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CTH 472

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Citatio: R. Strauß (ed.), hethiter.net/: CTH 472 (TRde 03.11.2010)

1 -- Folgendermaßen (sprechen) Ammiḫatna, Tulbi und Mati, die purapši-Priester aus Kummanni:
2 -- Wenn irgend jemand in einen Tempel, an einen reinen/geweihten Ort, idḫi-Unreinheiten bringt
3 -- oder drinnen an diesem Ort irgendein Sakrileg begeht,
4 -- (dann) ist dies sein Ritual.
5 -- Etwas Feinöl gießt er in einen Becher;
6 -- 1 Fladenbrot, 1 Kanne Wein (und) 1 Stoffbahn aus roter Wolle nimmt er.
7 -- Der SANGA-Priester bringt die beiden Rhyta der Gottheit aus dem Tempel heraus
8 -- und bringt sie nach draußen.
9 -- Und das Fladenbrot, die Kanne Wein (und) die rote Wolle hält er bereit.
10 -- Er stellt sich auf den Weg.
11 -- Vor dem Sonnengott bricht er das Fladenbrot,
12 -- zerbröckelt es
13 -- und schüttet es vor den Sonnengott hin;
14 -- und Wein libiert er.
15 -- Die rote Wolle taucht er in das Feinöl.
16 -- (Damit) zieht er die Gottheit vom Gebirge, von den Flüssen, vom Meer und von den 7 Wegen;
17 -- (dabei) spricht er:
18 -- „Gottheit, vor welcher Unreinheit auch immer du geflohen bist,
19 -- wenn du wegen ihr in den Himmel gegangen bist,
20 -- wenn du in das Gebirge gegangen bist,
21 -- wenn du in das Meer gegangen bist,
22 -- wenn du auf den 7 Wegen gegangen bist,
23 -- (so) komm jetzt aber vom Himmel,
24 -- komm aus dem Gebirge (und) vom Fluss,
25 -- komm vom Meer,
26 -- komm von den 7 Wegen,
27 -- komm von den 7 Pfaden (zurück)!“
28 -- Eine hochgestellte reine Frau des Tempels nimmt sich weiße ali-Wolle,
29 -- und sie tritt weit zurück.
30 -- Vor den beiden Rhyta der Gottheit zerschneidet sie den ali-Wollfaden
31 -- und spricht:
32 -- „Wie die ali-Wolle abgewischt und (so) frei (von Unreinheit) ist,
33 -- ebenso soll auch die Gottheit frei von Unreinheit sein!“
34 -- Danach aber nimmt sie sich Teig aus Gerstenbrei,
35 -- schüttet ihn vor der Gottheit aus
36 -- und spricht:
37 -- „Wie der Gerstenbrei sämig (durchpassiert) ist,
38 -- so dass in ihm kein Klümpchen ist,
39 -- (so) soll es auch in Bezug auf die Gottheit Böses (und) Unreinheit nicht mehr geben!
40 -- Und wie der Gerstenbrei frei (von Unreinheit) ist,
41 -- ebenso soll auch die Gottheit frei (davon) sein!“
42 -- Danach aber gehen die reinen katra-Frauen und der AZU-Priester zum Fluss,
43 -- sie nehmen sich Natron
44 -- und waschen die beiden Rhyta der Gottheit.
45 -- Ferner tauchen sie die beiden Rhyta in den Fluss.
46 -- Danach aber träufeln sie Feinöl in den Fluss,
47 -- und sie salben die Rhyta.
48 -- Folgendermaßen sprechen sie (dabei):
49 -- „Wer oder was die Gottheit verunreinigte –
50 -- jetzt aber soll jene Unreinheit von der Gottheit abgewaschen sein!“
51 -- Ferner umkreist der AZU-Priester die Gottheit mit einem ḪURRI-Vogel.
52 -- Danach aber nimmt er sich eine Gans
53 -- und verbrennt sie für die Gottheit „für den Weg“1 als ambašši-Opfer vor dem Fluss.
54 -- (Nun) schafft man die beiden Rhyta der Gottheit zurück in den Tempel
55 -- und stellt sie wieder auf ihr Postament.
56 -- Am Tor schlägt/errichtet man 2 kupti(-Herdaltäre)2
57 -- davon 1 kupti(-Herdaltar) für die männlichen Götter des šinapši-Hauses,
58 -- den anderen kupti(-Herdaltar) aber für die weiblichen Götter des šinapši-Hauses.
59 -- Am zweiten Tag aber vollzieht man Fleisch(opfer) und Blut(ritus);
60 -- nachts aber vollzieht man den šeḫelliški(-Ritus).3
61 -- Am nächsten Morgen aber – der Tag vergeht inzwischen –
62 -- nimmt man das Wasser der Reinheit.
63 -- Am dritten Tag vollzieht man den gangati-Ritus für die Gottheit.
64 -- Die Gottheit umkreist man mit einem Adler, einem Falken, einem Lamm, einem Zicklein, einem ḪURRI-Vogel (und) Schwefel.
65 -- Danach aber reinigt man die Gottheit mit Wasser der Reinheit.
66 -- Den Tempel aber besprengt man.
67 -- Danach aber verbrennt man 2 Gänse vor dem Tor des Tempels für (die Beseitigung von) „Ärgernis“ (und) „Schuld“.
68 -- 2 Gänse aber verbrennt man im Tempel für (die Erzeugung von) tuwandiḫi (und) enumašše.
69 -- 1 Lamm aber verbrennt man im Tempel für (die Erzeugung von) „Heil“ als ambašši-Opfer.
70 -- 1 Schaf opfert man für (die Erzeugung von) „Heil“.
71 -- Seitlich des Tempels der Ḫebat aber verbrennt man ebenso Vögel (und) ein Lamm.
72 -- Für (die Erzeugung von) „Heil“ aber opfert man ebenso.
73 -- 1 „längliche“ Tontafel, (das Ritual) ist beendet.
74 -- Das Wort Ammiḫatnas, Tulbis und Matis, der purapši-Priester aus Kummanni:
75 -- Wenn man in einem Tempel, an einem reinen/geweihten Ort, irgendein Sakrileg vorfindet,
76 -- (dann) ist dies sein Ritual.
77 -- Diese Tafel hat zuerst Tarušiya geschrieben,
78 -- danach aber habe ich, AMAR.MUŠEN-ana-, sie gemacht.
1
Das Brandopfer der Gans erfolgt hier in Verbindung mit dem hurritischen Vokationsterminus ḫari („Weg“), weshalb es wohl der Bekräftigung des zuvor vollzogenen Anlockungsritus dient.
2
Zu der Formel kuptin walḫ- in den Ritualen aus Kizzuwatna s. Strauß 2006, 79-92.
3
Zum uzi-zurgi- und zum šeḫelliški-Ritus s. Strauß 2006, 92-101.

Editio ultima: Traductionis 03.11.2010