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CTH 757

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Citatio: S. G������������������rke (ed.), hethiter.net/: CTH 757 (TRde 05.06.2014)

[§1]
1 -- [Folgendermaßen (spricht) Zarp]iya, Arzt aus Kizzuwa[tna:]
2 -- [Wenn] ein Jahr schlecht (ist)
3 -- und innerhalb des Landes immer wieder gestorben wird,
4 -- in welcher Stadt eine [Seuch]e hinterher schlecht geworden ist,1
5 -- dann handelt der [Herr] des Hauses folgendermaßen:
[§2]
6 -- [Und des Ritualhe]rrn kelu- hänge ich auf.2
7 -- In seinem Netz3 (ist) Bronze,
8 -- seine [Kapp]e (ist) aus ungeschorenem Fell eines Löwen.
9 -- Und sein Schemel (ist) aus Basalt
10 -- [und] sein ḫazziul-4 (ist) aus Lapislazuli.
11 -- Das starke šišai- (ist) das šišai- eines Bären.5
12 -- Und er hängt das [ … ] des šaša- auf.6
[§3]
13 -- aleššar7 (ist) aus schwarzer (und) roter Wolle (und) grüner Wolle der Stadt Ḫarnuwašila.
14 -- Und gegenüber ist die Sehne eines Hundes zerrissen?
15 -- Und er [ … ] dreifach.
16 -- Und ein (Opfer) hängt er hier an einen Pflock aus Mispel
17 -- und ein (Opfer) aber dort an einen Pflock aus Kornellkirsche.
[§4]
18 -- Zuerst schlägt er den Pflock aus Mispelholz auf dieser Seite ins Tor.8
19 -- Daran hängt er ein gebackenes ku[g]ulla- aus Gerstenmehl und ein [ku]gulla- aus ḫariyanti-[Gestenme]hl9 (sowie) eine Kanne Wein.
20 -- Auf der anderen Seite schlägt er [den Pflock aus K]ornellkirsche in das Tor.
21 -- Daran hängt er ein gebackenes kugulla- aus Gerstenmehl und ein kugulla- aus ḫariyanti- sowie eine Kanne Wein.
[§5]
22 -- Unter den Pflöcken aber ist weißes Gestrüpp aufgerichtet.
23 -- Und unten aus der Erde unter dem ašara-Tisch? [ … ],
24 -- vergräbt er davor auf dieser und auf jener Seite wašši-Heilkraut, ḫuwallari (ist sein) Name.
25 -- Wo er ferner die kelu- in das Tor hinter die Tür zum Hof hängt,
26 -- stellt er unten vor die kelu- aber einen Tisch aus Rohr.10
27 -- Darauf aber legt er eine Axt aus Bronze, ein warmes Brot, ein dickes Brot (und) Käse.
28 -- Darauf legt er eine Axt aus Bronze, einen Dolch aus Bronze, einen gespannten Bogen (und) einen Pfeil.
[§6]
29 -- Unten vorn aber stellt er auf den Tisch aus Rohr aber eine ḫuppar-Kanne mit Wein vom Tablett.11
30 -- Und er stellt ein Trinkgefäß mit geringer Bierart vom Tablett hin.
31 -- Und inmitten des Trinkgefäßes steckt er einen Trinkhalm hinein.
[§7]
32 -- Man treibt einen Ziegenbock herein.
33 -- Vor dem Tisch weiht der Herr des Hauses ihn dem Gott Šanta mit (einer Libation von) Wein.
34 -- Er (i.e. der Herr des Hauses) hält (ihm, i.e. Šanta) die bronzenen Äxte12 hin13
35 -- und spricht folgendermaßen:
36 -- „Komm, Šanta!
37 -- Und zusammen mit dir mögen die Innarawanteš-Dämonen kommen,
38 -- welche blutrote (Sachen) tragen,
39 -- welche umwunden sind mit Mänteln14 der Bergbewohner.“
[§8]
40 -- „Welche mit einem Dolch umgürtet sind,
41 -- welche Bögen gespannt haben
42 -- und Pfeile halten,
43 -- kommt
44 -- und esst!
45 -- Nun werden wir schwören.“
46 -- Wenn er zu sprechen aufhört,
47 -- legt er die bronzenen Äxte auf den Tisch nieder.
48 -- Man sticht den Ziegenbock ab.
[§9]
49 -- Er nimmt das Blut.
50 -- Den Trinkhalm,
51 -- welcher in das Trinkgefäß hineingelassen ist,
52 -- bestreicht er mit dem Blut.
53 -- Man bringt die Leber und das rohe Herz.
54 -- Und der Herr des Hauses hält es dem Gott hin.
55 -- Dann nimmt er davon einen Bissen.
56 -- Man macht eine Nachbildung (d.h. man imitiert ihn).
57 -- Er setzt die Lippe an den Trinkhalm,
58 -- nimmt einen Schluck
59 -- und spricht folgendermaßen:
60 -- „Seht, Šanta und Innarawanteš-Dämonen: wir haben geschworen!“
61 -- „Wir haben von der rohen Leber abgebissen,
62 -- von einem einzigen Trinkhalm getrunken!
63 -- Oh Šanta und Innarawanteš-Dämonen: ihr sollt nicht mehr in meine Tür eintreten!“
64 -- Dann kocht man Leber und Herz auf dem Feuer,
65 -- den ganzen (und) ausgenommenen Ziegenbock aber zerschneidet man.15
66 -- Und wenn das Fett austritt,16
67 -- dann bringt man Leber, Herz und das ganze Fleisch zum Gott hinaus.
68 -- Mit diesem bringt man ihm zweimal 9 Dickbrote von einer halben Handvoll Gerstenmehl.
69 -- Er zerbricht die 9 Dickbrote.
70 -- Darauf verteilt man Leber (und) Herz.
71 -- Er legt sie auf den Tisch zurück
72 -- und spricht folgendermaßen:
73 -- „Oh Sonnengott des Himmels! Oben (und) unten iss!
74 -- Mögen die Götter des Vaters d(ies)es Hauses essen!
75 -- Mögen die tausend Götter essen!“
78 -- „Seid ihr die Zeugen für diesen Eid!“
78 -- Anschließend libiert er neunmal Wein vor dem Tisch der Innarawanteš-Dämonen.
79 -- Und Schulter und Brust nimmt er
81 -- und 9 Dickbrote zerbröckelt er.
82 -- Auf den Opfertisch schüttet er sie.
83 -- Und gegenüber schüttet er Wein aus.
84 -- 8 Knaben bringt man,
85 -- welche noch nicht zu einer Frau gegangen sind.
86 -- Einen Knaben bekleidet man mit dem Fell eines Ziegenbockes.
87 -- Jener schreitet voran
88 -- und ruft wie ein Wolf immer wieder.
89 -- Dann wendet man die T[isch]e
90 -- und is[s]t Schulter (und) Brust auf.
91 -- Zum Essen [ sind …-Stücke] gut.
92 -- Und ebenso bringt er.
93 -- Und [Leber und Herz] isst man
94 -- und man trinkt [ … ].
95 -- Und das (Getränk des) Biergefäß(es) trin[kt man.]
96 -- Und der Herr des Hauses [hält?] einen Stab aus šuruḫḫa-Holz.
97 -- Und er tritt in das Tor hinein
98 -- und beschwört auf Luwisch folgendermaßen:
99 -- „König Šanta, Annarumenzi-Götter,17 welche Blutrotes (als Kleidung) tragen,18
100 -- Lūlaḫi-Gottheiten, welche Mäntel umbinden.19
101 -- „Ihr sollt nicht wieder im Bösen zu diesem Tor hintreten.20
102 -- Esst Schafe, Rinder!
103 -- Einen Menschen, zaganin(,) der zur Erde gehört, esst ihr nicht.“21
104 -- Ein Dickbrot zerbricht er
105 -- und spricht dabei folgendermaßen auf Luwisch:
106 -- „Großer Sonnengott, Väter-Götter und Ea!
107 -- In den Häusern,von denen sie drinnen ḫuinaman nehmen,
108 -- sollt ihr euch speisen!“22
109 -- „Ea ließ ḫūpalziatiyaza ḫaršanza wieder los.“23
110 -- Und die Opfergerätschaften nimmt man auf.
111 -- Die Tür schließt er
112 -- und bestreicht sie mit Feinöl.
113 -- Er spricht:
114 -- „Das Böse soll sie aussperren –
115 -- das Gute soll sie darinnen bewahren!“
116 -- 1 „Langtafel“; fertig:
117 -- Wort des Zarpiya, Arzt aus Kizzuwatna.
118 -- Wenn ein Jahr schlecht (ist),
119 -- im Lande immer wieder Sterben herrscht,
120 -- dann opfert er die kelu-Opfer folgendermaßen.
1
Vgl. zur Übersetzung Hutter 2007, 400, und HW2 Ḫ 265a.
2
Siehe zu dem Paragraphen Hutter 2007, 401. Vergleiche zu den Zeilen A Vs. I 5-8 HED 4, 143. CHD Š, 302a übersetzt weder ḫuppali, [...-u]lli noch ḫazziul.
3
Starke 1990, 323: „Fangnetz?“; Rieken 1999, 464, erwägt ein Kleidungsstück und übersetzt: „Es hat ein ḫ. aus Bronze.“
4
Aufgrund einer möglichen Ableitung von ḫat(t)-, ḫatta-, ḫazziya- „schlagen“ erwägt Rieken 1999, 464f. den Bedeutungsansatz einer Schlagwaffe oder eines behauenen Steins (mit Diskussion älterer Vorschläge), lässt es aber unübersetzt.
5
Zu šišai-/šešai- n. „Pranke, Tatze?“ siehe Rieken 1999, 74f.; cf. 464: „Seine Tatze? ist stark. Es ist die Tatze? eines Bären.“ Ebenso Hutter 2007, 401.
6
CHD Š, 302a ergänzt [SAG?.]KI=ma ša-a-ša-aš und übersetzt: „(Its) fore[head(?)], however, is (that) of a š.Rieken 1999, 464, beruft sich auf die Deutung von Collins 1990, 39-48, und übersetzt: „Es hängt dort aber eine Wildziege.“ Ebenso Hutter 2007, 401.
7
HED 1, 34. F zeigt deutlich vor dem -li- einen Winkelhaken. Zu der Lesung vgl. ḫališša- „Hülle, Überzug“ siehe HED 3, 33.
8
peran hier verstärkend zu ḫantezziaz „vorn, vorher“. šiez kēzma wird anstelle von kēzza kēzziya verwendet.
9
Vgl. HED 3, 144.
Siehe zu einer abweichenden Übersetzung Hutter 2007, 402.
Vgl. CHD P 387a.
Vgl. HED 1 227.
So nach HW2 E 79b.
Siehe dazu Starke 1990, 323-326.
Vgl. dazu CHD P, 359.
Nach HW2 A, 211: „ankommt“; siehe dort auch die Diskussion dazu.
Diese entsprechen den heth. Innarawanteš-Göttern; Melchert 1993, 15.
Anders Carruba 1968, 17 („Ihr sollte nicht die astummantanza dieser (oder: „die hiesigen a.“) wieder zum Bösen legen (?).“).
Anders Carruba 1968, 15 („Eßt! den Schafen, den Rindern, den Menschen die knappe(? oder sa!nin „gute“?) Speise sollt ihr nicht (weg) essen.“).
Anders Carruba 1968, 14 („O großer Sonnengott! O Väter-Götter und Ea! Sobald (wörtlich: wie) wir ins Haus hineingegangen sind, da sollte ihr für den 'Besprochenen' (eine -ant-Bildung zur lali „Zunge“?) essen/speisen.“). Die Übersetzung wurde hier anhand der Analyse von Melchert 1993 versucht.
Vgl. dazu Melchert 1989, 34f. und Hutter 2007, 404.

Editio ultima: Traductionis 05.06.2014