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CTH 425.2

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Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 425.2 (TRde 01.08.2016)

1 -- Folgendermaßen (spricht) Dandanku, der Augur.
2 -- Wenn inmitten der Heerlager ein Sterben herrscht1,
3 -- macht man dieses Ritual.
4 -- Futtermischung (wird) gemischt.
5 -- (Dann) nimmt man Getreide und Stroh, rote Wolle, blaue Wolle, schwarze Wolle und weiße Wolle.
6 -- Man mischt Getreide (und) Stroh zusammen
7 -- (und) man schüttet es über die Wegkreuzung hinaus.
8 -- (Dandanku) spricht folgendermaßen:
9 -- „Die Pferdemänner, die dir, Gott Iyarri, (zugehörig sind),
10 -- sollen diese Futtermischung den Pferden geben2.
11 -- Die rote Wolle, blaue Wolle, schwarze Wolle, grüne Wolle und weiße Wolle sollen aber die Dienerinnen der Gottheit nehmen.
12 -- Danach nimmt er (= Dandanku) eine kleine Ziege, ein Fer[kel] und einen Welpen
13 -- (und) an einem unberührten Ort zerlegt man sie für die Heptade3.
14 -- Hinterher libiert man Bier (und) Wein jeweils dreimal für die Heptade.
15 -- Dann geht man weg.
16 -- Der ers[te] Tag (ist) beendet
17 -- Auch am zweiten Tag macht man genauso noch mal weiter.
18 -- Am dritten Tag führt man aber das Ritual durch
19 -- (und) man nimmt dies:
20 -- vierzehn dicke Brote eines tarna-Maßes aus Emmermehl, einen Käse, La[b], drei warme Brote, ein süßes Brot, ein Brot mit Hülsenfrüchten, ein Gefäß mit Bier, eine Schale mit Wein, ein Bronzegefäß, einen Dolch, zwei Ziegenböcke, einen Welpen, einen Köcher.
21 -- Außerdem aber dreißig Pfeile, einen Bogen, einen Esel, sechs Becher, ein GÌR.GÁN-Gefäß, ein Gefäß mit Wasser, einen Topf.
22 -- Sobald er alles eingeordnet hat,
23 -- geht der Ritualherr in freies Gelände.
24 -- In das freies Gelände bringt man auch die (Ritual)zurüstung hin.
25 -- Man [ … ]-t auf der einen und der anderen Seite.
26 -- Einen Ziegenbo[ck un]d [einen Welpen] schneidet man für/auf .. [ … ]ab.
27 -- (und) man grei[ft … ]
28 -- [ … ] geht man [mitte]n hindurch.
29 -- [ … wäsc]ht man sich an einem unberührten Ort
30 -- [ … ]
31 -- [ … ]
32 -- [ … ] …
33 -- [ … ] … [ … ]
34 -- [ … ] … [ … ]
35 -- Er libiert [x mal] für die Heptad[e und für den Iya]rri
36 -- [ … f]ür den Gott Iyarr[i … ] jenen [ … ]
37 -- [Man kocht] mit der Flamme [Lebe]r (und) Herz
38 -- (und) man legt alles vor die Götter.
39 -- Dan[ach] libiert er dreimal [ … (und) Rührku]chen
40 -- Der Ritualherr [verlangt] zu essen
41 -- (und) legt einen Ziegenbock, süßes Brot, Brot mit Hülsenfruchten [vo]r dem Gott Iyarri [und der Heptade].
42 -- Man bringt Fleisch her
43 -- (und) man [nimm]t Oberschenkel [ … ]
44 -- (Dann) isst man.
45 -- Der Ritualherr [verlangt] zu trinke[n]
46 -- (und) trink[t] den Gott Iyarri dreimal.
47 -- [ … ] des Gottes Iyarri (und) der Götter Marwainz[i … ]
48 -- [Da]nach trinkt er aber den Gott Iyarri noch einmal (und sagt:)
49 -- „Danach aber sollen die Dienerinnen, die Stabträger (und) die Kö[che … -en]“
50 -- [ … ] trinkt er dreimal den/die Gott/Göttin [ … ]
51 -- Sobald man mit Essen (und) Trinken fertig ist,
52 -- erhebt sich der Ritualherr.
53 -- (Dann) treibt man einen Esel her.
54 -- Falls (der Ritualherr) ein Armer (ist),
55 -- (dann) macht man einen Esel aus Ton.
56 -- Man wendet seine Augen auf das Land des Feindes4
57 -- (und) man spricht folgendermaßen:
58 -- „Du hast in diesem Land und in dem Heerlager Böses angerichtet;
59 -- dieser Esel soll es nehmen
60 -- (und) in das Land des Feindes hinbringen“.
61 -- Danach spannt man den Bogen
62 -- (und) legt einen Pfeil hin.
63 -- Er (= der Ritualausführende?) schüttet aber die (anderen) Pfeile vor (sich) hin
64 -- (und) sagt:
65 -- „Oh Gottheit, beschieße das Feindesland ständig mit diesem Pfeil5.
66 -- Solange du aber in das Land Ḫatti kommst,
67 -- soll dein Köcher verschlossen sein;
68 -- der Bogen soll für dich beiseite gelassen werden“.
69 -- (Dann) geht man weg.
70 -- Am vierten Tag, wenn es hell wird, bringt man drei Ziegenböcke, 26 dicke Brote eines tarna-Maßes, drei warme Brote, drei Brote mit Hülsenfrucht, drei süße Brote, drei Gefäße Bier, zehn Becher, ein ḫanešša-Gefäß, [ … ] hin.
71 -- Auf jede Weg[kreuzung6 … ]
72 -- (und) drei Wege ebenso [ … ] …
73 -- Auf das/die [ … ] überall drei dicke Brote [ … ]
74 -- [( … )] überall auf einem Weg [ … ] für den Gott [ … ] libiert er.
75 -- (Dann) zerteilt man die Ziegenböcke
76 -- (und) steckt das Fell je[der Ziegenböcke] auf einem Baum7 fest;
77 -- ihnen [werden] aber die Köpfe [abgeschlagen]
78 -- (und) genau in dem Fell kocht man aber das ganze Fett.
79 -- [Leber] (und) Herz kocht man mit der Flamme.
80 -- Er (= der Ritualausführende) legt die Le[ber (und) das Herz] eines jeden (Ziegenbockes) [(…) vo]r ihn,
81 -- libiert Bier (und) Wein üb[erall] auf [den Wegen]
82 -- (und) sagt:
83 -- „Oh Gottheit, nun für dich haben wir [das Fell dieses] Ziegenbocks festgesteckt.
84 -- Du kommst
85 -- (und) du sollst über[all … ] schauen.
86 -- [ … ] in guter Absicht in dem/das Land Ḫatti [ … ]
87 -- [ … in der Bos]heit [soll]8 aber nicht mehr [ … ]
88 -- [ … ] in guter Absicht sollst du ständig schauen.
89 -- Das Land Ḫa[tti … ]“.
90 -- Man [setzt si]ch, um zu essen [(und) trinken]
91 -- (und) n[immt] eine Kostprobe.
92 -- [ … ] für jede Gottheit legt/nimmt er ein(e) [ … ]
93 -- (und) man isst.
94 -- Man [tri]nkt aber den Gott Iyarri.
95 -- (Ritual) für Iyarri (und) die Heptade.9
96 -- Eine Tafel beendet. Wenn man im Heer(lager) schrecklich stirbt.
1
Für diese Übersetzung der Verbalform akkišk- vgl. Neu 1968, 2.
2
Übersetzung nach HW2, 55b. Anders Bawanypeck D. 2005a, 139: „Die Pferdeknechte des Gottes, die dir, dem Iyarri, (zugehörig sind), diese sollen die Futtermischung den Pferden geben“. Die Stellung von ŠA DINGIR-LIM nach dem Relativpronomen schließt aus, dass es das rectum von MEŠ ANŠE.KUR.RA ist. Da beide Exemplare von CTH 425.2 sjh. sind, ist als Akk. Pl. und nicht als Nom. Pl. vorzuziehen.
3
Die Auslegung von pariyan bleibt unsicher. Für weitere Übersetzungen vgl. Neu 1980, 44: „und sie zerlegt man für die 'Sieben-Gottheit' darüber hinaus (noch) an einen anderen Ort“; CHD P, 153a: „Beyond(?), in an uncultivated place they cut them up for the Seven Deities“; Bawanypeck D. 2005a, 141: „Außerdem?, an einen unberührtem Ort, schneidet man sie für die Heptade auseinander“.
4
Das Verb anda neyanzi besitzt deutlich zwei Objekte, und zwar -an und IGIḪI.A-wa. CHD Š, 72a: „then they turn its eyes (lit.: turn it, namely, the eyes) toward the enemy country“ interpretiert sie als doppelten Akkusativ. Jedoch sind die zwei Objekte weder nach Genus noch nach Numerus gleichgeordnet: während das enklitische Pronomen -an genus communis und Singular ist, ercheint IGIḪI.A-wa als Neutrum und Plural. Infolgedessen scheint eine Konstruktion mit doppeltem Akkusativ auszuschließen zu sein. Besser wäre, IGIḪI.A-wa als Akkusativ der Beziehung aufzufassen, damit man die folgende wörtliche Übersetzung hätte: „Man wendet ihn, was die Augen betrifft, auf das Land des Feindes“.
5
Vgl. Bawanypeck D. 2005a, 145: „Gottheit (be)schieße das Feindesland von hier ständig mit diesem Pfeil“.
6
Vgl. kolon 7.
7
Oder „auf ein Holzstück“.
8
Die Negation deutet auf einen Imperativ.
9
Dieser Satz bleibt ohne Zusammenhang mit dem vorherigen Kontext und scheint den Abschluss des gesamten Rituals zu markieren.

Editio ultima: Traductionis 01.08.2016