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CTH 456.2.1

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Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 456.2.1 (TRde 28.02.2014)

1 -- [wie … ] mit [ … ] … vo[ll ist]
2 -- das Haus [soll] für den Ritualherrn mi[t Söhnen, Töchte]rn, [En]keln (und) [U]renkel[n, Leben, Wo]hl[se]in, mit [lan]g[en Jahr[en in Zukunft], [T]r[e]ue, Li[ebe, Üb[erfluss an Rind, Scha]f und Getreide, [an] Wein (und) [ … ]-n vo[ll sein]
3 -- Danach aber [ … ] … [ … ]
4 -- [ … zusammen] mit Fleisch [ … ]
5 -- [ … ] … [ … ]
(Bruch) (Lücke unbestimmbarer Größe)
6 -- [Sobald] es aber [he]ll wird [ … ] … [ … ]
7 -- [ … ] ein Zelt … [ … ] …
8 -- Er/Sie geht zum Fluss.
9 -- Die Erde … [ … ] des [Zel]tes (wird) ausgegraben.
10 -- (Dann) bindet man ein Schwein
11 -- (und) stellt es in die Grube.
12 -- Dann bildet man eine Brücke über sie1 um der Reinheit willen
13 -- Der Ritualherr stellt sich über [?] das Schwein (und die Beschwörerin sagt:)
14 -- Sonnengott, mein Herr, König des Himmels, nun ist der Ritualherr fertig.
15 -- Ferner (sind) die Priester, die Auguren, die Beschwörerinnen (und) die Seherinnen2 (da).
16 -- Er (d.h. der Ritualherr) ist in die Berge gegangen,
17 -- er ist auf die Wiesen gegangen,
18 -- niemand hat ihn lebendig erhalten.
19 -- Siehe, er ist zu dir, dem Sonnengott, dem König des Himmels, in demutsvoller Gesinnung3 gekommen.
20 -- Du (bist) der Sonnengott, der König im Himmel,
21 -- du (bist) aber der Hirte für die Menschheit,
22 -- du, König des Himmels, entscheidest die Rechtssache der Menschheit.
23 -- Wer von jemandem/etwas bedrängt wird [?],
24 -- gerade du, König des Himmels, erhältst ihn ständig lebendig.
25 -- [ … ] siehe, der Ritualherr (befindet sich) in böser Unreinheit, [(in ieššar,) in He]xerei?, in Streit, [in Beleidigung], in Grausamkeit des [So]hnes, in Meineiden, im Z[orn] der Götter, [(in …,)] in Bedrängnis;
26 -- was auch immer für den Ritualherrn darin (steht?)4,
27 -- er ... unten …-t 5
28 -- (und) er wird nicht es/sie6 [ … ] überwinden.
29 -- Wenn er aber ein Wagenlenker (ist),
30 -- … [ … das Feld] des/eines [R]ehs? (und) das Feld des/eines Mannes Schrecken/Bedrängnis (Akk.?) …7
31 -- (und) er wird bereit sein, um es/sie nochmals aufzuheben8.
32 -- [ … ] sie (Akk.) unter dem Joch [ … ] …
33 -- … [ … ] schirren sie den/die/das [Ab]gewischte(n)9 an
34 -- [ … ] …
35 -- (und) sie lassen ihn/sie/es frei.
36 -- [ … ] den/die/das Abgewi[schte(n) … ]
37 -- [ … ] … -t den Hals [ … ],
38 -- sie entlass[en] ihn/sie/es
39 -- (und) lassen den/die/das [Ab]gewischte(n) aufheben.
40 -- Mögest du, oh Sonnengott, [den Ritual]herrn aus böser Unrein[heit, aus ieššar, aus Hexe]rei, aus Streit, aus Bedrängnis …10
41 -- [ … ] … das F[eld] des/eines Rehs (und) das [Fel]d [des/eines Mannes] der/den Schrecken (Akk.?) … [ … ]11
42 -- [ … ] … [ … ]
(Bruch) (Lücke unbestimmbarer Größe) (Zeile 43-45 zu fragmentarisch für eine Übersetzung) (Zeile 46-49 zu fragmentarisch für eine Übersetzung)
50 -- [ … ] … die Figur (Akk.) [ … ]
51 -- [ … ] die [Hand] hinh[ält]
52 -- [ … ] Am[mā, Beschwörerin des Sonnengottes, … ]
(Bruch) (Lücke unbestimmbarer Größe)
53 -- [Ferner (sind)] die Priester, [die Auguren, die Beschwörerinnen (und) die Seherinnen (da)].
54 -- Er (d.h. der Ritualherr) ist in die [Berg]e gegangen,
55 -- [er ist auf die Wiesen gegangen],
56 -- [niema]nd [hat ihn] lebendig erhalt[en].
57 -- [Jetzt] wird [Ammā, Beschwörerin des Sonnengottes, ihn be]handeln
58 -- [ … ] Ritualherr(n) [ … ]
59 -- Er … [ … ]
(Bruch) (Lücke unbestimmbarer Größe) (Zeile 60-68 zu fragmentarisch für eine Übersetzung)
69 -- Sie hält in der Hand ein(e)(n) [ … ] …, mit einem kureššar-Stoffband versehen;
70 -- sie [ … ]-t ihn/sie/es
71 -- (und) bietet ihn/sie/es [dem?/der? … ] an.
72 -- [Sie spricht folgendermaßen:]
73 -- ‘[Sonnengo]tt, mein Herr, nun ist (der Ritualherr) fertig.
74 -- [Ferner (sind) die Priester, die Au]guren, die Beschwörerinnen (und) die Seherinnen12 (da).
75 -- [Er (d.h. der Ritualherr) ist in die Berge gegangen],
76 -- er ist auf die Wiesen gegangen,
77 -- nie[mand] hat [ihn lebendig] erhalten.
78 -- Jetzt behandelt A[mm]ā, die Beschwörerin des Sonnengottes, ihn
79 -- (und) sie hält [ … ] an der Hand.
80 -- Im Inneren des Ri[tualher]rn (gibt es) bö[se Un]reinheit, He[xe]rei, [S]trei[t, ieššar], [Belei]digung, Gr[au]samkeit des Sohnes, [Zor]n [der Götter], Bedrängnis.
81 -- Wenn er [aber] ein Wa[genlenker] (ist),
82 -- [ … ] das Feld des/eines [R]ehs? (und) das Feld des/eines Mannes [Sch]re[cken]/[Be]drän[gnis (Akk.?) … ]’
83 -- [ … Amm]a, die Beschwörerin des Sonnengottes, [ … ]
84 -- (und) reinigt [ih]n.
85 -- [ … ] legt sie den/die/das [ … ] … hin
86 -- Sie nimmt die Figur eines Frosches, mit einem k[urešš]ar-Stoffband versehen,
87 -- legt sie ihm (d.h. dem Ritualherrn) auf den K[op]f
88 -- (und) sagt:
89 -- ‘Was Ammā, Beschwörerin [des Sonnengot]tes, auf ihm13 (d.h. dem Ritualherrn) gelassen hat,
90 -- soll Ammā, Beschwörerin des Sonnengottes, von ihm herunternehmen [?].’
91 -- (Dann) streut man Gerste, Teig (und) ḫuri-Gebäcke für das Schwein.
92 -- Es frisst die G[erst]e
93 -- und was es übrig lässt,
94 -- überlässt man dem Fluss.
95 -- Danach gräbt man jenen Ort aus14
96 -- (und) überlässt die Erde dem Fluss.15
97 -- Die Figur des Frosches, den kleinen Hund aus Ton sowie das Gewand, das Band und die Tabletts überlässt man dem Fluss.16
97a -- Zweite Tafel des Flussrituals nicht beendet.
97b -- Hand des Zuzzu, Sohn des Šandas. Vor Anuwanza, SAG, hat er (sie) geschrieben.
98 -- Sobald [man] aber dem Ritualherrn den Opferrückstand herab ...,
99 -- bringt man eine junge Frau her
100 -- (und) der Ritualherr [reicht] ihr die Hand.
101 -- Sie spricht folgendermaßen:
102 -- ‘Sonnengott, mein Herr, da (ist) die junge Frau.
103 -- Diese junge Frau … [ … ]
104 -- [sie … -t] nicht das Privatgemach [des] Man[nes]
105 -- [ … ] dieser jungen Frau (Gen.) [ … ]
106 -- [ … ] … [ … ] dem/der [ … ]
107 -- [ … ] … [ … ]
(Bruch) (Lücke unbestimmbarer Größe) (kola 108-118 zu fragmentarisch für eine Übersetzung) (Ende der Kolumne; Rest der Tafel nicht erhalten)
1
Zu dieser Übersetzung vgl. Hoffner 1983, 412. Dagegen beziehen HW2 Ḫ, 163a und Bawanypeck 2005, 267 das enklitische Pronomen -ši auf das Schwein.
2
Text hat Singularform.
3
Nach HW2 A, 447a ist genzuwali Attribut von DUTU: „Siehe, er kam zurück zu dir, dem Sonnengott, dem König des Himmels, (12) dem gütigen (o.ä.)“.
4
Bawanypeck 2005, 266-267 liest ku-it-ma-an statt ku-it-ša-an und übersetzt: „Solange [ ␣␣␣] schließlich(?) zum Rit[ual]herrn in [ “.
5
Zum Verb unbekannter Bedeutung darai- vgl. Tischler HEG III, 149 und Reichmuth 2011, 141.
6
Vielleicht spielt man auf die negativen Begriffe von kolon 25 an.
7
Dieses kolon ist schwierig zu interpretieren. Dieselbe Phraseologie kehrt auch in KUB 36.89 Vs. I 32-33 und in KBo 54.36 Vs. II 9 wieder; aber auch diese beiden Abschnitte sind zu fragmentarisch für eine sinnvolle Übersetzung. Auf jeden Fall ist es möglich, dass kolon 30 der Nachsatz des von mān in kolon 29 (Vs. I 21) eingeleiteten hypothetischen Satzes ist. Wenn dieser Vorschlag richtig ist, könnte ki-x[ … ] am Anfang des kolon ein Demonstrativpronomen sein, das sich auf KUŠ7 bezieht und indirektes Objekt des Verbs unbekannter Bedeutung taraiš ist. Für einen anderen Beleg von aliyanaš und antuḫšaš in Zusammenhang mit gimraš vgl. KUB 48.106 Rs. 11'-13' (CTH 215), mit Umschrift und Übersetzung nach Beckman 1988, 37 mit Anm. 31: (11') … A-NA DUTU-ŠI-wa-kán (12') a-li-i[a-n]a-aš gi-im-ra-aš Ú-UL ku-it a-aš-ša-a-u-e-eš an-tu-uḫ-ša-aš-wa-a[š-ši-kán?] (13') gi-im-ra-aš a-aš-šu-uš a-pu-u-un-na-wa ú-iz-zi ap-pí-iz-zi-an-na a-ra-iz-zi „Because the fields of a. are not dear to his Majesty, but the field of a man is dear [to him], he will finally restrain(?) that one“.
8
Der Sinn dieses Satzes bleibt unklar.
9
In der Lücke fehlt nicht mehr als ein Zeichen. Die hier vorgeschlagene Ergänzung stützt sich auf Vs. I 26 (kolon 36), wo das Partizip mit Adjektivfunktion waršantan anscheinend belegt ist. Das Partizip könnte sich auf ein Tier beziehen, das in der Lücke am Ende von Vs. I 24 erwähnt war. Anders Laroche 1959, 42ff. (so auch Melchert 1993, 60), der [ḫa-a]r-ša-an-ta-an ergänzte und „partie de la roue“ übersetzte. Die Ablehnung dieser Ergänzung in HW2 Ḫ, 344a ist wahrscheinlich richtig, weil der Kontext besser an ein Tier denken lässt.
Dieser Satz könnte vermuten lassen, dass die Bedeutung des Verbs darāi- (in Verbindung mit dem Präverb katta) 'befreien' lauten könnte. Diese Bedeutung könnte auch in kolon 37 gut passen. Tatsächlich könnte hier der Sinn des Satzes darin bestehen, dass der Hals des Tieres/der Tiere von dem Joch? (vgl. dazu kolon ) befreit wird. Dagegen scheinen kola 24 und 30 schwieriger zu erklären zu sein.
Vgl. Fn. 7.
Text hat Singularform.
Im kolon 70 wird gesagt, dass die Figur eines Frosches auf den Kopf des Ritualherrn gelegt wird. Deswegen wird hier das Präverb šer benutzt.
Bawanypack 2005, 270: „Ferner vergräbt man jenes am Ort“.
HW2 Ḫ, 391a: „Die Erde (Pl.) deponieren sie hinter dem Fluß“.
Bawanypack 2005, 270: „und den Frosch, die Ersatzbilder aus Ton, den jungen Hund eb[enso.] Den Mantel?, die Kopfbinde? und die Tabletts überlä[ßt man] dem Fluß“. Es ist möglich, dass nicht nur die Figur des Frosches (vgl. kolon 69ff.), sondern alle im kolon 80 aufgelisteten Objekte im verlorenen Teil des Rituals belegt sind.

Editio ultima: Traductionis 28.02.2014