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CTH 457.1

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 457.1 (INTR 2012-12-19)

Mythos und Beschwörung des Feuers (CTH 457.1)

Textzeugen

A

KUB 17.8 Rs. IV

Bo 596

B

KBo 48.93

382/z

Literatur

Otten 1942, 41-42 Anm. 3; Laroche 1965, 166-168; Del Monte 1979, 117-118; Kellerman 1987, 215-235; Hoffner 1990, 32; Westbrook – Woodard 1990, 652; Ünal 1994, 827-828; Klinger 2000, 170; Korolëv 2001, 288; Haas 2003, 161-162, 754; Haas 2006, 241; Mouton 2006, 262-263.

Editionsgeschichte

Der Text wurde im Jahr 1926 von H. Ehelolf publiziert. Zuerst legte Laroche 1965 eine Transkription in seinem Corpus der hethitischen mythologischen Texte vor. Eine vollständige Bearbeitung hat Kellerman 1987 unternommen. Es folgten die Übersetzungen von Hoffner 1990 (auf Englisch) und Ünal 1994 (auf Deutsch).

KUB 17.8 ist eine, allerdings nur selten als solche erkannte, Sammeltafel, die Laroche in CTH in toto unter der Nummer 457 buchte. Haas 1998, 100 bemerkte jedoch richtig, dass KUB 17.8 drei unterschiedliche Rituale enthält:

Das erste Ritual nimmt die ganze Vs. I ein, die mit dem Satz 1 IM.GID.DA [ … ] (eine „Langtafel“) endet. Nach Haas handelt es sich um ein Ritual, das mit einer Anrufung des Wettergottes beginnt, allerdings kommen im zweiten Abschnitt auch andere Götternamen vor – A-aš-ga-š[i-pa-aš] (Vs. I 10), DMi-i-ya-ta[-an-zi-pa-aš], KUR-e-aš MUNUS.LUGAL (Vs. 13), ⌈DINGIRMEŠ-aš-ká[n] (Vs. I 14) – was vermuten lässt, dass die Anrufung an mehrere Götter gerichtet war.

Das zweite Ritual fängt wahrscheinlich auf der Vs. II an, die leider ganz verloren gegangen ist, und setzt sich in Rs. III fort. Es handelt sich um ein sogenanntes šarlatta-Ritual mit hurritischen Ritualtermini (CTH 491.3).

Das dritte Ritual ist der sogenannte Text „Mythos und Beschwörung des Feuers” (CTH 457.1), der auf der Rs. III beginnt und den Rest der Tafel einnimmt.

Inhaltsübersicht

Der Titel 'Conjuration du feu' wurde erstmals von Laroche 1965, 166, aufgrund des Ausdrucks ŠIPAT IZI-naš in Rs. IV 10 gewählt1. Wenn das Feuer auch eine sehr wichtige Rolle spielt, bleibt dieser Titel zu vage, da die Beschwörung des Feuers nur einen Teil des Mythos betrifft. Eine zentrale Rolle spielt die Göttin Kamrušepa, die diese Beschwörung des Feuers rezitiert (kola 3-18), um jemanden von Krankheiten verschiedener Körperteile zu befreien. Dann werden diese Krankheiten zum Feuer hingeschickt (kola 19-25), das infolgedessen seine Wärme verliert. Deshalb geht das Feuer zum Meer und dieses sagt ihm, was es machen soll, um seine Wärme wieder zuerhalten. Leider ist der Text hier lückenhaft und es ist nicht ganz klar, was geschieht. Sicher ist, dass sich jemand (ein Mensch nach Kellerman 1987, 225, wahrscheinlicher aber das personifizierte Feuer) in Schwarz kleiden und in den Himmel zu Kamrušepa hinaufsteigen soll. Trotz des zunehmend fragmentarischen Zustandes ist noch erkennbar, dass das Feuer zum Fluss gebracht wird und es hier seine Wärme wieder gewinnen kann. Die folgenden Zeilen bis zum Ende des Textes ermöglichen keinen sinnbringenden Zusammenhang mehr.

Kellerman 1987, 226ff. geht davon aus, dass es sich um einen anatolischen Mythos handelt, hebt aber auch einige Anklänge an mesopotamische Herkunft hervor. Sie bemerkt, dass das Feuer in Mesopotamien oft mit dem apšû, dem Grundwasser und manchmal Erzeuger des Feuers selbst, und Ea verbunden ist. Dieser Zusammenhang sei dadurch zu erklären, dass Ea der Gott der Weisheit und Magie ist. Diese Argumentation lässt gänzlich außer Betracht, dass apšû die unterirdischen Wasser darstellt, wohingegen das Meer durch Tiamat personifiziert ist2. In KUB 17.8 Rs. IV 15 sind mit arunaš deutlich die oberirdischen Wasser benannt, weshalb der Vergleich von Kellermann an dieser Stelle verworfen wird.

Dagegen sind Parallelen zu dem Adapa-Mythos auffälliger, wie auch Ähnlichkeiten zwischen der Beschwörung des Feuers in KUB 17.8 und einigen mesopotamischen Beschwörungen, in denen eine Krankheit in Form von Rauch im Himmel verschwinden kann oder das Feuer in einen Kanal geht oder in einen Fluss fällt, bestehen3.

Nach Mouton 2006, 262 ist die zerstörische Kraft des Feuers im Ritual ein Reflex auf seine zentrale Rolle im Alltagsleben.

© Universität Mainz – Institut für Ägyptologie und Altorientalistik

1

Eine Beschwörung des Feuers ist auch in KBo 22.107 Vs. I 3 (CTH 458.73) und in dem Tafelkatalog KBo 22.102 Rs.? 4' (CTH 282.12; vgl. Soysal 2002, 322 mit Anm. 19 und Dardano 2006, 257-258) belegt.

2

Es ist kein Zufall, dass im Enuma Eliš Apšû und Tiamat die Schöpfer aller Götter sind.

3

Vgl. Kellerman 1987, 226.


Editio ultima: 2012-12-19






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