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CTH 486

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Citatio: S. Görke (ed.), hethiter.net/: CTH 486 (TRde 17.07.2015)

[§1]
1 -- Folgendermaßen die Majestät Muršili, Großkönig:
2 -- Ich zog auf den Hügel (des) Kunnu.
3 -- Er brachte ein Gewitter,1
4 -- außerdem donnerte der Wettergott schrecklich.
5 -- Ich fürchtete mich
6 -- und das Wort wurde mir im Mund schwach.
7 -- Wort(e) kam(en) mir (nur) zögerlich heraus.
8 -- Ich habe diese Sache völlig ignoriert.
9 -- Als aber die Jahre kamen und gingen,
10 -- begann mir diese Sache fortlaufend im Traum zu erscheinen.
11 -- Im Traum trat zu mir die Hand des Gottes
12 -- und mein Mund hörte auf zu funktionieren.2
13 -- Ich befragte das Orakel
14 -- und der Wettergott der Stadt Manuzziya wurde (als Urheber) festgestellt.
15 -- Ich befragte daraufhin den Wettergott von Manuzziya durch Orakel:
16 -- Es wurde festgestellt, ihm ein Ersatzrind3 zu schicken, (es) mit Feuer zu umschwenken und mit Vögeln zu umschwenken.4
17 -- Ich befragte daraufhin das Ersatzrind durch Orakel
18 -- und es wurde festgestellt, (es) an seiner (i.e. der Majestät) Stelle nach Kummanni in den Tempel zu schicken.
19 -- Das Ersatzrind schmückte man
20 -- und die Majestät legte (ihm) die Hand auf.
21 -- Man entsandte es in das Land Kummanni;
22 -- die Majestät aber verbeugte sich.
23 -- An welchem Tag man aber das Ersatzrind schmückte,
24 -- an jenem Tag wusch sich die Majestät.
25 -- Vorher während jener Nacht hielt er sich von einer Frau fern.5
26 -- Sobald er sich aber am nächsten Morgen wusch,
27 -- legte er dem Ersatzrind ebenso die Hand auf.
28 -- Sobald man aber das Ersatzrind entsandte,
29 -- wäscht sich die Majestät sieben Tage lang nach dem (Weggang des) Ersatzrindes in kultischer Weise.6
30 -- Sobald [man] aber das Ersatzrind nach Kummanni bra[chte, ]
31 -- und [soba]ld [man] es schi[ckte, ]
32 -- wartete, weil er (schon lange) verweilte,
33 -- die Majestät nicht län[ger].
34 -- Sie verbrachte genau sieben Tage.
35 -- Genau [a]b dem achten Tag [ … ]
36 -- [Soba]ld aber der siebte Tag verging,
37 -- [ … ] die Majestät [ … ]
38 -- [ … ]
[§2]
39 -- Vögel verbrannte er für sich folgendermaßen:
40 -- Einen Vogel für Beruhigung? (enumaši), einen Vogel für ari (und) itarki, einen Vogel für ari (und) mutri, einen Vogel für ini (und) iriri, einen Vogel für ilmi (und) parmi, einen Vogel für irilteḫi, einen Vogel für Nahrung? (ulaḫulzi), einen Vogel für duwanteḫi, ein Lamm für Mannhaftigkeit (taḫaši) (und) Männlichkeit (duruši), einen Vogel für das Auf-dem-Thron-Sitzen (kibišši) (und) Heldenhaftigkeit (punuḫunši), einen Vogel für tamerši,7 einen Vogel für Liebe (tati) (und) duwarni, einen Vogel für šerdiḫi (und) šerapiḫi, einen Vogel für anišḫi (und) Recht (pendiḫi) (om. in C), ein Lamm für zuzumaki.8
41 -- Um [sie] mit [Feuer] zu verbrennen, wurden sie so festgestellt.
42 -- Sobald, wer sich aber die Zurüstu[ng9 … ]10,
43 -- mit dem Ersa[tz]rind aber an jene[m Tag … ] bestimmt ist,11
44 -- ihn entsandte man aber [zu] dem Gott.
45 -- Was auf dem anzai-Tisch12 [ …, ]
46 -- und auf dem Tis[ch … ] aus [ … ]
47 -- An dem Tag … [ … ]13
[§3]
48 -- Für den Wettergott ambašši ein Schaf für keldi[ … ] und ein Schaf für die männlichen Götter aber für ambašši und ihm aber für k[el]di, 1 Schaf für Elluri (und) Abari für [ … ], 1 Schaf elmašši [ … ], ein Rind (und) ein Schaf für den anzai-Tisch14, für den Wettergott 1 Rind (und) zwei Schafe [ … ] für Elluri aber [ … ] 1 Schaf aber für die Götter seines Vaters, 1 Rind (und) ein Schaf [ … ]
[§4]
49 -- An welchem Tage ich das Ersatzrind aber dem Sonnengott gab,
50 -- sobald sie es schickten,
51 -- entsandten sie mit ihm15 die Prachtgewänder, die! ich, die Majestät, an jenem Tage trug,
52 -- jene Prachtgewänder, alles zusammen, zusammen mit einem Gürtel zum Einstecken eines Dolches (und) Schuhen, mit der Zurüstung16 und schafften es fort.
53 -- Den angeschirrten Wagen zusammen mit Bogen, Köcher (und) Pferden entsandten sie und fuhren sie.17
54 -- Von welchem Tisch ich aber aß
55 -- und aus welchem Becher ich trank,
56 -- und in welchem Bett ich schlief,
57 -- und in welchem Waschbecken ich mich wusch,
58 -- jedes dieser Geräte war wirklich aufgezählt,
59 -- nichts wurde genommen.
60 -- Von der Gottheit wurde es so festgestellt.
61 -- Die Prachtgewänder, Wagen und Pferde wurden in dieser Angelegenheit genommen.
62 -- An welchem Tag der Wettergott schrecklich donnerte
63 -- und ein Gewitter brachte,
64 -- die Prachtgewänder, die ich an jenem Tage angezogen hatte,
65 -- und den Wagen, auf welchem ich an jenem Tage stand,
66 -- diese Prachtgewänder, alles zusammen, und den angeschirrten Wagen und jenes nahm man.
[§5]
67 -- Sobald man aber das Ersatzrind fortbringt,
68 -- wie das Ritual des Ersatzrindes früher auf der Tafel geschrieben war,
69 -- und wie ihm eine Regelung gemacht war,
70 -- wie dem Gott keldi- und ambašši-Opfer früher auf der Tafel notiert sind/waren,
71 -- ebenso macht man es.
72 -- Wenn das Ersatzrind aber auf dem Rückweg stirbt,
73 -- weil der Weg weit (war),
74 -- sobald man dort [ hingelangt18 ],
75 -- [t]reibt man ein anderes, mit jenem Schmuck gesch[mücktes] Ersatzrind her,
76 -- und jenen (Text A: den anderen) Schmuck verbrennt man zusammen mit [ … je]nem Ersatzrind.
[§6]
77 -- Erste? Tafel; (Ritual) beendet19; des Muršili;
78 -- [A]ls [er] auf dem Hügel des Kunn[u … ] ein Gewitter hör[te … ]
79 -- [ … ]20
1
HW2 Ḫ 370a versteht eine unpersönliche Konstruktion „ein Gewitter brach los“. Ebenso Lebrun R. 1985c, 109, Kümmel H.M. 1987a, 289, Mouton A. 2007a, 163, Hout Th.P.J. van den 2004f, 360, Haas V. 2008a, 153. Vgl. jedoch den analogen Ausdruck in § 4, Kola 61-62, in dem der Wettergott Subjekt sein dürfte.
2
Wörtl.: „mein Mund ging zur Seite“; vgl. dazu CHD P 34f.
3
Text Nominativ.
4
Lebrun R. 1985c, 114, versteht den Ausdruck „mit Feuer umschwenken“ als Synonym zum Verb warnu- „anzünden, verbrennen“ und übersetzt entsprechend „de le brûler (et) de brûler des oiseaux“. Dem folgen Kümmel H.M. 1987a, 290, Hout Th.P.J. van den 2004f, 360 mit Anmerkung 9 auf S. 377, Haas V. 2008a, 153; Freu – Mazoyer 2008, 371. Anders CHD P 371 (‘turned’) und Mouton A. 2007a, 164 (passer par le feu). M.E. liegt hier der Hinweis auf einen Schwenkritus vor, siehe dazu zuletzt Görke S. 2010a, 281-285, mit Verweisen auf weitere Literatur.
5
Ebenso Hout Th.P.J. van den 2004f, 361 („stayed clear of a womam during the night before“) und Mouton A. 2007a, 164. Anders Lebrun R. 1985c, 110: „L'avant-veille, durant cette nuit-là, avec une femme (il y eut) un rêve.“ und Haas V. 2008a, 153: „(denn) in der Nacht zuvor schlief sie (die Majestät) mit einer Frau“. Siehe die Diskussion in HEG III 381f. Vgl. auch CHD P 303a u.a. mit Verweis, dass -zzi (Text C) evtl. eine seltene Form von -za sei.
6
Anders Haas V. 2008a, 154: „nach (der Zeremonie) mit dem Substitutsrind am siebten Tage“. So auch Kümmel H.M. 1987a, 290. Zur Ambiguität der logographischen Zahlenangaben vgl. Hoffner H.A. 2007b, 335f.
7
In Text A folgt hier anišḫi.
8
Siehe zu den Bedeutungserklärungen zuletzt Richter Th. 2012a.
9
Vgl. dazu CHD L-N 49a – hier wohl besser als „Hand“.
Hout Th.P.J. van den 2004f, 363 mit Anm. 15 auf S. 377f.: „When [he/His Majesty had bathed] himself“, Beckman folgend. Allerdings muss der Text KUB 43.51 (B4) Vs. wohl eine Zeile weiter oben an KUB 12.31 (B3) Vs. angesetzt werden.
Anders Hout Th.P.J. van den 2004f, 363 mit Anm. 15 auf S. 377f.: „he who was prescribed [to lay] (his) hand on the substitute ox, th[us]s on tha[t day] they sent it off...“.
Siehe die Anmerkung zu diesem Lemma in §3 Kolon 48.
Anders Haas V. 2008a, 154f. und Hout Th.P.J. van den 2004f, 363. Der Paragraph ist insgesamt schwer verständlich.
Ebenso auch Freu – Mazoyer 2008, 372, Hout Th.P.J. van den 2004f, 363; Kümmel H.M. 1987a, 291: „ein Rind (und) ein Lamm dem Opfertisch, der Gottheit Zai, dem ...“, so auch Haas V. 2008a, 155. Auch Gessel A.H.L. van 1998a, 570, liest Dza-a-i. Die dort ebenfalls angeführte Stelle KBo 19.139 Vs. II 2 dürfte eine Verschreibung für ḫal-za-a-i darstellen: n]u EN SÍSKUR ŠUM-ŠU ḫal!-za-a-i. Siehe zu diesem Ausdruck des Namennennens zuletzt Görke S. 2010a, 285-289.
ANA zu Beginn von Kolon 48.
Siehe dazu CHD L-N 49a.
Vgl. hierzu CHD L-N 358b.
Vgl. dazu Hout Th.P.J. van den 2004f, 378 Anm. 18.
So Lebrun R. 1985c, 108, 112; Hout Th.P.J. van den 2004f, 365 mit Anm. 19 auf S. 378; Mouton A. 2007a, 163f.; anders Haas V. 2008a, 155: „nich]t beendet“.
Mouton A. 2007a, 163 liest: PAP-ni-ni-iš Lebrun R. 1985c, 108, folgend, der weiter [DUB.SAR] Rs. 34' ?[-ṬUR] ergänzt.

Editio ultima: Traductionis 17.07.2015