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[Folgendermaßen] (spricht) Banippi, der Vogelschauer:
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Wenn [ein Fr]eund seinem Gefährten ein šeknu- [hochst]ülpt1,
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und die Götter vor ihm [verste]ckt2,
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dann (ist) ihm dies sein Ritual:
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[... eine Zu]nge (und) ein ḫurli-3 aus Lehm fertigt er.
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[Auf dieser Seite … ]-te er? [ … ],
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und er [ … ] auf der Seite [...]
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Einen Stuhl aber, einen Tisch aus Rohrgeflecht, [...], einen [...], ein Soldatenbrot und drei süße Brote [...] stellt er zur Zunge.
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[...] stellt er [hin]ab?.
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Einen Becher Wein aber [...]
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[Di]es? bereitet er vor.
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[...] ... opfert er.
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[...] i[n? ...] der Zunge des Landes [...]
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[...] ... eine Zunge, ein ḫurli- [...]
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[...] des [...] der Sonnengott [...] ... kommst du.
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[ih]m lässt [du] es wiederholt hinein.
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[...] ... hörst du.
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[...] soll der Fluss forttragen.
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[...] zerbrich[t er].
(Bruch)
(Lücke unbestimmbarer Größe)
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[...] opf[ert er?] vor den Gö[ttern].
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Und dann nimmt sich der Opferschauer Öl, Honig, Dickbrot (und) Getränk[espe]nden.
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Und er geht zu den Bergen
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und spricht folgendermaßen:
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„All ihr großen (und) kleinen Berge,
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warum kam ich in die schwer zugänglichen Täler?
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Warum strengte ich mich an?
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Ein Menschenkind warf man wie ein Rind hinter die Umzäunung.
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Und auch ihr, Berge, sollt mir beistehen!“
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Folgendermaßen (sprechen) die Berge:
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„Fürchte dich nicht!
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Wir werden dir beistehen!
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Seine Baumspitze soll das Holz/den Baum vollkommen spalten!4
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Sein waršima-, sein eigenes miya-, bindet es.
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Den Rehbock schlägt sein aliyanzina-5, sein eigenes miya-.6
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... schlagen eben wir.
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[Schmerzensschr]ei, Blut, Gerede der Menge [behan]deln wir.
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Geh (und) [gib] es den uralten [Göttern]!
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Sie sollen es hinunter schaffen in die dunkle Erde!
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[...] bri[ng? ] die Erde unter [dem B]aum [...].
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[... w]e[g ...] ... […]
(Bruch)
(Lücke unbestimmbarer Größe)
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„[...] ... mache ich immer wieder blutrot,
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ma[che ich] immer wieder [wei]ß,
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mache ich immer wieder [schwa]rz.“
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Dem Mann (und) der Frau, zu deren Köpfen eine Fackel brennt,
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lässt man das kippa-Zelt7 hinab.
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Und der Ritualherr läuft [h]inaus,
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ein Mensch aber tritt weit zu[r]ück.
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„Der Ritualherr kommt,
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ein verzauberter Mensch.“
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Und ebenso behandelt er die 7 kippa-Zelte reihum.
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Er ruft den Ritualherrn bei seinem Namen.
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Sowie er aber das Verbrennen der kippa-Zelte beendet,
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den Leuten8, die die kippa-Zelte hinablassen,
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wirft man ihr Stein(e) hinterher,
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und Waffen (und) [S]child(e) schwingt man nach ihne[n].
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Geht, ihr verzauberten Mensch[en]!“
(Kolumnenende. Auf der Rs. IV kein Text erhalten.)
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Für eine Diskussion der Bedeutung der Wendung šeknun šara pippa- mit Literaturverweisen s. CHD Š 362f., s.v. šeknu- und CHD P 270f.
Siehe zur Übersetzung CHD P 271a.
HW2 Ḫ, s.v. ḫurli-: "Kehlkopf(?), Gaumenzäpfchen(?)" mit Verweis auf weitere Literatur. Eine Übersetzung als Adjektiv "hurritische Zunge" scheidet aus, da nach HW2 Ḫ, s.v. ḫurla- die Form ḫurlan lauten müsste.
HHW, s.v. aliya(n)zina-: "(ein Kultsymbol in Tiergestalt?)".
Übersetzung der letzten beiden Kola nach CHD L-N 223.
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