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CTH 458.10.1

Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 458.10.1 (INTR 2013-02-05)

Ein Beschwörungsritual für die Reinigung und Genesung des Labarna (CTH 458.10.1)

Textzeugnisse

A

A1

KUB 43.63

Bo 2761

A2

(+) KUB 41.23

Bo 2544

A3

+ KBo 59.183

942/z

B

KUB 43.61

Bo 10190

Vs. I 3'-6' = A1. Vs. 15'-19'

C

KBo 22.170

Bo 69/784

A2. Vs. II 12'-15'

D

ABoT 2.146

AnAr 12156

A3. Vs. 1'ff.

Literatur

Ehelolf 1936, 176-177; Kammenhuber 1964, 166-167; Neu 1968, 106; Otten 1973, 27-28; Archi 1979, 37-38; Starke 1979, 89-90 mit Anm. 90; Archi 1988, 15 Anm. 38; Giorgieri 1991, 256-273; Collins 1990, 41-42; Torri 2003, 137-138; Groddek 2008, 170; Akdoğan 2010, 71.

Editionsgeschichte

Die Fragmente Bo 2761 (A1) und Bo 10190 (B) wurden von K. K. Riemschneider 1973 als KUB 43.63 bzw. KUB 43.61 publiziert und als Duplikate vermerkt.

Bo 2544 (A2) publizierte L. Jakob-Rost 1970 als KUB 43.21 unter der Bezeichnung „Ritual gegen bösen Fluch“.

942/z (A3) hat Th. van den Hout 2011 als KBo 59.183 publiziert und als „CTH 820, Segen für Labarna-König?“ aufgenommen. Der Join mit Bo 2544 wird mit vorliegender Bearbeitung zum ersten Mal mitgeteilt und bearbeitet.

Bo 69/784 wurde von H. Otten 1974 als Autographie publiziert.

AnAr 12156 hat R. Akdoğan als ABoT 2.146 publiziert. Das Fragment wurde als Duplikat zu KBo 19.183 erkannt, aber zweifelnd CTH 645 oder CTH 458.10 zugeordnet1.

Inhaltsübersicht

Diese Textgruppe wurde bislang nicht in toto bearbeitet, sodass über Giorgieri 1991, 256ff., hinaus erstmals der indirekte Join von KUB 41.23 mit KUB 43.63, der direkte Join mit KBo 59.183 und die Duplikate KUB 43.61 sowie ABoT 2.1462 an dieser Stelle Berücksichtigung finden. Deshalb ist das gesamte Ritual jetzt besser zu verstehen, wenngleich besonders die Rs. nur sehr fragmentarisch überliefert ist.

Während L. Jakob-Rost den Titel „Ritual gegen bösen Fluch“ wählte, entschied sich Giorgieri 1991, 257, für die detaillierte Bezeichnung „rituale magico di purificazione per Labarna con lo scopo di allontanare l'impurità … e recuperare così la sua salute“. Diese Bezeichnung wird auch durch die Erweiterung des Rituals mit den neuen Texten bestätigt. Labarna ist hier ein Titel für den König und das Ritual zeigt Anklänge an die sogenannten Segen für Labarna (CTH 820)3. Deshalb sollte die Tatsache nicht verwundern, dass es sich um eine spätjunghethitische Niederschrift eines althethitischen Originals handelt4.

In dem Anfangsteil (A1 = KUB 43.63) ist das Ritual in mehrere Abschnitte aufgeteilt und jeder widmet sich einem (mehr oder weniger abstrakten) Begriff, der Labarna betrifft. In den übrigen Teilen sind drei dieser Begriffe zu erkennen:

– „die Krankheit“ in § 1 (ištarninkai-; vgl. kolon 5)

– „der Frevel“ in § 2 (wašdul-; vgl. die kola 15 und 20)

– „die Zusammenfügung“ in § 3 und § 4 (takšul-; vgl. die kola 25, 30, 40?, 45).

In diesem Kontext soll Labarna immer dieselbe Aktion durchführen, und zwar das Opfertier (auli-) dieses Begriffs für die Gottheit festhalten (vgl. die kola 5, 15, 25, 40). Danach wird die Gottheit aufgefordert, zu essen und zu trinken. Auch in diesem Fall werden gewisse Ausdrücke benutzt, die sich unverändert wiederholen (vgl. die kola 6-9, 16-19, 26-29).

Es werden drei Gottheiten genannt, aber es ist wahrscheinlich, dass noch andere in verlorenen Teilen des Rituals auftraten. Diese Gottheiten sind der „Wettergott des Himmels (nepišaš DU-aš)5“ (vgl. kolon 3, 40), der „Sonnengott der Götter (šiunan DUTU)“ (vgl. kolon 75, 78, 81) und „die männlichen Götter und ihre Göttin Maliya (DINGIR(MEŠ) pišeniš Dmaliyaš=(š)mišša)“ (vgl. kolon 85, 112? und 117). An jede dieser Gottheiten werden Bitten für die Genesung und das Wohlbefinden des Labarna gerichtet. Auch diese Bitten wiederholen sich nach einem festen Schema, das aus vier Sätzen besteht. Diese Sätze finden sich immer am Ende eines Paragraphen:

āššu IGIḪI.A lāk(ten)

labarnan aššu šuwatten

ēšri=ššet newāḫ

n=an EGIR-pa mayantaḫ6

Der zweite Teil ist durch KUB 41.23 wiedergegeben und wurde schon von Giorgieri 1991, 256ff., ausführlich kommentiert. Hingewiesen sei auf die Wiederholung der obengenannten vier Sätze, die sich aber nicht am Ende eines Paragraphen befinden und von einem AZU-Priester rezitiert werden. Angesprochen ist der Sonnengott der Götter. Ein doppelter Paragraphenstrich nach dem kolon 83 deutet auf das Ende des Ritualabschnittes für den Sonnengott. Dafür spricht auch der nach dem kolon folgende neue Teil, in dem das Ritual für die männlichen Götter und für die Göttin Maliya durchgeführt wird. Ab kolon 85 ähnelt die Struktur des Rituals wieder KUB 43.63.

Der fragmentarische Zustand der Tafelrückseite lässt lediglich eine ähnliche Struktur von KBo 59.114 Rs. (A3) und KUB 43.63 Vs. erkennen. Auch hier erscheinen Bitten für die Genesung und das Wohlbefinden des Labarna (vgl. die kola 97-100). In KUB 41.23 Rs. (A2) ab kolon 112 treten nochmals die männlichen Götter und die Göttin Maliya auf, die schon auf der Vs. II belegt waren. Insgesamt kann aber nur eine Ähnlichkeit zur Phraseologie der Vs. festgestellt werden.

© Universität Mainz – Institut für Ägyptologie und Altorientalistik ␣␣

1

Vgl. ABoT 2, S. 26.

2

Giorgieri kannte als Duplikat nur KBo 22.170 und zog KUB 57.86 als Duplikat in Zweifel(vgl. S. 256 Anm. 37).

3

Dagegen vermutet Giorgieri, dass es sich um einen Eigennamen handelt und das Ritual für Ḫattušili I - Labarna durchgeführt wurde.

4

Der größte Teil der Fragmente von CTH 458.10 zeigt einen Duktus IIIc, auch wenn einige Texte zu winzig sind, um eine sichere Datierung vorzunehmen. KUB 57.86 bildet mit dem älteren Duktus (IIa/IIIa?) eine Ausnahme.

5

Im Paralleltext KUB 57.86 nepišaš DIM-aš.

6

Vgl. die Variante GURUŠ-aḫ in Bo 3995 Vs. II 15'. Zu bemerken ist die Tatsache, dass die letzten zwei Ausdrücke nicht in dem Teil vorkommen, der sich auf die männlichen Götter und auf die Göttin Maliya bezieht (vgl. kola 94 und 95).


Editio ultima: 2013-02-05






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