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Danach kniet sie (d.h. die Beschwörerin) sich hin
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(und) schwenkt ihn/sie1 ihm [darüber];
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sie rezitiert aber folgendermaßen:
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(„)Die Sonnengottheit ging hinauf,
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von der Säule [stieg sie hinunter];
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sie trat auf hohe Berge,
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sie trat in tiefe Täler,
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sie trat au[ch] in einen fließenden Fluß.
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das Rind löst sie.(“)
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Den Menschen, den sie behandelt,
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seinen Namen spricht sie (d.h. die Beschwörerin) (mit diesen Worten) aus:
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„Und oben von diesem Menschen soll sie (d.h. die Sonnengottheit) (diese Krankheiten) loslösen,
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die ḫuwaltarama-2 des Kopfes soll sie lösen,
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das Krächtzen der Kehle soll sie lösen3,
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die Last der Seele soll sie lösen4.
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Die Bedrückung5 des [Kör]pers, die [wetri]š-Krankheit der Knochen (und) Weichteile soll sie lösen,
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den Schlag des Jahres (und) des Monats dsgl.,
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die [Schwin]dsucht?6 dsgl.,
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die rachsüchtigen [nakkiu-Dämonen]7 soll sie lösen,
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den blutigen Nergal dsgl.,
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[das Brenne]n [des Halses] (und) den Zorn dsgl.,
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Unreinheit, Meinei[d, Behexung, Ka]mpf soll sie lösen.
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Von der Wiese her sind seine? dammašḫa-?8 gekommen,
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weg haben sie die Krankheit der dammašḫa- gebracht.
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(Der Beschwörer/Die Beschwörerin) sa[gt] des Ritualherr seinen [Nam]en.
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„Wir gehen an, es zu suchen9, das ge[hende Knie], das sehende Auge.“10
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Der Sonnengott ste[igerte] sich in Wut hinein
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sand[te] die Ilaliyant-Gottheiten aus
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(und) nennt [ihn] beim Namen:
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„Wo/Wann [werdet] ihr es nehm[en], das gehende Knie (und) das sehende [Auge]?“
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Eine Binse11 li[egt] auf dem Pfad.
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Auf dem Pfad schwenkt der Gott Antaliya ein Mes[ser … ] … [ … ];
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auf dem Pfad gießen [sie] … [ … ];
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auf dem Pfad [ … ] … -t/-en der Maraššant[a … ];
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auf dem Pfad ruht ein schwarzer Stier;
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auf dem Pfad ist [ … ] … [ … ] gelegt,
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Auf dem Pfad ru[ht] [ … ] …
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[Auf dem Pfad] … [ … ]
Letzte Zeile vor Kolumnenende unlesbar.
(Lücke unbestimmter Größe)
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[Er/Sie (d.h. der/die Beschörer(in)) des Ritualherren] sagt seinen [Na]men (mit diesen Worten):
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Ich [ … ] … die Krankheit [des Mensch]en (und) das ḫuwaltarama des Kopfes;
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das Krächtzen der Kehle dsgl.;
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die [ … ] Krankheit der Augen dsgl.;
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die Krankheit des ḫuwarnapišta-Körperteils (und) der Halsschlagader
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[Kei]ne Kontrolle hat dieser Mann über seine zwei Füsse.
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Der Esel hat die Kontrolle über seine vier Füsse;
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er hat die Kontrolle über (seine) zwölf Körperteile.
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Loslassen sollen sie (sc. die obengenannten Krankheiten) die zwölf Körperteile dieses Menschen sowohl die(jenigen), die göttlicher Herkunft (sind), als auch die(jenigen), die von Behexung verursacht (sind);
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sie sollen hinter den zwölf Körperteilen des Esels hergehen.12
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Das Blut (des Esels) sollen sie (sc. die Krankheiten?) trinken,
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(sein) Fett sollen sie essen,
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(seine) Sehnen aber sollen sie abschneiden,
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(seine) Knochen aber sollen sie zerbrechen.
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(Dann) schwenkt man ihn (den Esel) dreimal ringsherum;
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beim vierten Mal aber hält man ihn hin
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(und) sie (die Beschwörerin) bespuckt ihn dreimal.
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(Nun) man treibt ihn fort.
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Die Beschwörerin aber sagt:
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„Unreinheit (und) Unheil spucke aus13,
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den [Z]orn [der] Götter, das Gerede der Gesamtheit dreimal, viermal spucke aus“.
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Die Beschwörerin nimmt für sich ein Feuerbecken;
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in dem F[euerbe]cken liegt ein (Zweig vom) eya-Baum14.
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[ … ] warme Kieselsteine auf dem/der [ … ]
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(und) sie hält ein KUKUB-Gefäß mit Wein.
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Den Menschen, den sie [behandel]t,
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– er hält die Hände auf dem Feuerbecken fest –
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die Beschwörerin gießt ihm [ … ] … über? die Hände,
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Sie [wäsch]t sich ihre Hände [ … ],
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damit wäscht sie [die Kieselsteine über] dem Feuerbecken
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[Die Beschwörerin] spricht [folgendermaß]en:
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„Unten (ist) [ … ] des Berges [ … ] … ,
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oben aber (sind) [die] Kieselsteine des Flusses [ … ] …
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über ihm (dem Ritualherrn?) [aber] halte ich (eine Statuette des Gottes) Telipinu;
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wie diese erlöschen15,
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ebenso soll auch der böse Gegner16 erlöschen,
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[ … bespuckt er/sie] auf seiner Kehle mit getreuem?/aufrichtigem? [Herzen … ]17.
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Dann nimmt sie ein anderes F[euerbe]cken;
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in dem F[euerbe]cken liegt ein (Zweig vom) eya-Baum.
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Über den eya-Baum aber (ist) [ … ] [gego]ssen/[gesc]hüttet
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u[nd] ein NAMMANTU-Gefäß [wird] mit W[as]s[er gefüllt].
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[ … ] Feuerbecken [ … ]
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[ … ] NAMMA[NTU-Gefä]ß [ … ]
(Bruch)
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Das Objekt ist sicherlich in dem fehlenden Teil des Textes zu suchen.
Diese Krankheit ist auch in KUB 9.4 Rs. III 35 (409.IV.2.T.A) mit Dupl. Bo 3436+ Rs. IV 6' und Bo 4664 Rs. 3' (CTH 760) in der Form ḫu-u-ul-ta-ra-am-ma-an belegt.
Vgl. Hoffner 1977, 110: „the wailing of the throat/larynx(?)“.
Zu dem Wort taššiyatar vgl. HEG T, D/2, 253.
Um welche Krankheit es sich handelt, ist unklar. Zu der Bedeutung „Schwindsucht“ vgl. Haas – Wilhelm 1974, 56. Vgl. aber auch CHD L-N, 190b.
Dies ist das einzige Beispiel, in dem das Wort dam( m) ešḫa- „Schädigung“ in der zweiten Silbe einen Vokalismus -a- statt -e- zeigt. Schon Otten 1973, 52-53 mit Anm. 22, bemerkte, dass die Ableitung dieses Wortes fraglich ist.
Vgl. Eichner 1979, 51, der schon damals den entsprechenden Passus in KUB 9.34 Rs. III 33' mit einer periphrastischen Konstruktion übersetzte: „Wir wollen uns aufmachen, es zu suchen“. Anders Hutter 1988, 39, und Tischler 2010, 188 Anm. 37, die von getrennten Verbalformen ausgehen: „Wir wollen gehen, wir wollen suchen“.
In HW2 A, 603a fasst (immer in Bezug auf KUB 9.34 Rs. III) das Partizip iyantan als Akk. von (UDU)iyant- „Schaf“ auf: „'Laßt uns gehen und ihn/es suchen, (34) das Schaf'. Jetzt hob das sehende Auge (35) der Sonnengott. Er schickte (36) die I. (mit den Worten): 'Wo ihr ihn/es(?) nehmen werdet, das †Schaf (u.a. †i̯a-an-ti-i̯a-an als scheinbares luw. Ptz. Akt. comm. denkbar), das jetzt gut sehende“.
Zur Übersetzung der kola 54-55 vgl. HW2 Ḫ, 506b.
Wörtlich Singular, wohl aber auf die Kieselsteine zu beziehen.
Vgl. HW2 Ḫ, 644a: „Substitut“.
Zur Übersetzung vgl. HW2 Ḫ, 644a. Zur Ergänzung des Verbs allappaḫḫ- „(be)spucken“ vgl. KUB 7.18, 2' (CTH 458.1.2).
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