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CTH 458.1.1

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Citatio: F. Fuscagni (ed.), hethiter.net/: CTH 458.1.1 (TRde 06.01.2017)

1 -- Danach kniet sie (d.h. die Beschwörerin) sich hin
2 -- (und) schwenkt ihn/sie1 ihm [darüber];
3 -- sie rezitiert aber folgendermaßen:
4 -- („)Die Sonnengottheit ging hinauf,
5 -- von der Säule [stieg sie hinunter];
6 -- sie trat auf hohe Berge,
7 -- sie trat in tiefe Täler,
8 -- sie trat au[ch] in einen fließenden Fluß.
9 -- Das Schaf löst sie,
10 -- das Rind löst sie.(“)
11 -- Den Menschen, den sie behandelt,
12 -- seinen Namen spricht sie (d.h. die Beschwörerin) (mit diesen Worten) aus:
13 -- „Und oben von diesem Menschen soll sie (d.h. die Sonnengottheit) (diese Krankheiten) loslösen,
14 -- die ḫuwaltarama-2 des Kopfes soll sie lösen,
15 -- das Krächtzen der Kehle soll sie lösen3,
16 -- die Last der Seele soll sie lösen4.
17 -- Die Bedrückung5 des [Kör]pers, die [wetri]š-Krankheit der Knochen (und) Weichteile soll sie lösen,
18 -- den Schlag des Jahres (und) des Monats dsgl.,
19 -- die [Schwin]dsucht?6 dsgl.,
20 -- die rachsüchtigen [nakkiu-Dämonen]7 soll sie lösen,
21 -- den blutigen Nergal dsgl.,
22 -- [das Brenne]n [des Halses] (und) den Zorn dsgl.,
23 -- Unreinheit, Meinei[d, Behexung, Ka]mpf soll sie lösen.
24 -- Von der Wiese her sind seine? dammašḫa-?8 gekommen,
25 -- weg haben sie die Krankheit der dammašḫa- gebracht.
26 -- (Der Beschwörer/Die Beschwörerin) sa[gt] des Ritualherr seinen [Nam]en.
27 -- „Wir gehen an, es zu suchen9, das ge[hende Knie], das sehende Auge.“10
28 -- Der Sonnengott ste[igerte] sich in Wut hinein
29 -- sand[te] die Ilaliyant-Gottheiten aus
30 -- (und) nennt [ihn] beim Namen:
31 -- „Wo/Wann [werdet] ihr es nehm[en], das gehende Knie (und) das sehende [Auge]?“
32 -- Eine Binse11 li[egt] auf dem Pfad.
33 -- Auf dem Pfad schwenkt der Gott Antaliya ein Mes[ser … ] … [ … ];
34 -- auf dem Pfad gießen [sie] … [ … ];
35 -- auf dem Pfad [ … ] … -t/-en der Maraššant[a … ];
36 -- auf dem Pfad ruht ein schwarzer Stier;
37 -- auf dem Pfad ist [ … ] … [ … ] gelegt,
38 -- Auf dem Pfad ru[ht] [ … ] …
39 -- [Auf dem Pfad] … [ … ]
Letzte Zeile vor Kolumnenende unlesbar. (Lücke unbestimmter Größe)
40 -- [Er/Sie (d.h. der/die Beschörer(in)) des Ritualherren] sagt seinen [Na]men (mit diesen Worten):
41 -- „Jetzt es … [ … ]“
42 -- Ich [ … ] … die Krankheit [des Mensch]en (und) das ḫuwaltarama des Kopfes;
43 -- das Krächtzen der Kehle dsgl.;
44 -- die [ … ] Krankheit der Augen dsgl.;
45 -- die Krankheit des ḫuwarnapišta-Körperteils (und) der Halsschlagader
46 -- [Kei]ne Kontrolle hat dieser Mann über seine zwei Füsse.
47 -- Der Esel hat die Kontrolle über seine vier Füsse;
48 -- er hat die Kontrolle über (seine) zwölf Körperteile.
49 -- Loslassen sollen sie (sc. die obengenannten Krankheiten) die zwölf Körperteile dieses Menschen sowohl die(jenigen), die göttlicher Herkunft (sind), als auch die(jenigen), die von Behexung verursacht (sind);
50 -- sie sollen hinter den zwölf Körperteilen des Esels hergehen.12
51 -- Das Blut (des Esels) sollen sie (sc. die Krankheiten?) trinken,
52 -- (sein) Fett sollen sie essen,
53 -- (seine) Sehnen aber sollen sie abschneiden,
54 -- (seine) Knochen aber sollen sie zerbrechen.
55 -- (Dann) schwenkt man ihn (den Esel) dreimal ringsherum;
56 -- beim vierten Mal aber hält man ihn hin
57 -- (und) sie (die Beschwörerin) bespuckt ihn dreimal.
58 -- (Nun) man treibt ihn fort.
59 -- Die Beschwörerin aber sagt:
60 -- „Unreinheit (und) Unheil spucke aus13,
60a -- den [Z]orn [der] Götter, das Gerede der Gesamtheit dreimal, viermal spucke aus“.
61 -- Die Beschwörerin nimmt für sich ein Feuerbecken;
62 -- in dem F[euerbe]cken liegt ein (Zweig vom) eya-Baum14.
63 -- [ … ] warme Kieselsteine auf dem/der [ … ]
64 -- (und) sie hält ein KUKUB-Gefäß mit Wein.
65 -- Den Menschen, den sie [behandel]t,
66 -- – er hält die Hände auf dem Feuerbecken fest –
67 -- die Beschwörerin gießt ihm [ … ] … über? die Hände,
68 -- Sie [wäsch]t sich ihre Hände [ … ],
69 -- damit wäscht sie [die Kieselsteine über] dem Feuerbecken
70 -- (und) löscht sie.
71 -- [(Dann) sie] sagt:
71a -- [Die Beschwörerin] spricht [folgendermaß]en:
72 -- „Unten (ist) [ … ] des Berges [ … ] … ,
73 -- oben aber (sind) [die] Kieselsteine des Flusses [ … ] …
74 -- über ihm (dem Ritualherrn?) [aber] halte ich (eine Statuette des Gottes) Telipinu;
75 -- wie diese erlöschen15,
76 -- ebenso soll auch der böse Gegner16 erlöschen,
77 -- [ … bespuckt er/sie] auf seiner Kehle mit getreuem?/aufrichtigem? [Herzen … ]17.
78 -- Dann nimmt sie ein anderes F[euerbe]cken;
79 -- in dem F[euerbe]cken liegt ein (Zweig vom) eya-Baum.
80 -- Über den eya-Baum aber (ist) [ … ] [gego]ssen/[gesc]hüttet
81 -- u[nd] ein NAMMANTU-Gefäß [wird] mit W[as]s[er gefüllt].
82 -- [ … ] Feuerbecken [ … ]
83 -- [ … ] NAMMA[NTU-Gefä]ß [ … ]
(Bruch)
1
Das Objekt ist sicherlich in dem fehlenden Teil des Textes zu suchen.
2
Diese Krankheit ist auch in KUB 9.4 Rs. III 35 (409.IV.2.T.A) mit Dupl. Bo 3436+ Rs. IV 6' und Bo 4664 Rs. 3' (CTH 760) in der Form ḫu-u-ul-ta-ra-am-ma-an belegt.
3
Vgl. Hoffner 1977, 110: „the wailing of the throat/larynx(?)“.
4
Vgl. HW2 A, 48b.
5
Zu dem Wort taššiyatar vgl. HEG T, D/2, 253.
6
Um welche Krankheit es sich handelt, ist unklar. Zu der Bedeutung „Schwindsucht“ vgl. Haas – Wilhelm 1974, 56. Vgl. aber auch CHD L-N, 190b.
7
Vgl. CHD Š, 268.
8
Dies ist das einzige Beispiel, in dem das Wort dam(m)ešḫa- „Schädigung“ in der zweiten Silbe einen Vokalismus -a- statt -e- zeigt. Schon Otten 1973, 52-53 mit Anm. 22, bemerkte, dass die Ableitung dieses Wortes fraglich ist.
9
Vgl. Eichner 1979, 51, der schon damals den entsprechenden Passus in KUB 9.34 Rs. III 33' mit einer periphrastischen Konstruktion übersetzte: „Wir wollen uns aufmachen, es zu suchen“. Anders Hutter 1988, 39, und Tischler 2010, 188 Anm. 37, die von getrennten Verbalformen ausgehen: „Wir wollen gehen, wir wollen suchen“.
In HW2 A, 603a fasst (immer in Bezug auf KUB 9.34 Rs. III) das Partizip iyantan als Akk. von (UDU)iyant- „Schaf“ auf: „'Laßt uns gehen und ihn/es suchen, (34) das Schaf'. Jetzt hob das sehende Auge (35) der Sonnengott. Er schickte (36) die I. (mit den Worten): 'Wo ihr ihn/es(?) nehmen werdet, das †Schaf (u.a. †i̯a-an-ti-i̯a-an als scheinbares luw. Ptz. Akt. comm. denkbar), das jetzt gut sehende“.
Für šum(m)anza(n)- „Binse“ vgl. Oettinger N. 2007a, 543-545.
Zur Übersetzung der kola 54-55 vgl. HW2 Ḫ, 506b.
Übersetzung nach Hutter 1989, 37 (vgl. Kommentar S. 81). Zu diesem Ausdruck vgl. auch Cotticelli-Kurras 2007, 141.
Zur Deutung dieses Passus und zum eya-Baum in diesem Text vgl. de Martino 1998, 147. Vgl. auch Christiansen 2006, 109-110.
Wörtlich Singular, wohl aber auf die Kieselsteine zu beziehen.
Vgl. HW2 Ḫ, 644a: „Substitut“.
Zur Übersetzung vgl. HW2 Ḫ, 644a. Zur Ergänzung des Verbs allappaḫḫ- „(be)spucken“ vgl. KUB 7.18, 2' (CTH 458.1.2).

Editio ultima: Traductionis 06.01.2017