index introductio imagines || partitura exemplar translatio bibliographia e-mail

CTH 457.5

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 457.5 (INTR 2012-12-19)

Fragment von Beschwörung und Mythos aus hattischer Überlieferung (CTH 457.5)

Textzeugen

A

KBo 13.49

727/u

HaH: aus Grabungsschutt, L/18 - c/5.

+ 796/u

HaH: aus Naumannschem Grabungsschutt L/18 - c/5.

Literatur

Soysal 2002, 336 Anm. 58.

Editionsgeschichte

Der Text wurde im Jahr 1966 von H. Otten als KBo 13.49 in dem zweiten Band der Texte aus dem Haus am Hang publiziert. Das Fragment ist bis jetzt nicht bearbeitet worden.

Inhaltsübersicht

KBo 13.49 wurde von Laroche als CTH 457 gebucht. Diese Katalogisierung beruht wahrscheinlich auf §2, besonders kola 4-10. Ein kurzes Mythologem ist anzunehmen.

Eine besondere Bedeutung haben die Wunschformeln in den kola 11-12. Sie erinnern an Ausdrücke, die typisch für Texte der hattischen Überlieferung sind1. Außerdem ist die umgekehrte Satzstellung (V + S + O) in Z. 4' und 9' zu bemerken und das hattische Wort ḫikkirmaḫi in Z. 9'. Es könnte sich somit um den hethitischen Teil einer hattisch-hethitischen Bilingue oder um die Übersetzung eines hattischen Textes handeln. Im Unterschied zu KUB 12.43 (CTH 457.3), in dem man einen entsprechenden hattischen Text nicht identifizieren kann, sind für KBo 13.492 Parallelen heranzuziehen. KBo 37.144 Vs. (CTH 745) – ein Text im Duktus IIIb3, der ebenfalls aus dem Haus am Hang kommt – zeigt viele Ähnlichkeiten und Parallelen zu KBo 13.49 und enthält den Kolophon INIM mNu-un-nu UGULA LÚ.MEŠNAR, der den Text vielleicht als Gesang kennzeichnet.

Im Folgenden werden daher die betreffenden Zeilen von KBo 37.144 in Transkription vorgelegt und die Entsprechungen kurz kommentiert.

KBo 37.144 Vs.4

§ 1

[ ... ] ... [ ... ]x5(=)ḫarkimaḫḫ=u [ ... ]

Vs. 2' [ ... ] x x [ ... ]x(-)ḫa-a-ar-ki-ma-⌈aḫ-ḫu⌉[ ... ]

[ ... ] ... epte pala a=p=kale6 [ ... ]

Vs. 3' [ ... ]x-ip-te-⌈x?[p]a-la ap-ka-le-⌈e⌉[ ... ]

[ ... =t]a=šul ta=kuzan - ... [ ... ]

Vs. 4' [ ... -t]a?-šu-ú-ul ta-a-ku-za-a-an iš-x[ ... ]

[ ... tab]arna katti li=liš [ ... ]

Vs. 5' [ ... ta-b]a-ar-na ka-at-ti li-i-li-iš [ ... ]

§ 2

[ ... -]ak ḫi[k]kirmaḫ=in te ... [ ... ]

Vs. 6' [ ... -i]a-⌈akḫi-i[k]-ki-ir-[ma]-ḫi-in te-x[ ... ]

[ ... li=]p=zipikuka iš=p[u]r=uš ta[- ... ]

Vs. 7' [ ... li-i]p?-zi-pi-ku-ka iš-p[u]-ú-ru-ú-uš ta[- ... ]

[ ... ] a=(p=)pule=a [l]e=ta(i)!=pin=u

Vs. 8' [ ... ] a-ap-pu-le-e-⌈a⌉ [l]e-e-ta-pí-nu [ ... ]

Vs. 2': ḫarkimaḫḫ=u. Das Verb ḫakkarkimaḫ ist in hattischen Texten mehrmals belegt und könnte evtl. hethitisch palḫi ēš- „breit sein“ entsprechen7. Diese Entsprechung geht aus den zwei parallelen Texten KUB 28.8(+)KBo 37.48, Rs. r. Kol. 6' und KBo 37.49 Rs. 16 hervor. Das =u am Ende könnte dagegen der Tempusanzeiger für Präsens sein8. In diesem Fall könnte man eine Entsprechung mit einem der zwei Verben in KBo 13.49, 4', šallišta oder tarḫuišta annehmen.

Vs. 3': apkale ist folgendermaßen zu analysieren: a- + -p-, Element bei Verba, das die verbale Pluralität bezeichnet, -ka- verbales Infix mit (dativisch-)lokativer Funktion und le „neidisch sein(?), beneiden(?)“. Es gibt anscheinend keine Entsprechung.

Vs. 4': ta= Lokalpräfix + kuzan entspricht ziemlich deutlich ḫašši in KBo 13.49, 7'.

Das Verb šul „lassen“ (heth. tarna-) mit verbalem Infix -ta-, das eine lokative Funktion hat9, könnte katta tianzi entsprechen. Andere Präfixe oder Suffixe, die Person und Zeitform bestimmen, finden sich wahrscheinlich in der Lücke.

Vs. 5': diese Zeile ist gut verständlich: [taba]rna katti li=liš entspricht l[abarna LUGAL-i] ... MUḪI.A-še-eš in KBo 13.49, 7'-8'. Den Wunsch, der im hethitischen Kontext auch an die Königin gerichtet ist, findet man vielleicht in der Lücke, weil der hattische Text den Ausdruck von KBo 13.47, 7'-8' in zwei Sätze getrennt haben könnte.

Vs. 6': Das Wort ḫi[k]kirmaḫ ist unbekannter Bedeutung, korrespondiert aber mit dem hethitischen Text, in dem das gleiche Wort belegt ist. Das Suffix -in, das die Obliquusendung darstellt, scheint ḫikkirmaḫiya in KBo 13.49, 9' als Dativ-Lokativ zu identifzieren und die Lesung des Endzeichens als -ya zu bestätigen.

Vs. 7': li=p=zipikuka: zipikuka10 mit Possessivpräfix li- und Pluralanzeiger -p- entspricht ḫaššeš hanzaššeš in KBo 13.49, 10'-11'. išpuruš kann als = Akkusativanzeiger + *wuur = „Land“ + Nominalsuffix unklarer Bedeutung analysiert werden, hat aber anscheinend keine Entsprechung in KBo 13.49.

Vs. 8': a=(p=)pule=a: das Verb pule „werden, geschehen“ mit a- Verbalanzeiger der 3. Person, -p- Infix der Pluralität und -a Modalendung zur Bildung des Imperativs, könnte ašandu in KBo 13.49, 11' entsprechen.

le=ta(i)=pin=u: le- Possessivpräfix + tai- präfigiertes Element unbekannter Funktion + pin „Sohn“ + u Nominalanzeiger zur Bezeichung der Nomina in der Grundform, der auch in Kombination mit Possessivpräfix le= belegt ist (vgl. le=ḫana=u in KUB 48.60 Vs.? 6').

Wie aus diesem kurzen Kommentar hervorgeht, gibt es mehr oder weniger wörtliche Entsprechungen zwischen KBo 13.49 und KBo 37.144; trotz bleibender Unsicherheiten, ob es sich um eine Bilingue handelt, darf mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass KBo 13.49 in die hattisch-hethitische Überlieferung Aufnahme fand. Die Zugehörigkeit zu CTH 457 ist daher fraglich. Eine Einfügung entweder unter CTH 820 oder unter eine der CTH-Nummern, die in Zusammenhang mit dem Hattischen stehen, ist zu erwägen.

© Universität Mainz – Institut für Ägyptologie und Altorientalistik

1

Vgl. Archi 1977 und Archi 1988, 9-10 bes. mit Anm. 20.

2

O. Soysal hat schon in seinem hattischen Wortschatz einige Entsprechungen zwischen den zwei Texten bemerkt: vgl. Soysal 2004, 468, 611, 616, 743.

3

Dagegen datiert Konkordanz 1.83 den Text als „sjh.“, aber der Text weist keine eindeutig spät-junghethitischen Merkmale auf.

4

Morphematische Struktur der Wörter im MasterText nach Soysal 2004.

5

Soysal 2004, 780 liest t]e-?. Nach dem Foto aber scheinen die Zeichen eher getrennt.

6

Oder a=p=ka=le.

7

Vgl. Soysal 2004, 279, 780.

8

Vgl. Soysal 2004, 260.

9

Nach Soysal 2004, 245 sub -ta1-, hat das Infix eine ortsbezogene Funktion „hin(ein), her(ein)“.

10

Nach Soysal 2004, 328: Bezeichung eines Familien-, Sippenangehörigen; etwa „Enkel und Urenkel“.


Editio ultima: 2012-12-19






Valid XHTML 1.0 Transitional