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CTH 375.1

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Citatio: E. Rieken et al (ed.), hethiter.net/: CTH 375.1 (TRde 2017-08-09)

1 -- [ ... ]
2 -- Auch eure1 Tempel [ ... ] nirgendwo [ ... ].
3 -- Für EUCH2, die Götter, ist nur Ḫattuša ein wahrhaft reines Land.
4 -- Opfer aber geben wir euch nur im Land von Ḫattuša rein, groß (und) angenehm.3
5 -- EUCH, Göttern, bringen wir nur im Land von Ḫattuša Ehrerbietung (entgegen).
6 -- Und IHR, Götter, wisst durch (euren) göttlichen S[i]nn:4
7 -- Früher hat sich niemand um E[UR]E Tempel gekümmert [wi]e wir.5
8 -- Euren [ ... ]n hat nie[mand] so Ehrerbietung entgegenge[br]acht:
9 -- Um eure, d[er Götter,] Güter – Silber, Gold, Rhyta (und) Gewänder – hat sich niemand gekümmert wie wir.
10 -- Ferner, welche Statuen aus Silber (und) Gold von EUCH6, den Göttern, (existieren),
11 -- und an welcher Gottheit etwas an ihrem Körper alt (ist),
12 -- welche Utensilien der Götter aber alt (sind),
13 -- niemand hat sie wie wir wieder neu gemacht.
14 -- Ferner hat euch niemand Ehrfurcht in der Angelegenheit der Reinheit bei den [Op]fern7 so8 entgegengebracht
15 -- und niemand hat eure9 Opfer (und) Feste des Tages, des Monats, des Jahresverlaufs10 so zur Verfügung gestellt.
16 -- Ferner bedrängte man11 euer, der Götter, Gesinde (und) eure Städte mit šaḫḫan- und luzzi-Diensten,
17 -- auch nahm man eure, der Götter, Diener und Dienerinnen (fort)
18 -- und machte sie sich zu (eigenen) Dienern und Dienerinnen.12
19 -- [ ... ]
20 -- ICH, Arnuwanda, der Großkönig, (und) Ašmun[ikkal ... ] in jeder Hinsicht13 [ ... ].14
21 -- Und ihr kennt in eurem15 Her[zen ... mit/durch Dickbrot]e(n) und Gussopfer(n).16
22 -- IHR aber [ ... ] Ašmunikkal, Großkönigin, [ ... ,] Thronfolg[er, ... ] gute [ ... ] und [Gussopfe]r, gute [ ... ].17
23 -- [ ... ] Sohn, Priester [ ... ].
24 -- [ ... ]
25 -- [ ... s]teht [ ... ]!18
26 -- Wie die Feind[e ... ] aber das Land Ḫatti [ ... ]
27 -- [und ... ] das Land plünderten,
28 -- (wie) sie es sich nahmen,19
29 -- das sagen20 wir [ ... ] EUCH, den Göttern, (gerade)21
30 -- und bringen es euch (gerade) als Rechtssache vor.
31 -- Welche eure, der Götter des Himmels, Länder (solche) von Dickbrot, Gussopfer und Tributzahlung waren,22
32 -- [aus] einigen sind die Priester, die Gottesmütter, die reinen Pries[ter], die Gesalbten, die Musiker (und) Sänger fort gegangen (scil. hervorgegangen),23
33 -- aus einigen haben sie die Tributzahlungen und Kulthandlungen der Götter aber entrichtet,
34 -- aus einigen haben sie der Sonnengöttin von Arinna Sonnenscheiben und Mondsicheln aus Silber, Gold, Bronze (und) Kupfer, die feinen Gewänder, das (königliche) adupli-Festgewand (und) den Mantel des kušiši-Festtagsgewandes24, die Dickbrote und Gussopfer entrichtet,
35 -- aus einigen haben sie Opfertiere aber, fette Stiere, fette Schafe (und) fette Ziegenböcke entrichtet:
36 -- aus dem Land von Nerik, aus Ḫuršama, aus dem Land von Kāššama, aus dem Land von Šēriša, aus dem Land von Ḫīmuwa, aus dem Land von Taggašta, aus dem Land von Kammama, aus dem Land von Zālpūwa, aus dem Land von Kapirūḫa, aus dem Land von Ḫurna, aus dem Land von Dankušna, aus dem Land von Tapaš[a]wa, aus dem Land von Taragga, aus dem Land von Ilālūḫa, aus Ziḫḫana, aus dem Land von Šipidduwa, aus dem Land von Wašḫaya, aus dem Land von Patalliya.
37 -- Welche eurer Tempel es in diesen Ländern (gab),
38 -- die haben die Leute von Kaška umgestürzt
39 -- und eurer, der Götter, Statuen haben sie zerschlagen.
40 -- Sie haben Silber, Gold, Rhyta (und) Becher aus Silber, Gold (und) Kupfer(erz), eure (Opfer-)Geräte aus Bronze (und) eure Gewänder geplündert
41 -- und sie (unter) sich aufgeteilt.
42 -- Die reinen Priester aber25, die Priester, die Gottesmütter, die Gesalbten, die Musiker (und) die Sänger, die Köche, Bäcker, Pflüger (und) Gärtner teilten sie (unter) sich auf
43 -- und machten sie sich zu (ihren) Dienern.
44 -- Auch eure Rinder (und) eure Schafe teilten sie (unter) sich auf.
45 -- Die kultivierten Ländereien aber (für die Produktion) des Dickbrots (und) die Weingärten (für die Produktion) der Gussopfer teilten sie (unter) sich auf,26
46 -- und die Leute von K[aška nah]men sie sich.
47 -- EUCH, Götter, ruft in jenen Ländern niemand mehr auch (nur) beim Namen.27
48 -- Niemand gibt euch die Opfer des T[ag]es, des Monats (und) des Jahresverlaufs.
49 -- Auch28 Feste und Kulthandlungen begeht niemand für euch.
50 -- Auch hierher ins Land Ḫatti bringt euch keiner mehr Trib[utzahl]ungen und Kulthandlungen.
51 -- Auch die reinen Priester29, die Priester, die Gottesmütter, Musiker (und) Sän[ge]r werden nicht mehr von irgendwo hervor kommen.
52 -- Keiner bringt EUCH, den Göttern (und) der Sonnengöttin von Arinna, [S]onnenscheiben und Mondsicheln aus Silber, G[old], Bronze (und) [K]upfererz, die feinen Gewänder, das (königliche) adu[pli]-Festgewand (und) den Mantel des ku[š]iši-Festtagsgewandes30.
53 -- K[einer] aber schickt E[UC]H, den Göttern, Dickbrote und Gus[sopfer] und Opfertiere von fetten Stieren, fetten Kühen, [ ... ] fette Schafe (und) [fette] Ziegenbö[cke] her .
54 -- Diese [ ... ] Dickbr[ot ... ] angene[hm ... ].
55 -- [ ... ]-te.
56 -- [Und sp]äter31 [ ... -ten] hierher nach Ḫattuš[a ... ].
57 -- Sie schlugen [T]uḫašuna [ ... ].
58 -- Sie sch[lugen] Taḫatariya [ ... ].
59 -- Sie kamen unten zum Stadttor [ ... ].
60 -- Und Ḫum-[ ... ].
61 -- Weil WIR den Göttern (gegenüber) eh[rerbiet]ig (sind),
62 -- kümmern32 wir uns um die Feste der Götter.
63 -- Weil sich aber die Leute von Kaška das L[and] von Nerik genommen haben,
64 -- sch[ick]en WIR aber (jetzt)33 de[m] Wettergott von Nerik und den (anderen) Göttern von Nerik die Opf[er(gaben) a]us Ḫattuša nach Ḫakmišša34: Dickbrot, Gussopfer, Rinder (und) Schafe.
65 -- Die Leute von [K]aška aber rufen wir.
66 -- Wir [g]eben ihnen Geschenke.
67 -- Ferner lassen wir sie schwören:
68 -- „[Welch]es Opfer (scil. welche Opfergaben) wir dem Wettergott von Nerik schicken,
69 -- IHR sollt (darauf) achten
70 -- und keiner soll es auf dem Weg angreifen!“
71 -- Und danach35 nehmen sie die Geschenke
72 -- und ferner schwören sie.
73 -- Sobald sie aber zurückkehren,
74 -- übertreten sie die Eide
75 -- und missachten sie e[u]re, der Götter, Worte.
76 -- Sie zerschlagen das Siegel der Vertrags(tafel) [d]es Wettergottes.
77 -- Im Land von Ḫakmišša nehmen sie die Wege ein.
78 -- Was an Opfer(gaben), (also) Dickbrote, Gussopfer, Rin[d]er (und) Schafe, wir dem W[etter]gott von Nerik schicken,
79 -- das plünder[n] die Leute von Kaška auf dem Weg.
80 -- Sie bringen tarauwa-[ ... ] dem Wettergott von Nerik nicht.
81 -- Weil [ ... Leute von] Kaška [im Inn]eren des Landes Ḫatti aber [ ... ] euer, [der Götter,] Land [ ... ] sehe[n],
82 -- [ ... ]
83 -- und [ ... ]Gottheit folgendermaß[en ... ] nicht [ ... ].
84 -- [F]erner das Land Ḫa[tti ... ].
85 -- Sie kommen [ ... ] an.
86 -- [ ... ]
87 -- [ ... die Be]fehls[haber ... ]
88 -- [ ... die ganz]e [Stadt und die] Befehlshabe[r ... ]
89 -- [ ... die] Befehlshabe[r ... ] und [ ... ]-arri.
90 -- [ ... ] und [die B]efehlshaber [ ...] und [ ... ]-irri.
91 -- [ ... ] und [die Befehlsha]ber [ ... ]
92 -- [ ... ] und [die Befehlsha]ber [ ... ]
1
Hier und im Folgenden oft doppelt ausgedrückt durch -šmaš und -KUNU.
2
Der Fokus, der im hethitischen Text durch die Setzung des betonten Personalpronomens ausgedrückt ist, ist hier und im Folgenden mittels Großschreibung markiert.
3
Schuler E. von 1965a, 153 und CHD P, 222 fassen die Adjektive attributiv auf. Die Nachstellung zeigt jedoch die hier wiedergegebene depiktive Funktion an.
4
Wiedergabe des Genitivs 'der Götter' als Adjektiv nach Schuler E. von 1965a, 153 und CHD Š, 27a.
5
Die inhaltliche Zusammengehörigkeit der beiden Sätze gibt Singer I. 2002c, 41 durch ein Satzgefüge mit Komplementsatz wieder.
6
Hier und im Folgenden oft doppelt ausgedrückt durch šumenzan und -KUNU.
7
Die syntaktische Analyse folgt hier einem freundlichen Hinweis von Paola Dardano. Ünal A. 1991b, 800 und Lebrun R. 1980e, 143 fassen maltešnaš als Genitivattribut zu parkuyannaš auf, was formal wie inhaltlich ebenfalls möglich ist.
8
Das übersetzt: „No one finished the daily, monthly and annual rituals and festivals for you (pl.) (as we have)“. Das Adverb kiššan kann hier nicht, wie sonst meist, eine kataphorische diskursdeiktische Funktion besitzen, sondern verweist auf den vorhergegangenen Diskurs. Im Kontext dieses und des folgenden Kolons ist als Grund für die Verwendung sowohl Sprecherbezug (so CHD Š, 227b) möglich als auch der Gebrauch im Hauptsatz (dazu vgl. Goedegebuure P. 2014a, 299-302).
9
Hier und im Folgenden ist die possessive Funktion oft ausgedrückt durch -šmaš.
Vgl. Rieken E. 2001c, 75 zu witti menyani.
Nach Schuler E. von 1965a, 165 sind hier nicht die Kaškäer als Subjekt einzusetzen, sondern diese Angabe ist als „Eingeständnis voraufgegangener kultischer Verfehlungen der Hethiter zu verstehen“.
Wegen der Serialisierung der Verben unter Verwendung ein und desselben Objektpronomens als ein Satz aufgefasst.
Verstärkt durch -pat.
Schuler E. von 1965a, 155 ergänzt und übersetzt : „[ ... Euch, den Göttern habe] ich, der Großkönig Arnuwanda [und die Großkönigin Ašmunikkal,] in jeder Hinsicht [Ehrfu]rcht [erwies]en“. Ähnlich Singer I. 2002c, 41.
Possessive Funktion ausgedrückt durch -šmaš.
Schuler E. von 1965a, 155 übersetzt: „[ ... ] die Opferbrote und Weinrationen (?), die man zu geben pflegte, kennt ihr durch [euren göttlichen Sinn]“. Singer I. 2002c, 41 übersetzt: „Only you [gods] know [by your divine spirit] about the offering bread and libations which they used to give [to you]“.
Schuler E. von 1965a, 155 ergänzt und übersetzt: „[Wir,] der Großkönig [Arnu]wanda und die Großkönigin Ašmunikkal, werden [wied]er fette, [ ... ] gute [Rinde]r (und) Schafe, gute Opferbrote und Weinrationen(?) liefern“. Ähnlich Singer I. 2002c, 41. Dieses Verständnis setzt allerdings den Zusammenfall von Nominativ und Dativ/Akkusativ beim selbstständigen Personalpronomen der 2. Person Plural bereits in mittelhethitischer Zeit voraus.
Schuler E. von 1965a, 155 ergänzt: „Tretet [auf unsere Seite]!“.
Schuler E. von 1965a, 155 ergänzt als Verb „[überfielen]“, CHD Š, 298b dagegen „[struck]“.
Verstärkt durch die Fokuspartikel -pat.
In diesem und dem folgenden Satz gemäß dem Funktionsspektrum von -ške-. CHD Š, 142b übersetzt dagegen iterativisch.
D.h. solche, die Lieferungen von Dickbrot, Gussopfer und Tributzahlung aufzubieten hatten.
Im Sinne von Ünal A. 1991b, 801, der dieses und die drei folgenden Kola als Beschreibung der noch funktionierenden Kultlieferungen deutet. Anders Haas V. 2006a, 255.
Nachgestellter Genitiv?
Man erwartet, dass 'rein' als Bezeichnung einer inhärenten Eigenschaft seinem Bezugswort vorangestellt ist und deshalb zum folgenden SANGA gehört. Die Stellung der Partikelkette schließt dies aber aus.
Das CHD Š, 234a-b versteht den Text syntaktisch anders: „And your fields and meadows, thick breads, vineyards, (and) offering vessels they divided up among themselves“.
Im Sinne von 'beten zu'.
Die Graphie mit =a ohne vorangehenden Konsonanten ist ungewöhnlich. Aus dem Kontext möchte man auf geminierendes -a „und, auch“ schließen.
Man erwartet, dass 'rein' als Bezeichnung einer inhärenten Eigenschaft seinem Bezugswort vorangestellt ist und deshalb zum folgenden SANGA gehört. Die Stellung der Partikelkette schließt dies aber aus.
Nachgestellter Genitiv?
Zur Funktion der uwa-Periphrase vgl. Rieken 2010.
Verstärkt durch -pat.
Funktionsspektrum von -ške-.
Singer I. 2002c, 40 geht davon aus das die Stadt Ḫakmiš wie Ḫattuša Ausgangspunkt, nicht Zielort der Sendungen ist: „ ... the Hittites tried to transfer the vital offerings from Hattusa and Hakpis to the Storm-god of Nerik ...“.
Zur uwa-Periphrase vgl. Rieken E. 2010b.