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CTH 395.1

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Citatio: A. Chrzanowska (ed.), hethiter.net/: CTH 395.1 (TRde 09.01.2017)

1 -- [Wenn es einen Mens]chen, einen Mann oder eine Frau (gibt),
2 -- dessen Jahre gestört1 sind,
3 -- behandelt (wörtl. macht) der Herr des Wortes ihn folgendermaßen:
4 -- Auf das Dach stellt er vor die Sonnengottheit einen Tisch.
5 -- Darauf legt er 1 Soldatenbrot.
6 -- Auf das Soldatenbrot schüttet er alle Körner.
7 -- (Es gibt:) Emmer2, šeppit3, parḫuena-, ewa-4, karaš5, ḫattar, zinail, kūtiya-6.
8 -- Jeder Samen ist gesondert aufgeschüttet.
9 -- Darauf liegt ihnen, den Samen, ein dickes Brot aus feinem Weizen als Bedeckung.
10 -- Dazu (gibt es:) Gold, Silber, Lapislazuli, Karneol, parašḫa-Stein, Stein des Lebens, Babylon-Stein.7
11 Er nimmt von jedem ein bisschen.
12 -- (Es gibt:) Ein bisschen Bierbrot (und) Malz, 6 Hände(voll) von kappi-Korn8 – darunter je 2 rote (und) 2 schwarze.
13 -- (Dann) mumuwai9 das parḫuena10 des Sonnengottes11 .
14 -- Und (von) einem lebenden Pflugrind, von der Rundung eines seiner Hörner, schneidet man ein wenig ab12.
15 -- Und dies legt (i.e. steckt) er in das dicke Brot hinein.
16 -- 7 dicke Brote aus feinem Weizen,
17 -- die legt er auf die Soldatenbrote.
18 -- Dann 1 kleines dickes Brot für die Schicksalsgöttin.
19 -- Und dieses legt er gesondert auf das Soldatenbrot.
20 -- Vor den Tisch wird unten auf den Boden ein Becher aus gebranntem Ton gestellt.13
21 -- Darein wird Glut geschüttet.14
22 -- Die Zeder, das Butterschmalz, den Honig [und] ḫušt räuchert er.15
23 -- Obenauf schüttet er Mehl aus Weizen16 und Salz
24 -- und spricht folgendermaßen:
25 -- „Wie die Schafe Salz lecken,
26 -- ebenso möge der Sonnengott kommen, um diese Beschwörungen zu lecken.“
27 -- Das erste Mal beschwört der Herr des Wortes den Sonnengott folgendermaßen:
28 -- „Der Sonnengott hat ein Fest gemacht.
29 -- [Er hat] alle Gottheiten [eingeladen].
30 -- [Er hat] die ganze Menschheit [eingeladen].
31 -- [ … ]“
17
32 -- [ … ]
33 -- Der Sonnengott dr[eht sich?] rund herum.
34 -- (Frau) Maddu[- … ] ihm.
35 -- Und sie [ … ] (vor) dem Sonnengott auf ihre Knie.
36 -- „Sonnengott, mein Herr, [gib] ih[n] mir zurück!
37 -- Gib (mir) mein Kalb, meinen Sohn!“
38 -- „Heller Sonnengott, halt dein Ohr geneigt!
39 -- Nimm alle Körner!
40 -- Sonnengott, mein Herr, [den] H[errn des Rituals gib mir aber zurück]!
41 -- Nimm dir das Gold!
42 -- Den Herrn des Rituals gib mir aber zurück!
43 -- [ … ]
44 -- [ … ]
45 -- Nimm dir den Lapislazuli!
46 -- Den Herrn des Rituals gib mir aber zurü[ck]!
47 -- Nimm dir den Karneol!
48 -- Den Herrn des Rituals gib mir aber zur[ück]!
49 -- Nimm dir den Babylon-Stein!
50 -- Den Herrn des Rituals gib mir aber zurü[ck]!“
51 -- „Nimm dir den Stein des Lebens!
52 -- Den Herrn des Rituals gib mir aber zurück!
53 -- Nimm dir den parašḫa-Stein!
54 -- Den Herrn des Rituals gib mir aber [zurück]!
55 -- Nimm dir das Bierbrot und das Malz!
56 -- Den Herrn des Rituals gib mir aber zurück!
57 -- Du, Sonnengott, geh!
58 -- 3 Mal, 4 Mal, 5 Mal [ … ] auf der Wiese? …
59 -- Spann den Müden ab,
60 -- Schirr den Frischen an!
61 -- Spann den Müden ab,
62 -- Schirr den Frischen an!“
63 -- Dies sage 3 Mal.
64 -- „Wie sich ein kappi-Korn18 vor dem Mühlstein rettet,
65 -- so soll der Herr des Rituals sich aus dem Mund des Agni retten.
66 -- Wie das vordere Rad (Akk.) das hintere Rad nicht trifft,
67 -- so soll der schlechte Tag also den Herrn des Rituals nicht treffen.
68 -- (Sind) nicht meine [Worte] des Sonnengottes und der Kamrušepa Worte?19
69 -- Sie [ ... ] die Be[schwörung?] der Sonnen der Sterblichen20“.
70 -- Diese Beschwörung be[schwört er?] 7 Mal.
71 -- Er bricht 7 dicke Brote.
72 -- 1 Mal macht er die Runde.
73 -- Er bricht 1 dickes Brot.
74 -- Er bes[chwört? … ].
75 -- Was das dicke Brot betrifft, so zerteilt er 7 für die Gottheit [ … ]21
76 -- und spricht ebenso:
77 -- „Du, Sonnengott, iss!
78 -- Das, (was) ich stets sage,
79 -- und was ich dauernd beschwöre,
80 -- dies lass mir, o Sonnengott, zurückkehren!“
81 -- Wenn die Bes[ch]wörung [ … ],
82 -- [bricht er] ein dickes Brot.
83 -- [ … f]üllt er.
84 -- Den Schicksalsgöttinnen [ … ]
85 -- [ … ] zert[eilt] für die Schicksalsgöttinnen ebenfalls.
86 -- [ … ]
87 -- [ … ]
88 -- [ … ]
89 -- [ … ] unten? [ … ]
90 -- [ … ]
91 -- Und ihn? lass mir zurück.
92 -- [ … ] tarnuwar22 [ … ].
93 -- Die Körner schüttet man auf das Dach.
94 -- (Wenn) die Sonne noch steht,
95 -- nimmt der He[rr] des Wortes [ ]
96 -- und legt ihn/sie/es in die Innenkammer des Hauses.
97 -- Wenn es dunkel wird,
98 -- gräbt der Herr des Wortes [ … ] des Riegelholzes [ … ] die Erde.
99 -- Er nimmt ein Ferkel
100 -- und sticht es in der Grube ab.
101 -- Sein Blut lässt er hinunter.
102 -- Das Saugferkel23, [Emm]er?, … , Getrei[de, … ], kuna???, Rührkuchen legt er unten in die Grube.
103 -- Er nimmt 1 fettes Brot,
104 -- bricht es,
105 -- und legt es [ … ].
106 -- „Die alten Götter mögen24 essen.
107 -- Esst [und trinkt?] ihr25 das Blut des Schweines, Herz, ummanta, Weizen26, [ … ], Mehl, Rührkuchen, fettes Brot.
108 -- Esst euch satt“.
109 -- Den Wein gibt er 3 Mal.
110 -- Er libiert (ihn) in die Grube.
111 -- Man ruft die alten Götter.
112 -- G[etreide]?, [Wei]n?, B[ier]? 27
113 -- [Er nimmt das F]ett.
114 -- Das Riegelholz bestreicht man mit Fett.
115 -- Darauf [ … ] ein reines dickes Brot.
116 -- Auf dem Riegelholz legt er (es?) ab.
117 -- [ … ] darauf legt er ein fettes Brot.
118 -- Er [nimmt?] Wein und Bier.
119 -- Vor jedem li[biert? er … ] 3 Mal.
120 -- „Du, Riegelholz …28
121 -- öffnest zurück immer wieder
122 -- dunk[le Erde … ]
123 -- Geh du, öffne wieder“.
124 -- „Bring die alten Gottheiten her.
125 -- [ … ] dort nimmt man.
126 -- Sie sollen gehen29.
127 -- Dort sollen sie die Sonne der Erde fortwährend anrufen.
128 -- Was (auch immer) [ … ] ich getan habe.
129 -- Mich/mir [ … ] die Gottheiten zurück“.
130 -- [ … ] das Saugferkel (Akk.) [ … ]
131 -- Dann, von dem ganzen Körper, schneidet er [das Fleisch?30] ab.
132 -- [ … ] legt er darunter.
133 -- Er [opfert] 1 Mal Wein.
134 -- Und spricht folgendermaßen:
135 -- Als ich [ … ].
136 -- Fleisch? von dem Körper [ … ]
137 -- A: [ … ] B: Welche [ … ] dem König.
138 -- A: [ … ] B: [ … ] der König [verbeugt si]ch? vor dem Sonnengott.
139 -- A: [ … ] vor dem Tisch [ … ]. B: Er ni[mmt] sie
140 -- A: Er libiert 3 Mal. B: und wickelt sie um seinen Nacken.
141 -- A: [Und] der Herr [des Wortes], er spricht folgendermaßen: B: Und der Herr des Wortes spricht folgendermaßen:
142 -- Als du es während der 7 Tage31 [ … ] von dem lebenden [ … ] das Beschworene umwickelt hattest,
143 -- sollen dir al[l]e Gottheiten zurufen: .
144 -- A: Der Herr des Wortes [be]tet [ … ]. B: Der Herr des Wortes betet den König an.
145 -- Er kommt heraus.
146 -- Der 9. Tag wird abgeschlossen.
147 -- [Die] Darmwindungen des Stieres nimmt [der Herr des Rituals]32 zurück.
148 -- Was auch immer? [ … ] nimmt sich [ … der Herr des Rituals]33.
149 -- Er ni[mmt?] es sich.
150 -- [ … ] Soldatenbrot, ein dickes Brot und ištapuliyant34 isst man aber.
151 -- Der Herr des Wortes nimmt35 den Tisch aus Rohrgeflecht.
152 -- A: Der Herr des Rituals hatte das Beschworene während der 7 Tage um sich gewickelt. B: Der König hatte das Beschworene während der 7 Tage um sich gewickelt.
153 -- [Wenn] der 7. Tag kommt,
154 -- nimmt er es sich ab.
155 -- Er legt es in den Kleiderkasten,
156 -- den man nicht aufbricht.
157 -- Man legt ihn in das Siegelhaus.
158 -- Und niemand wird ihn wieder öffnen.
159 -- Dieses Ritual macht er selbst, der Herr des Wortes, in einem anderen Haus.
160 -- Er macht dies nicht im Palast (sic!)36.
161 -- Der König (sic!)37 tritt nicht hin(ein?).
162 -- Nachdem er sich am 9. Tag gewaschen hat,
163 -- wickelt er das Ganze um sich.
164 -- A: Das Ritual der Ḫantitaššu, einer Person von Ḫurma, (wird) abgeschlossen. B: 1. Tafel. Das Wort der Ḫantitaššu, der Frau von Hurma: „Wenn einem Mensch, einem Mann oder einer Frau, die Jahren gestört (sind“, wird) abgeschlossen.
165 -- B: [ … ] hat geschrieben38.
1
Siehe CHD L-N 438ff. sowie Ünal 1996, 33ff.
2
So HZL 241, oder Weizen nach HEG/2, 999.
3
Laut Hoffner 1974, 3: Eine Art Weizen; HHW 149: Ein Brotgetreide, Weizenart. Zur Literatur siehe HEG II/2, 997f.
4
Laut Hoffner 1974, 3: Eine Art Gerste; HEG I, 119 (mit Literatur): Eine Feldfrucht, Art der Gerste.
5
Laut Hoffner 1974, 3: Eine Art Weizen.
6
Vgl. CHD P 149a: „Wheat, šeppit-grain, parhuenas, ewan, karaš-grain, lentils and chick peas are placed. Each (kind of) seed is poured out/heaped up separately“ sowie HEG II/2, 999: „Weizen, šeppit, parḫuena, ewa, karaš, hattar und zinail sind hingeschüttet“.
7
Vgl. CHD P 140a: „Inside are gold, silver, lapis lazuli, carnelian, p.-stone, 'life-stone', Babylon-stone; (s)he takes a little of everything“.
8
Oder: 6 kleine Hände“. Dazu siehe CHD L-N 303a. Zur Bedeutung dieses Wortes siehe auch Ünal 1996, 47f. Vgl. auch Kolon 63 mit Anm.
9
Als reduplizierte Form zu muwai-? – siehe dazu CHD L-N 329b.
Laut CHD P 150a: „A kind of grain“.
Im Exemplar B: Götter (DINGIRMEŠ).
Siehe dazu Ünal 1996, 49; laut Haas 2003, 519: Man schneidet einem lebenden Pflugrind von der Rundung (alpuemar) seiner Hörner (Hornspan) ab“. Vgl. auch Haas 2003: 430: „Man schabt Späne vom Horn eines Pflugrindes ab“.
CHD P 15b: On the ground, down in front of the table, there stands an earthenware crock; CHD P 310a: Down in front of the table, on the ground, an earthen cup lies; CHD P 191b: GAL GIR filled with embers.
CHD P 15b: Into it the fire/hot embers is/are poured/and embers are poured into it.
Siehe auch CHD Š 123b: She burns cedar, ghee, honey and hušza.
Oder: Mehl, Weizen ...
Dieser Paragraph und ein offensichtlich noch folgender beinhalteten möglicherweise, was auch § 3 und § 4 von KUB 58.94 und KUB 57.79 enthalten.
Hoffner 2000, 72: A small particle.
Ünal 1996, 29 übersetzt: Are my [word]s not (identical with) the words of the Sun God and Kamrušepa?; Ähnlich Miller 2004, 451: Are not my words the words of the Sun-Deity and of Kamrusepa?; Siehe auch Miller 2005, 140.
Ünal 1996, 29 mit Anm. 150 übersetzt: [Accept] them as the conj[urations] of a mortal!
Siehe auch Hoffner – Melchert 2008, 161: As for thick breads, he breaks a set of seven for Hebat. Vgl. den Kommentar von Miller 2004, 448 zur Lesung des Gottesnamens.
Verbalsubstantiv: Das Loslassen?
Siehe HEG III, 390; Laut Popko 2003, 43 Bezeichnung irgendeines Tieres.
Imp. 3. Pl.
Imp. 2. Pl.
Siehe Hoffner 1974, 69ff.; Laut Rieken 1999, 43ff.: Einkorn, Dinkel.
Rekonstruktion, Bedeutung und Zusammenhang unsicher.
Zur Übersetzung dieser Passage bis Kolon 128 siehe Hoffner 1967, 390f. sowie Collins 2002, 233; Anders Miller 2004, 449 mit Kommentar.
Imp. 3. Pl.
Siehe unten im Kolon 135.
Ünal 1996, 24 emendiert neun Tage. Je nach Zählung des Beginns des Tragens – nach zwei Tagen für sieben Tage tragen – ergibt sich eine Gesamtdauer des Rituals von neun Tagen. So wären hier sowohl sieben Tage als auch neun Tage des Tragens der beschworenen Dinge möglich: Im ersten Fall werden sie nach dem zweiten Tag und im zweiten Fall bereits am ersten Tag des Rituals auf dem Patienten platziert. Die sieben Tage des Tragens bestätigen Kola 151 und 152, die auch dadurch in beiden Exemplaren nicht emendiert werden müssen.
Im Exemplar B ist dies der König.
Im Exemplar B ist dies der König.
Siehe Hoffner 1974, 165.
Im Exemplar B: nimmt sich aber.
In beiden Exemplaren.
In beiden Exemplaren.
Nach Ergänzung von Ünal 1996, 32: Schreiber PN1 hat vor dem PN2 geschrieben.

Editio ultima: Traductionis 09.01.2017