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CTH 456.4.1

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Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 456.4.1 (TRde 24.08.2015)

1 -- [Wenn … ],
2 -- Er die Gebäude [oder die inneren Räume … ]-t.
3 -- Jene Gebäude od[er (jene) inneren Räume … ]
4 -- Sie kratzen jene[s Hol]z ab.
5 -- Un[d w]elches Holz(stück) sie an die Wand schlagen,
6 -- schütten sie hinab.
7 -- Drinnen [(…)] hobeln sie die Balken der Türschwelle (und) das Holz der Türrahmen1 ab2;
8 -- auch in den inneren Zimmern hobeln sie alle [Bal]ken und (alle) Fenster(rahmen) ab;
9 -- … [ … ] kratzen sie weiter den Putz überall3 ab.
10 -- [ … ]
11 -- (und) sie bringen es4 zum Tor hinaus.
12 -- Drauße[n … ] den Verputz der Wand5, den sie abgekrat[zt haben]
13 -- (und) von der Wand abgehobelt haben,
14 -- diese auch sammeln6,
15 -- [in eine(n)/(s) … ] hineinschütten.
16 -- (und) behalten es draußen7.
17 -- … [ … ] dreht sich um.
18 -- Er hä[lt] auch ein blutrotes Schaffell,
19 -- [dann] schlägt er wiederholt die Wände (und) die Böden [der Gebäude] und (ihrer) inneren Räume mi[t einem/einer … ];
20 -- auch eine (mündliche) Botschaft8 läßt er ständig los.
21 -- Fe[rner spricht/sagt er:]
22 -- „Was in diesen Häusern (ist): des Wettergottes Zorn, Furcht, Donner, Blitz,
23 -- dana[ch (aber)] soll ih[n9] der ḫuimma- loslassen!
24 -- Unten aber soll der Balken des Fußbo[dens]10 ihn loslassen!
25 -- Der/die/das warduli-11 des Herdes soll ihn loslassen!
26 -- Die Schwelle der Innentür12 soll ihn loslassen!“
27 -- Der Mann des Wettergottes geht hinaus.13
28 -- Ein Ziegenbock [nimmt er] für sich
29 -- [(und)] schwenkt [ihn] in das Gebäude und in seine inneren Räume14
30 -- [ … ]
31 -- Der Mann des Wettergottes geht hinaus.
32 -- Draußen hält man [ … ] aus/mit/in der Jagdtasche;
33 -- [man hält] auch ein blutrotes Schaffell.
34 -- Der Mann des Wettergottes schafft es in ein unberührtes Gebiet weg15,
35 -- (dort) befestigt er es (am Boden) (und) wickelt es mit roter Wolle ein
36 -- (und) sagt dazu:
37 -- „Bei diesem Turm16 wurdest du zornig.
38 -- Nun habe ich den Zorn des Wettergottes, den Groll, die An[gs]t, die Furcht (und) die Erregung17 (am Boden) befestigt (und) mit roter Wolle einwickelt,
39 -- (so dass) sie18 auf der einen und auf der anderen Seite dem Turm, dem Herrn des Hauses und der Herrin des Hauses nicht näher kommen werden.
40 -- Der Mann des Wettergottes [ … ] sich die Füße [ … ]
41 -- Wenn der Mann des Wettergottes (die zum Ritus gehörigen Dinge) außen herrichtet,
42 -- bleibt er genau dort.
43 -- Später kratzt man die Gebäude und die Fussböden ab,
44 -- dann [wäscht man] sie.
45 -- Morgens kommt aber der Mann des Wettergottes wieder zurück in die Stadt.
46 -- [(und) nimmt dies aus dem Gebäude:]
47 -- ein Gewand, einen Ziegenbock, ein Lamm, ein Biergefäß (und) drei warme Brötchen von einem halben Š[ĀTU].
48 -- Der Mann des Wettergottes zi[eht] das Gewand mit einer Franse an,
49 -- nimmt einen Tisch aus Rohrgeflecht für den Wettergott
50 -- (und) [legt] darauf [ … ].
51 -- (Dann) schlachtet er den Ziegenbock
52 -- (und) [für die männlichen] Götter des Wettergottes [verbrennt er] ihn
53 -- Er spricht die Wörter [ … ] aus.
54 -- Ferner [schlachtet/opfert er] ein Lamm.
55 -- Opferfleisch, roh (und) gekocht19, legt er v[or die Gottheit],
56 -- [br]icht [ein weiches Brot],
57 -- (und) [legt] darauf Leber (und) H[erz].
58 -- Der Mann des Wettergottes verlangt zu Essen.
59 -- Drei warm[e] (Brote), [die er bricht … ],
60 -- sie legt er hinter den Tisch.
61 -- Ferne[r … ]
62 -- [Dana]ch aber trinkt er stehend dreimal den Wettergott.
63 -- [ … ]
64 -- [Wen]n es aber hell wird,
65 -- [bereitet] der Mann des Wettergottes in den Gebäuden (das folgende) [vor]:
66 -- [ … ] Felle je vier dicht [ … ], [ … ], ein Pflugrind, ein Stuhl, zwei Paar Topfst[änder, … ], [ein] Tisch, eine M[in]e aus Zinn, eine wakšur-Maß von [ … ], [eine wakšur-Maß] von Feinöl, eine wakšur-Maß von Honig, [ … ], [ … ] … , ein Trinkgefäß, sechs Soldatenbrote, … [ … ], [ … v]on halben ŠĀTU, ein Biergefäb, ein [ … ]
(Ende der Kolumne) (Lücke unbestimmbarer Größe)
67 -- [ … ]
68 -- [ … ]
69 -- [ … ]
70 -- Darauf [ … ]
71 -- [ … ] … unten zwei Topfstä[nder … ]
72 -- Er sondert neun Soldatenbrote [ … ] ab.
73 -- Dana[ch … ]
74 -- (und) er [legt] es vor der Gottheit auf ein Tablett [ … ]
75 -- [Fe]rner [ … ] ein Weingefäß rechts von der Gottheit
76 -- [ …] Feinöl und Obst vor der Gottheit.
77 -- Ein BÁN-Hohlmaß von šeppit, ein BÁN-Hohlmaß von … [ … ], eine große Erbse, ein BÁN-Hohlmaß von kleinen Erbsen, ein BÁN-Hohlmaß von [ … legt er] rechts [und] lin[ks] von der Gottheit.
78 -- Sobald aber man fertig wird, die Gottheit einzusetzen20,
79 -- opfert [der Mann des Wettergottes ein(e)(n) … ].
80 -- Auf den Tisch legt er das rohe Opferfleisch, (nämlich) Brust, [Schulter, … ]
81 -- Darauf … [ … ]
82 -- (dann) kocht man [ … ] (und?) die Keule.
83 -- [ … ] gar wird,
84 -- (dann) [ … ] der Mann des [Wettergottes] es [ … ]
85 -- Später aber bricht er ein Soldatenbrot ab
86 -- (und) darauf [ … ].
87 -- Danach aber libiert er siebenmal Wein.
88 -- Der Mann des Wettergottes [ … ]
89 -- und ruft [ … ] … an.
90 -- [So]bald er aber anzurufen fertig i[st],
91 -- bricht er [ … ], warme Brote, dicke Brote (und) Brot mit Hülsenfrucht
92 -- (und) legt sie vor der Gottheit.
93 -- … sich [ … ]
94 -- Er trinkt stehend dreimal [ … ] …
95 -- [ … ] … der Wettergott (und) die Heptade … [ … ]
96 -- Er trinkt stehend einmal [ … ]
97 -- Drei [ … ]
(Rest der Tafel unbeschrieben. Bis zum unteren Rand Raum für etwa 25 Zeilen. Anscheinend fehlt der Kolophon.)
1
Die Bedeutung des Substantivs ḫanza(n)- ist noch umstritten. Die hier vorgeschlagene Übersetzung folgt HW2 Ḫ, 420b. Dazu vgl. Tanaka T. 2008a, 739ff., der ḫanza(n)- als „a very specific kind of beam, namely, the beam of a warp-weighted loom, to which the warp was attached“ bezeichnet (vgl. S. 742.). In dem spezifischen Kontext von KUB 7.13 würde ḫanza(n)- „a type of horizontal wooden beam“ andeuten (vgl. S. 744).
⑄Für die Übersetzung „das Holz der Türrahmen“ vgl. Rieken 1999, 392 Anm. 1978: „GIŠḫanza und GIŠ-ru stehen vermutlich im Verhältnis einer partitivischen Apposition zueinander“.
2
Für die Übersetzung dieses Satzes vgl. HW2 Ḫ, 420b. Zur Bedeutung des Verbs (arḫa) ḫašḫaš- vgl. auch Košak S. 1982a, 212 („to polish, to finish“), Haas V. 1986d, 31 mit Anm. 2 („abschaben“).
3
Für kuwapitta parā vgl. CHD P, 128 (sub 10).
4
Dieses Objekt wird vermutlich in der Lücke am Ende der Vs. 9 (kolon 10) erwähnt.
5
Die Übersetzung folgt der Annahme einer Genitivverbindung; anders Boysan-Dietrich 1987, 124: „Draußen [aber … ] den Verputz, den sie an den Wänden abgekratzt haben“ und HW2 Ḫ, 420b: „Der Putz, den sie von den Wänden abgekratzt haben“.
6
Anhand der Zeichenreste vor der Lücke (deutlich zu sehen sind nur ein Winkelhaken und evtl. Spuren eines zweiten Zeichens) sind in Vs. 12 zwei Ergänzungen möglich:
⑄1) anda wa[hnuwanzi] (so nach Goetze – Sturtevant 1938, 67 und Boysan-Dietrich 1987, 123): die Grundbedeutung des Verbs „hineinschwenken“ ist auszuschließen, weil sie nicht zum Kontext passt. Tatsächlich kann arḫa waḫnu- auch „umwickeln; umschließen“ o.ä. bedeuten, was die Übersetzung „zusammentragen“ in Boysan-Dietrich 1987, 124 zu intendieren scheint. Jedoch wird diese Bedeutung des Verbs nur in historischen Texten verwendet, um auf die Einkreisung oder die Belagerung einer Stadt hinzudeuten: vgl. z.B. KBo 5.6 Vs. II 18 (CTH 40.IV.1.A), KBo 3.4 + Vs. II 64 (CTH 61.I.A) KBo 4.4+ Vs. II 18, 23 (CTH 61.II.5.B), usw.
⑄2) anda wa[rpiyanzi]: warpiyanzi wäre eine Form des Verbs warpai- „umzingeln, begrenzen“. Wie Hoffner H.A. 1977a, 107 bewiesen hat, ist dieses Verb nicht mit warp- „waschen, baden“ zu verwechseln, das in diesem Kontext nicht zu erwarten ist. Dagegen verbindet Hoffner das Verb mit dem Ausdruck warpa dai-/tiya- „umzingeln“ (zu warpa- „Umzäunung“ o.ä.) und vermutet, dass „it describes winding cord about something or enclosing as in a net or snare“. In den betreffenden Zeilen von KUB 7.13 wird der Staub und Abfall beschrieben, der durch das Abkratzen und Abhobeln des Verputzes aus der Mauer entstanden und zu entsorgen ist. In solchem Kontext könnte der Ausdruck anda warpiyanzi darauf hindeuten, dass diese Abfallprodukte auf einer Art Folie oder Plane gesammelt werden, die unten an der Mauer ausgebreitet ist. Die Unterlage wird dann ähnlich wie ein Netz ausgebreitet, um gebraucht werden zu können.
⑄Evtl. kann dieser Ansatz durch den Ausdruck anda išḫuwanzi „hineinschütten“ im folgenden kolon bestätigt werden. Objekte des Verbs (anda) išḫuwai- sind unter anderem vorher zerbröckelte Substanzen (meistens Brot) und das könnte an die Abfallprodukte der Entfernung des Verputzes erinnern, die durch die Abbröckelung des beschädigten Verputzes selbst entstehen. Leider ist das Objekt von anda išḫuwanzi in der Lücke am Ende der Vs. 12 verloren gegangen, sodass unklar bleibt, wo der zerbröckelte Verputz entsorgt wird.
7
Der aus dem Abkratzen des Verputzes entstandene Schutt muss natürlich außerhalb des Gebäudes bleiben.
8
So nach HW2 Ḫ, 648b. Boysan-Dietrich N. 1987a, 124: „(magische) Botschaft“.
9
Das enklitische Pronomen -an vertritt grammatikalisch den „Zorn“, inhaltlich aber alle zuvor genannten Eigenschaften des Wettergottes (ŠA DU).
Pace Boysan-Dietrich N. 1987a und HW2 Ḫ, 648a werden die Substantive hier und in den folgenden zwei kola als regens-rectum-Konstruktion aufgefasst. So ist denn auch die Verbalform der 3. Prs. Sg. Imp. tarnau anstelle einer 3. Prs. Pl. zu erklären.
In diesem Fall ist warduli- wahrscheinlich nicht die in dem Allī-Ritual (CTH 402) belegte pflanzliche Substanz (vgl. Haas V. 2003A, 250), sondern ein Teil des Herdes. Vgl. KBo 13.94, 13' (CTH 412) als ein weiteres Beispiel (leider in fragmentarischem Kontext), das warduli- zusammen mit GUNNI belegt.
Zur Bedeutung von araša- vgl. Puhvel HED A, 128-129. Anders Boysan-Dietrich N. 1987a, 114-115 und 125-127 (etwa „Türleibung“). Für ein weiteres Beispiel einer regens-rectum-Verbindung der Begriffe Tür und GIŠkattaluzzi vgl. KBo 4.2 Vs. I 35 (CTH 398): [K]Á-aš GIŠkat-ta-lu-uz-zi.
Es ist möglich, dass der Text an dieser Stelle korrupt ist. Darauf deuten zwei Anhaltspunkte: der Satz im kolon 29 zeigt deutlich, dass die actio ritualis in dem Haus stattfindet, obwohl der Ritualist der vorangehenden Beschreibung zufolge soeben aus dem Gebäude hinaus gegangen ist. Ferner kehrt dieser Satz im selben Wortlaut in kolon 31 wieder. Das allerdings setzt voraus, dass der Mann des Wettergottes inzwischen in das Gebäude zurückgekommen ist, worauf der Text keinen Hinweis enthält.
⑄Des weiteren ist zu bedenken, dass der Mann des Wettergottes bis kolon 26 keine Erwähnung findet, auch wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass er in den verlorengegangenen Anfangszeilen des Rituals (Vs. I 1-2) erwähnt wurde. Jedoch wäre er hier nur als Autor des Rituals zu erwarten. Deshalb schiene es seltsam, er befände sich in dem Gebäude, in dem alle anfänglichen Rituale stattfanden. Tatsächlich wäre es sinnvoller, wenn in kolon 27 der Mann des Wettergottes in das Gebäude hineinkommt, um den Schwenkritus mit dem Ziegenbock und die folgenden Ritualhandlungen durchzuführen.
Die Rekonstruktion der kola 28-29 ist unsicher. Das Vorkommen der Reflexivpartikel -za beinhaltet einige Schwierigkeiten, weil sie in Verbindung mit dem Verb waḫnu- nie belegt ist. Ferner wäre es seltsam, wenn der Ziegenbock Subjekt der Verbalform waḫnuzzi ist.
CHD L-N, 304a: „and in an uncultivated place the Man of the Stormgod th[rows(?)] it away“.
CHD L-N, 304a: „at this estate“; Haas V. 2003a, 446: „auf diesen Turm“.
Nach CHD Š, 246 „perhaps unfavorable weather conditions such as a violent storm or a blizzard“.
Wie in kolon 23 bezieht sich das enklitische Pronomen grammatikalisch nur auf das erste Wort der Liste von negativen Begriffen, vgl. Anm. 9.
Zu diesem Ausdruck vgl. HW2 Ḫ, 660.
So nach Ose F. 1944a, 74 und Sideltsev A.V. 2007a, 617 Anm. 21. Anders Kammenhuber A. 1954b, 250 und HW2 E, 113a: „Sobald aber der Gott aufhö[rt] sich zu setzen“. Die ähnliche Konstruktion in KBo 38.179 – [GIM-an=ma DINGIR]-LAM ašanna ašnuanz[i] – mit akkadographischem Akk. Sg. DINGIR-LAM spricht dafür, dass die hier vorgeschlagene Übersetzung vorzuziehen ist.

Editio ultima: Traductionis 24.08.2015