs und das zweite der Reinigung der Götter dient4.

Was die anderen Textvertreter betrifft, ist es sehr schwierig zu beurteilen, ob es sich um weitere Sammeltafeln handelt, weil die Fragmente zu klein sind. Jedoch scheint es möglich, dass zumindest KBo 47.23 (C) eine Sammeltafel ist, da die Rückseite wohl ein anderes Ritual enthält, das vielleicht auf das erste Ritual von KUB 41.22 zurückzuführen ist5. Einige Parallelen zeigt KBo 47.23 Rs. auch mit dem zweiten Teil von CTH 491.1.

Das Ritual der Punuwašḫa ähnelt den zwei Kizzuwatna-Reinigungsritualen CTH 472 und CTH 491.16. Parallelen werden besonders in den Abschnitten zu Handlungen mit der ali-Wolle (kola 13-19 = CTH 472 §§13-15 = KBo 23.1 Vs. 30-38 mit Dupl.) und zum (Gersten)brei (kola 20-32 = CTH 491.1 §§14-16 = KUB 43.58 + KBo 52.85 Vs. II 8'-24' mit Dupl.) deutlich7. Jedoch sind die Ritualhandlungen von CTH 456.3 im Vergleich zu CTH 472 und CTH 491.1 länger und ausführlicher beschrieben. Trotz der Parallelen und Ähnlichkeiten fehlen dem Ritual wesentliche Eigenschaften des kizzuwatnäischen Milieus, weshalb es unter CTH 456 „Fragmente von Reinigungsritualen“ aufgenommen wird.

Es sei noch auf die sehr ausführliche Liste von negativen Begriffen (kola 17, 31 und 44) hingewiesen. Neben den aus anderen Ritualen gut bekannten Unreinheiten, erscheinen die Befreiung aus der Rechtsstreit und Gerichtsitzung von Familienmitglieder – Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Söhne(?), Tochter(?) und abstrakte Begriffe wie Familie und Nachkommenschaft – , Sklaven und Sklavinnen sowie umliegende und innere Länder erwähnt. Die Reinigungsrituale enthalten in der Regel immer eine Aufzählung solcher Lasten, von denen der Ritualherr gereinigt werden soll; sie sind sicherlich Bestandteile dieser Ritualtypologie. Zu den besonderen Begriffen von CTH 456.3 finden sich in anderen Ritualen aber keine Parallelen.

Das kleine Fragment KBo 12.30 (E) wurde bisher in Konkordanz als CTH 470 aufgenommen, trotz es sich lieber als Kolophonfragment erweist. KBo 12.130 ist nicht nur der Kolophon einer Sammeltafel8, aber hoch wahrscheinlich ist auch der Kolophon des Rituals von Punaušḫa. Leider scheint KBo 12.30 keinen indirekten Anschluss mit anderen Textzeugnissen von CTH 456.3 zu bilden. Jedoch wenn die Ergänzungen in den kola 45-47 korrekte sind, erlaubt KBo 12.130 Rs. (IV) 4'-7' die Lücke in KUB 41.22 Rs.? III 9'-12' zu füllen und den vollständigen Anfang des Rituals von Punaušḫa wiederzugeben.

Dagegen beziehen sich die Zeile von Rs. IV 2'-3' auf den ersten Ritual von KUB 41.22.

© Universität Mainz – Altorientalische Philologie/Institut für Altertumswissenschaften

1

Eine Frau dieses Namens könnte vielleicht auch in der mittelhethitischen Personenliste KBo 32.197 Rs. 10 belegt sein. Da der Name aber nur teilweise erhalten ist ([f...-]a-u-wa-aš-ḫa-aš), ist die Ergänzung nicht völlig gesichert.

2

Ein Duplikat dieses Rituals ist KBo 45.236 ab Vs. II 11'. Dieses erste Ritual ist anscheinend deutlich länger als das von Punuwašḫa, da es sich über zweieinhalb Kolumnen erstreckt.

3

Vgl. aber auch KBo 9.146+ 28' (CTH 440): ka-ru[-i-l]i-ya-az ki-nu-un-tar-ri-ya-la-az.

4

Anders Bawanypeck 2005, 234, die vorschlägt, dass der König ebenso Objekt der Reinigungshandlungen dieses zweiten Rituals der Punuwašḫa ist. Jedoch wird der König nur am Anfang des Rituals in einem lückenhaften Kontext erwähnt, und später betreffen die Ritualhandlungen nur die Götter. Darüber hinaus wird kein Ritualherr (EN.SISKUR) genannt.

5

In diesem Fall könnten Vs. und Rs. von KBo 47.23 zu vertauschen sein.

6

Für eine Bearbeitung dieser Rituale vgl. Strauß 2006, 253-271 und 327-358. Ferner vgl. R. Strauß (ed.), hethiter.net/: CTH 472.

7

In CTH 491 ist die Folge der Ritualhandlungen umgekehrt: zuerst erfolgt die Reinigung durch Brei (BA.BA.ZA) und danach die Reinigung durch ali-Wolle.

8

Vgl. als Parallele für die Ergänzungen den Kolophon der Sammeltafel KUB 24.14 Rs. IV 26'-31' (Vs. I 1 – Rs. III 8' = CTH 397.A; Rs. III 9'-Rs. IV 25' = CTH 729) und die Katalogeeintrag KUB 30.51 Vs. I 11'-14' (CTH 277.4; hier geht es um drei Rituale).


Editio ultima: 2015-02-17






Valid XHTML 1.0 Transitional