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Wenn man ein Ritual an der Grenze des Feindeslandes durchführt,
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opfert er (d.h. der Ritualführer) ein Schaf der Sonnengöttin von Arinna, dem Wettergott, dem Schutzgott, >allen Göttern<, dem Telipinu von Durmitta, den männlichen Göttern, den weiblichen Göttinnen, den Göttern der Versammlung, allen Göttern1, allen Bergen und Flüssen.
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Man opfert aber ein Schaf dem Zitḫariya.
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Man spricht folgendermaßen:
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„Siehe, Zitḫariya neigt sich vor allen Göttern;
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die beständigen Zuteilungen2, die Zitḫariya gehörten,
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welche Gebiete vorhanden waren,
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wo man ihm große Feste zu feiern pflegte,
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die haben jetzt die Kaškäer an sich genommen.3
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Die Kaskäer verursachten Probleme4
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(indem) sie sich dauernd ihrer Angriffskraft (und) Widerstandskraft5 rühmen,
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und haben euch, Götter, demütigt.
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Siehe, Zitḫariya neigt sich vor allen Göttern.
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Bei euch erhebt er (dauernd) die Anklage;
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richtet für ihn, (ihr) alle Götter, den Rechtsstreit!
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Es soll eine Strafanzeige in jeder Hinsicht für (euch) Götter sein.
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Jene (Sachen7) aber wurden nicht nur dem Zitḫariya weggenommen,
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euch [a]llen Göttern auch – der Sonnengöttin von Arinn[a], dem Wettergott von Nerik, dem Wettergott, der Schutzgottheit, dem Telipinu, allen Göttern – (wurden) sie weggenommen,
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euch wurden seine Städte weggenommen.
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Nun erhebt Zitḫariya bei euch, allen Göttern, (dauernd) seine Anklage.
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Nehmt euch auch eure Rechtssache zu Herzen,
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entscheidet eure Rechtssache zu eurem Vorteil8,
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entscheidet die Rechtssache [fü]r Zitḫariya!
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Vernichtet, oh Götter, das Land der Kaškäer!
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Jede [Gott]heit soll sich um ihre eigene Kultplätze kümmern
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(und) soll sie sich wieder nehmen!
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Zitḫariya soll sich wieder seinen Kultplätzen zuwenden
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(und) er soll in jene Gebie[te]9 dauernd zum Durchstreifen gehen.
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Sie sollen [ … ]-en.10
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[ … ] sollen sie die großen Feste dauernd feiern.
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[ … ] eure(n)/eures [ … ] wieder [ … ]“
(Kola 32-34 zu fragmentarisch für eine Übersetzung)
(Bruch)
(Lücke unbestimmbarer Größe)
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Folgendermaßen spricht er/sie:
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„Nun, Götter des Landes Kaška, wir haben euch zur Versammlung einberufen.
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Geht (sofort) daran, zu essen (und) trinken!
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Nun, die Anklage, die wir (gegen) euch erhoben haben,
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schenkt ihr Aufmerksamkeit!
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Die Götter des Landes Ḫatti haben euch, den Göttern des Landes Kaška, nichts weggenommen,
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sie haben euch nichts mit Gewalt weggenommen.
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Und ihr, Götter des Landes Kaška, habt gestritten:
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ihr habt die Götter des Landes Ḫatti aus (ihrem) Land vertrieben
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und ihr habt ihr Land für euch genommen.
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Die Kaškäer stritten (auch):
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ihr (Kaskäer) habt den Bewohnern des Ḫatti-Landes ihre Städte weggenommen,
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ihr habt (sie) aus (ihren) Feldern (und) aus ihren Weingärten vertrieben.
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(Die Kaškäer) fordern die Götter und die Menschen des Landes Ḫatti zum Blutvergießen auf;
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für die Götter des Landes Ḫatti (Blut) (ist) [nicht(?)] zu vergießen,
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Und ihr11 Blut (ist) auch für die Menschen [des Landes Hatti nicht] zu vergießen.
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Euch Götter [und] Men[schen] d[es Landes Kaška … ]
(Bruch)
(Lücke unbestimmbarer Größe)
(Bruch)
(Lücke unbestimmbarer Größe)
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[ … ] … kleine (Neut. Pl.) [ … ]
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[ … ] … er (Nom.) aber wieder/zurück [ … ]
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[ … ] … er vor unten [ … ]
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Bier (und) Wein [ … ]
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[Folgen]dermaßen spricht:
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[Oh Götter des] Feindes esst (und) trinkt!
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Ihr sollt zurück/wieder i[n … ]-en
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Ihr sollt den Feind nie[derschlagen]
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Wenn man fertig ist,
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geht er/sie wieder zu den Göttern von Ḫatti.
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Man isst Fett (und) Brot auf
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(und) er/sie opfert den Göttern von Ḫatti, dem Wettergott der Armee (und) Zababa.
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Wie oft es auch immer aber für sie richtig (ist),
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so oft wird man trinken.
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12Der Herr der Gottheit nimmt die Gerätemodelle (und) die Schafhäute.
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(Dann) kehrt man zur Armee zurück
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(und) ebenso liefert man die Schlacht.
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(Von) zwei Tafeln (nieder)geschrieben. Beendet.
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Der Ausdruck „allen Göttern“ wird hier nach Vs. I 3 ein zweites Mal wiederholt. Da sein Vorkommen am Ende einer Götterliste sinnvoller ist, könnte der erste Ausdruck in Vs. I 3 ein Schreiberfehler sein und deswegen zu streichen. Der Schreiber von KUB 4.1 hat einen ähnlichen Fehler am Anfang von Vs. 6 gemacht, in der er tuliyaš – dann radiert – und DINGIRMEŠ-na-aš – nicht radiert und notwendigerweise zu emendieren – irrtümlicherweise wiederholt hat.
So Goetze 1950, 354, Sürenhagen D. 1985a, 60, CHD P, 263 und García Trabazo 2002, 513. Dagegen verstand Schuler E. von 1965a, 169 ukturi und pitta als zwei Substantiven: „Die Kultplätze(?) (und) der Grundbesitz(?) … “. Vgl. die (freie) Übersetzung in HEG P, 599: „was dem (Tempel des Gottes) Zitḫariya als ewiges (auf Dauer gegebenes) Lehen gehört hat“.
Übersetzung von kola 7-9 nach Neu 1968, 198. Schuler E. von 1965a, 169 (so auch CHD Š, 98a) interpretiert kolon 7 anders: „(und) die Länder, die (ihm) zugewandt waren, wo man ihm … “. Für eine weitere Übersetzung von kola 6-10 s. Sürenhagen D. 1985a, 60: „(12-13) Welche beständigen pitta dem Gotte (sic!) Zitharija gehörten, (14-15) die wandten sich (ab) (oder intransitiv: „es wurde rückgängig“). Welche Länder ihm je große Feste auszurichten pflegten, (16) auch die haben jetzt die Kaskäer in Besitz genommen“.
Vgl. HW 2, 428b. Vgl. auch Dardano P. 2002a, 335: „(Les Gasgas) continuent à célébrer leur vigueur et leur force de résistance (litt. „poing (et) os“).“.
Die Deutung ergibt sich aus dem Gebrauch der enklitischen Partikel -za in diesem Kontext (vgl. auch HW2 Ḫ, 137b-138a).
Wahrscheinlich die Gebiete, auf denen sich die Kultplätze befinden (vgl. auch kola 6-8).
Hier ist ein Subjektwechsel zu bemerken.
Im Text eigentlich Singular, evtl. als Kollektivum gemeint.
Für die kola 70-72 vgl. HW2, 598a; die Übersetzung richtet sich nach Ex. A, nach Ex. C und D wäre drei Akk.-Objekte zu erwarten: „Geräte, Modelle (und) Schaffelle“ nimmt der Herr der Gottheit“.
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