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CTH 430.2

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Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 430.2 (TRde 05.02.2013)

1 -- [ ... ] ihrer [Gebär]mutter [ ... ]
2 -- [ ... ] darunter eins aus Holz1 [ ... ] ... [ ... ] (ist) darauf gele[gt]2.
3 -- [ ... ]
4 -- auch hier ist ein Lab gelegt
5 -- [ ... ] frisches taraša3 [ ... ] ein kleiner Dolch aus Bronze (und) vier Pflöcke aus Bronze (gibt es).
6 -- [ ... w]o immer ich [das Kind] großziehe4,
7 -- geben der AZU-Priester und der Augur [ ... ].
8 -- [ ... ] schwenkt das ḫušti-5 darüber hinweg.
9 -- [ … ]
10 -- Die Hebamme [sagt] mir [folgendermaßen:]
11 -- [“(Ich)], die Hebamme, habe [das Kin]d zur Welt gebracht6
12 -- [(und) es … ] … “.7
13 -- Wenn sie mir das Kind übergeben,
14 -- [dann mache ich dieses8]:
15 -- [wenn] ich [e]s (in Bezug auf) seinen Mund reinige,
16 -- wenn es [dem Leben] (geweiht ist)9,
17 -- [dann lasse] ich [es bestehen]10;
18 -- wenn es aber nicht dem Leben (geweiht ist),
19 -- [dann ich es/ihm … ].
20 -- Ein Palastangestellter aber steht mir zur Seite,
21 -- wenn ich [e]s (in Bezug auf) seinen Mund reinige.
22 -- Ich schaffe [ … ]11 dort hin.
23 -- Die kurtalli-Körbe12 sind gelegt
24 -- [(und) … ] ein Netz (ist) ausgebreitet.
25 -- Dann [ … ] das Kind (Akk.) auf? die kurtalli-Körbe,
26 -- ich reinige [e]s?,
27 -- dann schwenke ich taraša- über ihm.
28 -- [ … ] den Kopf eines Wolfes aber verbrenne ich.
29 -- Ich wasche [der/des … ]-uwa(?)13 seine(n/s) Kopf(es)
30 -- (und) die Königin bekleidet es (d.h. das Kind) [mit … ].
31 -- Ich nehme (die Kleider) jener14 (d.h. der Königin) aber weg
32 -- [und] setze [ihr] das Kind auf ihre Knie.
33 -- [ … ]
34 -- ich habe ihm frisches Heilmittel schon gegeben
35 -- [(und) es (d.h. das Kind??) … ]-t;
36 -- ich mache mich daran, ihm das Heilmittel … endlich15 zu geben16.
37 -- [ … ] nehme ich [diese Kräute]r
38 -- Saf[ran], (Kopf?)salat17, [ … ]
39 -- [ … ] . [ … ] Trinkgefäß
(Bruch) Lücke unbestimmter Größe
40 -- [ … ] … [ … ]
41 -- [ … ] soll vertreiben.
42 -- … [ … ]
43 -- [ … kur]ze Jahre desgleichen (= soll er/sie vertreiben?).
44 -- [ … ] desgleichen (= soll er/sie vertreiben?).
45 -- [ … dem Men]schen aber soll er/sie lange Jahre [geben].
46 -- [ … ]
47 -- Die Sonnengöttin der Erde soll sie/es in Kieselsteine verwandeln!
48 -- (Die Sonnengöttin der Erde) soll [sie/es ihm weg]nehmen!
49 -- Ich [ … ]-e
50 -- (und) beschwöre folgendermaßen:
51 -- Bier wurde vom Himmel herunter gepresst18
52 -- [ … wurde? … ge]presst.
53 -- Ich bin in den Viehhof gegangen,
54 -- dann habe ich für Immarni19 einen Ziegenbock gefordert
55 -- [(und) er (d.h. Immarni?)] sah [ … ]
56 -- und ich, 'die Alte', [halte(?)] (ihn?) mit den zehn Fingern.
57 -- [ … ] halte ich [den Ziegenbo]ck20 dabei dem Menschen an (seine) neun Körperteile.
58 -- [ … die Au]gen (sind) seinen Augen zugeordnet;
59 -- die Augenbraue der Augenbraue dsgl.;
60 -- [ … dsgl.;]
61 -- [die Ohr]en seinen Ohren dsgl.;
62 -- der Mund seinem Mund dsgl.;
63 -- [die Leber der] Leber dsgl.;
64 -- die Gallenblase der Gallenblase dsgl.;
65 -- das Geschlechtsteil seinem!? [Geschlechtsteil] dsgl.;
66 -- der Anus21 seinem Anus;
67 -- [ … ] dem/der … dsgl.;
68 -- die Hoden [den Hoden dsgl.];
69 -- [die Kn]ie den Knien dsgl.;
70 -- der Fuß dem Fuß dsgl.
71 -- [ … ] seinem/seiner [ … ] … 22
72 -- … und Fluch
73 -- Er/sie wird [ … (Akkusativobjekt?)] in die hohen Berge hinführen;
74 -- Er/sie wird [ … (Akkusativobjekt?)] in das Gras der [Wies]e23 hinführen
75 -- Soll er/sie/es [ … ]-en!24
76 -- Soll der Ziegenbock zu der Sonnengöttin der Erde gehen!
77 -- [ … ] … für die Sonnengöttin soll er/sie eine brennende Fackel halten!
78 -- [ … ]
79 -- Ich zerstückele aber den Ziegenbock,
80 -- ich [ko]che [ … ]
81 -- Und eine Gestalt aus Holz [ … ]
82 -- [die]se (Dinge) verbrenne ich.
83 -- [ … beend]et.
1
So nach Beckman 1983, 43. Das Sumerogramm GIŠ könnte aber auch als Det. betrachtet werden, sodass man in der Lücke einen Gegenstand aus Holz ergänzen kann.
2
Hier kann man vielleicht an das MedP. Verb ki- „liegen, gelegt sein“ denken, das in Verbindung mit dem Präverb šer etwa „darauf gelegt sein“ bedeutet. Vgl. dazu auch kolon 4.
3
Berman 1972, 466: „a living taraša animal“. Vgl. Kommentar in Beckman 1983, 47.
4
Vgl. CHD Š, 87a.
5
Zur ḫušti-Materie vgl. Beckman 1983, 50-51 und Görke 2010, 250-251, 281-285.
6
Nach meiner Kenntnis ist dies der einzige Fall, in dem das Subjekt des Verbums ḫaš(š)- „zeugen, gebären“ nicht die Gebärende (eine Frau oder ein weibliches Tier) ist, womit dem Verbum eine faktitive Bedeutung zukommt.
7
Hier könnten die zwei Zeichen nach der Lücke die Endung eines Verbs im Prät. andeuten, dessen Subjekt das Kind (DUMU) ist.
8
Übersetzung nach Beckman 1983, 43.
9
Wörtl.: „wenn es [des Lebens] (ist)“.
Der Ergänzung [ḫaddul]aḫḫi von Beckman 1983, 42, ist mit HW2 Ḫ 533a sicherlich eine Ergänzung dal]aḫḫi vorzuziehen.
Beckman 1983, 42, ergänzt [ta-ra-ša-a]n.
Der GIŠkurtalli-Korb wird in Ritualen meist mit Nährstoffen gefüllt und selten mit Lehm (vgl. z.B. CTH 402 und CTH 446). In dem Ritual von Ālli und in dem Ritual Tuthaliyas I. und Nikalmati gegen Ziplantawiya sind die „bösen Zungen“ in den Korb gelegt. Anscheinend hat der Korb in diesem Ritual eine besondere Verwendung.
Die Ergänzung [SALḫa-a-š]a?-ú-wa-aš in Beckman 1983, 42, scheint schwierig, weil das Subjekt des Verbs in der 1.Sg. die Hebamme ist. Das Sumerogramm SAG.DU kann sich nicht auf den Kopf des Wolfes beziehen, da er verbrannt wurde.
Vgl. Beckman 1983, 43, und Haas 2003, 616. Nach Hoffner – Melchert 2008, 259, bezieht sich das Pron. apēl auf das Kind.
Zum Gebrauch von namma am Ende des Satzes direkt vor dem Verb vgl. CHD L-N, 380a.
Pace Beckman 1983, 42, eindeutig eine „phrasal construction“ (vgl. Hoffner – Melchert 2008, 324 ff.).
Diese zwei Kräutersorten erscheinen nebeneinander auch im Ritual KUB 7.1 + KBo 3.8 Vs. I 21 (CTH 390.A). Vgl. Zinko 2001, 744, 748-749, und Stivala 2004, 42.
Für diese Übersetzung vgl. Kimball 1987, 173ff. mit Lit. Anders CHD Š, 21a, und Kloekhorst 2008, 754, die das Wort šiyēššar, formell identisch mit šiyēššar „Bier“, als hapax und als Figura etymologica zusammen mit dem Verb šiyati deuten.
Nach Neumann 1987, 281, handelt es sich um „eine Art von Faun“. Nach Beckman 1983, 55, zeigt der Beleg im Telipinu-Mythos (KUB 17.10 Vs. I 10'-11' mit Dupl.), dass Immarni eine (Neben?)gottheit ist, die mit bestimmten Naturprodukten verbunden ist.
Vgl. Beckman 1983, 44.
Für zašgaraiš als Kompositum vgl. Rieken 1999, 185 Anm. 859.
Die erhaltenen Zeichen erinnern an UZUmuḫ(uḫ)ra(i)-, ein unbestimmtes Körperteil bezeichnendes Wort, das bislang nur in Bezug auf Tiere belegt ist.
Beckman 1983, 44, ergänzt ták-na-aš? DUT]U-wa-aš. Diese Ergänzung aber scheint nicht so sinnvoll.
Vgl. Beckman 1983, 45: „let him [ta]ke?“.

Editio ultima: Traductionis 05.02.2013