1
--
F]olgendermaßen (spricht) Meine Majestät Šuppiluliuma, der König des Landes Ḫatti:
2
--
Dich, Ḫukkana, habe ich hier als den letzten Hund aufgenommen
3
--
und ich habe dich gut behandelt.
4
--
In Ḫattuša und inmitten der Leute von Ḫajaša habe ich dich in guter Gesinnung vorstellen lassen,1
5
--
und ich gab dir eine Schwester von mir zur Frau.
6
--
Und das ganze Land Ḫatti, das Land [Ḫaj]aša und alle umliegenden (und) inneren Länder hörten von dir.
7
--
Du, Ḫukkana, erkenne nur Meine Majestät hinsichtlich der Herrschaft an.
8
--
Auch den Sohn von mir, den ich, Meine Majestät, benenne (mit den Worten:)
9
--
„Diesen soll jeder anerkennen!“
10
--
und drinnen2 vorstelle,
11
--
den erkenne auch du, Ḫukkana, an!
12
--
Ferner: Diejenigen, die (auch) meine Söhne, seine Brüder, sind sowie (diejenigen, die) [meine eigenen] Brüder sind,
13
--
(auch) die erkenne in guter Gesinnung hinsichtlich der Bruderschaft und der Amtsgenossensch[aft] an!
14
--
Ferner aber sollst du irgendeinen anderen Herrn, wer auch immer [d(ies)er Mensch] sei, nicht hinter dem Rücken3 Meiner Majestät anerkennen!
15
--
[Nur] Meine Majestät [erke]nne an
16
--
und schütze Meine Majestät!
17
--
Wie ich, Meine Majestät, dich, Ḫukk[ana, gut] behandelt habe –,
18
--
wenn du aber, Ḫukkana, Meine Majestät nun in Z[uk]unft, [in späte]ren Tagen, nicht in guter Gesinnung schützest
19
--
und wenn, (so) wie dir dein (eigenes) Haupt teuer ist,
20
--
dir das Haupt Meiner Majestät nicht ebenso teuer ist
21
--
und (die Angelegenheit) Meiner Majestät bei dir nicht Vorrang hat,
22
--
wenn du, (so) wie du zu deinem Haupt, deiner Seele und deinem Leib Liebe hegst
23
--
(und) die Hände um sie herum hältst,
24
--
[ni]cht ebenso zum Haupt Meiner Majestät, der Seele Meiner Majestät (und) dem Leib Meiner Majestät Liebe hegst
25
--
und deine Hände nicht ebenso um mich herum hältst
26
--
und (die Angelegenheit) Meiner Majestät bei dir nicht Vorrang hat,
27
--
oder wenn du Böses hörst, das Meine Majestät betrifft,
28
--
und wenn du es mir verbirgst
29
--
und es mir nicht sagst
30
--
und mir jenen Menschen nicht anzeigst
31
--
und ihn gar verbirgst;
32
--
Du, Ḫukkana, schütze in guter Gesinnung nur Meine Majestät
33
--
und stehe nur hinter Meiner Majestät!
34
--
Sonst aber erkenne niemanden anderen an!
35
--
Auch ich, Meine Majestät, werde dich in guter Gesinnung schützen,
36
--
nach dir4 aber werde ich deine Söhne schützen.
37
--
Später aber werden dei[ne] Söhne meinen Sohn schützen!
38
--
Und [wen]n du stets in jeder Hinsicht gut handelst
39
--
und in guter Gesinnung Meine [Majestät] schützest,
40
--
werde ich, Meine Majestät, auch nach dir5 deinen Söhnen Gutes tun,
41
--
und danach wird mein Sohn auch deine Söhne in guter Gesinnung schützen.
42
--
Ich aber, Meine Majestät, werde dich schützen.
43
--
Hiermit habe ich dir diese Dinge unte[r] Eid gelegt,
44
--
und für diese Worte riefen wir die tausend Götter hier zur Ratsversammlung:
45
--
Den Sonnengott des Himmels, die Sonnengöttin von Arinna, den Wettergott des Himmels, den Wettergott von Ḫatti;
46
--
den Wettergott von Ḫalap, den Wettergott von Arinna, den Wettergott von Zippalanda, den Wettergott von Šapinuwa, den Wettergott von Nerik, den Wettergott v[on Ḫi]ššašḫapa, den Wettergott von Šaḫpina, den Wettergott des Heerlagers, den Wettergott von Ud[a,] den Wettergott von [Kizz]uwatna, den Wettergott von Pittejarik, den Wettergott von Šam[uḫa, den Wettergott von Šar]išša, den Wettergott von Ḫurma, den Wettergott von Liḫzina, den Wettergott vo[n ...-n]a, den Wettergott von Ḫullašša, die Ḫepat von Uda, die Ḫepat von Kizzu[wat]na,
47
--
die Schutzgottheit, die Schutzgottheit von Ḫatti, Zitḫarija, Karzi, Ḫapantallija, die Schutzgottheit von Karaḫna, die Schutzgottheit des [Fel]des, die Schutzgottheit der Jagdtasche, Ea,
48
--
IŠTAR, die IŠTAR des Feldes, die IŠTAR von Ninive, die [IŠTAR] von Ḫattarina, IŠTAR, die Königin des Himmels, Ninatta, [Kuli]tta,
49
--
ZA.BA4.BA4, ZA.BA4.BA4 von Ellaja, ZA.BA4.BA4 von A[rzija,] alle [Göt]ter des Heerlagers,
50
--
MARDUK, ALLATUM, die Sonnengöttin der Erd[e,] Ḫuwaššanna [vo]n Ḫupišna, A[para] von Šamuḫa, Ḫantitaššu [von Ḫurma,] Kataḫḫa von Ankuwa, [Ammamma v]on Taḫurpa, die Königin von Katapa, Ḫallara von Dunna,
51
--
die lu[laḫḫe-Gottheiten, die ḫap]iru-Gottheiten, alle Gottheiten der Stadt Ḫattuša, die [...]-Göt[ter] des Landes,
52
--
die Gottheiten des Himmels, die Gottheiten der Erde, die Berg[e, die Flüsse, die Quellen, die Wolke]n, Himmel (und) Erde, das große Meer:
53
--
[Sie (alle) sollen Zeugen sein, und [sie sollen (es) sehen!]
(Geringe Reste; Lücke)
57
--
und ihn mir nicht nennst
58
--
und ihn ga[r verbirgst]
59
--
Oder aber (wenn du) dich gar hinter jenen stellst,
60
--
Meiner Majestät [hingegen] abtrünnig wirst;
61
--
wenn [du] eine solche Sache mach[st,]
62
--
dann sollen dich diese Eidgötter nicht in Ruhe lassen.
63
--
D[ich] und auch jenen Menschen sollen s[ie] nicht in Ruhe lassen!
64
--
Auch jenen, hinter den du dich stellst,
65
--
[sollen] s[ie] vernichten!
66
--
Diese Sache soll[en] euch die Eidgötter nicht erlassen!
67
--
Sie sollen es für euch nicht als rechtes (Tun) machen!
68
--
Sie sollen euch gemeinsam vernichten!
69
--
D(ies)en Wunsch sollen sie Meiner Majestät aber erfüllen.
70
--
Wenn du aber, Ḫukkana, nur Meine Majestät schützest
71
--
und nur hinter Meiner Majestät stehst,
72
--
dann sollen diese Eidgötter dich freundlich schützen,
73
--
und in der Hand Meiner Majestät sollst du gutes Gedeihen erblicken!
74
--
- - - [=Wenn] Meine Majestät irgendwann im Feldlager ist,
75
--
wenn ich dem - - - - zu Hilfe ins Feld ziehe,
78
--
sei es aber zum Land eines Feindes oder zur Stadt eines Feindes - - - -
79
--
du aber bei mir bist,
80
--
wenn [du] mir [au]ch - - - - Wächter (bist),
81
--
und wenn du auf Meine Majestät als auf dein alleiniges Haupt schaust,
82
--
und wenn du - - - - stets fol[gender]maßen sprichst:
83
--
"Was auch immer (geschehe),
84
--
(gleichgültig wie) es [für Ḫ]ukkana sein möge,
85
--
für Meine Majestät aber möge alles (auf jeden Fall) gut sein!"
86
--
Schütze mich in jeder Hinsicht!
87
--
Wer [Meiner Majestät] böse ist,
88
--
der soll auch dir böse sein!
89
--
Wenn er Meiner Majestät ein Feind ist,
90
--
soll er auch dir Feind sein!
91
--
- - [= Wenn irgendjemand, sei es] ein Land oder eine Stadt, gegen Meine Majestät Feindschaf[t] (ergreift),
92
--
soll es auch dir deine Feindschaft sein!
93
--
- - [= Oder wenn] an Meine Majestät auch irgendein Feind (heran)[t]ritt
94
--
oder irgendjemand feindlichen Aufruhr be[gi]nnt,
95
--
und ich schreibe dir (davon),
96
--
wenn du (dann) nicht sofort mit Fußtruppen und Wagenkämpf[ern] zu mir kommst,
97
--
sondern ihn sogar noch begünstigst,
98
--
oder aber du selbst hörst es,
99
--
wenn du auch dann nicht sofort zu mir kommst,
100
--
dann sollen dich diese Eidgötter vernichten!
101
--
Oder ferner, wenn irgendein Mann der Stadt Ḫatti Böses gegen mich unternimmt,
102
--
[w]er auch immer der Mensch sei,
103
--
sobald du es hörst,
104
--
wenn du es mir dann nicht in der(selben) Stunde mitteilst,
105
--
sondern ihn obendrein verbirgst
106
--
und folgendermaßen sprichst:
107
--
"Ich bin (zwar) ein Ver[e]idigter.
108
--
Ich s[a]ge (aber) ni[cht]s
109
--
[un]d [ich] t[ue] auch nichts.
110
--
Jener mag [so] tun,
111
--
[wi]e er (im Moment) tut.
112
--
Außerdem [wer]de i[c]h (auch) n[icht kämpf]en."
113
--
Wenn [du] ein solch[es Wort sagst
114
--
und] du einen bösen Menschen [(auch)] nicht [schleunigst Meiner Majestät] nennst
115
--
und dort … [ ... ,]
116
--
vielmehr du dich ihm anschließt,
117
--
(dann) sollen [dich, Ḫukkana, die]se Eide vernichten,
118
--
und sie sollen (es) dir nicht [rechtmäßig] machen.
119
--
Oder (wenn) du [irgendein]e sol[che Sache] machst,
120
--
indem du (entweder selbst) [irgendetwas] geg[en] mich [unter]nimmst
121
--
oder d[u] es (zwar) [nicht selbst unternimmst,]
122
--
irgendein anderer [ab]er (es für dich) m[acht,
123
--
wenn] du [eine sol]che Sache machst,
124
--
dann sollen [dich, Ḫukkana, diese Ei]de vernichten
125
--
und sie sollen [(es)] di[r nicht] rechtmäßig machen.
126
--
Auch sollen sie dir nichts erlassen.
127
--
Oder welche böse Sache sonst noch (vorhanden ist),
128
--
(wenn) du sie hörst
129
--
und wenn du sie mir (dann) verheimlichst
130
--
und es mir nicht sagst,
131
--
sondern jenen Menschen verheimlichst
132
--
und ihn mir nicht nennst,
133
--
sondern ihn gar noch verbirgst –
134
--
diese Angelegenheit, die wir dir hiermit unter Eid [gelegt] haben –,
135
--
wenn du sie nicht schützest,
136
--
sondern sie (= die Eide) brichst,
137
--
dann sollen dich diese Eidgötter vernichten.
138
--
Was aber die Bevölkerung betrifft,
140
--
und eine Angelegenheit, die wir nicht finden,
141
--
die wird nicht auf [die]ser Tafel des Eides (fest)geleg[t.]7
143
--
ein Mensch Böses …,
144
--
dir es aber dein Sinn [ ... ,]
146
--
irgendein [... ] aber spricht,
148
--
und du es mir verheimlichst,
149
--
[ ... ] Eid [ ... ,]
151
--
[diese Sache sollen dir die Eidgötter nicht] erlassen,8
152
--
[und diese Eidgötter sollen dich vernicht]en!
153
--
[ ... ] ganz [ ... ]
154
--
[ ... ] wir nicht kennen,
155
--
die Götter aber [ ... ,]
156
--
[das] ist unter [Eid] gelegt.
157
--
[ ... ] machte ich dir.
158
--
[ ... ] ... [ ... m]itten weg [ ... ]
159
--
[ ... ] habe ich eingesetzt(?)
161
--
Wenn [ ... ] irgendwo bei [Meiner Majestät ... ]
162
--
und wenn [ … ]... irgendwo …,
163
--
oder (wenn) ich dich irge[ndwohin] in [ … ]9 schicke,
164
--
[oder ich dich] irgendwohi[n] ins He[e]r [schick]e,
165
--
du aber ein böses Wo[rt hö]rst,
166
--
und wenn du es mir [nicht sch]reibst,
167
--
[und] d[u] nicht [sofo]rt zu mir komm[st,]
168
--
oder (wenn) es (eine Angelegenheit) des [Land]es Ḫajaša ist:
169
--
und [du] ein böses Wor[t hörst,]
170
--
was für eine Angelegenheit (es) auch immer ist,
171
--
wenn [du] (dann) [nicht] s[ofort] zu mir [kommst,]
172
--
oder (wenn) ich dir dies schreibe:
173
--
"Dies hier ist eine böse Angelegenheit!",
174
--
wenn [du] (dann) ni[cht] sofort zu mir [kommst,]
175
--
dann [sollen] dich diese Eidgötter vernichten.
176
--
Wenn du [ab]er Mei[ne] Majestät in guter Gesinnung schützest
177
--
und auch hinter [Meiner Majestät stehst,]
178
--
dann [soll]en [dich] diese Eidgötter aber in guter Gesinnung schützen.
179
--
F[erner]: we[il ich dir(?) die Königsherrschaf]t über das Land Ḫ[aj]aša [gegeben habe,]
180
--
s[chütze das Land dort.]
181
--
[ ... wer] auch immer [ ... ] gegenü[ber ... ]
182
--
[ ... wer] auch immer [ ... ] geg[enüber ... ]
183
--
[ ... ] herab [ ... ]
(Lücke von ca. 2 Zeilen)
184
--
[ ... ] mein [ ... ]
185
--
[ ... ] ... [ ... ]
187
--
"Meine Majestät di[r ... ]
188
--
[ ... ] mein ..[ ...]
190
--
Steh [mir](?) bei!"
193
--
du [ ... ] begehrst,
195
--
Meiner Majestät (hingegen) abtrünnig wir[st;]
196
--
[wenn du eine solche Sache machst,](?)
197
--
dann [sollen] dich diese Eid[götter nicht in Ruhe lassen.]
198
--
Auch jenem sollen [sie] es nicht [er]lass[en!]
199
--
Sie sollen euch gemeinsam [vernichten!]
200
--
Oder (wenn) du eine solche Sache selbst planst
202
--
[oder] darüber hinaus wieder irgendetwas anderes suchst
206
--
Auch dann [sollen] diese Eidgötter (das) nicht (auf sich beruhen) belassen,
207
--
und si[e soll]en [dich] vernichten!
208
--
Man wird dich [z]u meinem Palast hier [emp]orführen.
209
--
Was der Brau[ch] des Palastes ist,
211
--
Und sowie du etwas [siehst,]
212
--
sowie du [etwa]s hörst,
213
--
sollst du es dem Palast nicht [verheim]lichen.
214
--
Oder (wenn) [ich], Meine Majestät, dir ...
215
--
und dir Worte an[vertrau]e(?),
216
--
wenn ich irgendeinen Mann freundlich h[ervorgehoben] habe (mit den Worten:)
217
--
"Jener Mann handelt gut,
218
--
und auch ich, Meine Majestät, werde [ihn](?) gut behandeln!",
219
--
wenn du (dem) dann aber dieses Wort weitersagst –,
220
--
oder (wenn) ich diesen Mann negativ hervorgehoben habe (mit den Worten:)
221
--
"Jener Mann ist schlecht,
222
--
[er] tut Schlechtes,
223
--
und auch ich, Meine Majestät, werde ihn schlecht behandeln."
224
--
Und wenn du dem dann dieses Wort weitersagst,
225
--
oder (wenn) ich irgendein Land oder irgendeine Stadt freundlich hervorgehoben habe (mit den Worten:)
226
--
"Es (bzw. sie) handelt gut,
227
--
und auch ich, Meine Majestät, werde es (bzw. sie) gut behandeln!",
228
--
wenn du aber (dies) jenem Land oder (jener) Stadt weitersagst –,
229
--
oder wenn ich jenes Land oder (jene) Stadt freundlich oder negativ hervorgehoben habe
230
--
und wenn du es ihnen dann weitersagst,
231
--
das (alles) soll dir unter Eid gelegt sein.
232
--
Ferner: Diese meine Schwester, die ich, Meine Majestät, dir zur Ehe gegeben habe,
233
--
sie hat zahlreiche Schwestern (bzw. Kusinen) ihrer Familie und weiteren Verwandtschaft.
234
--
Zu deiner weiteren Verwandtschaft gehören aber auch diese,
235
--
weil du ihre Schwester zur Gattin hast.10
236
--
Im Lande Ḫatti ist ein Gesetz wichtig:
237
--
Ein Bruder nimmt seine Schwester (oder) eine Kusine nicht (sexuell).
238
--
Das ist nicht rechtens.
239
--
Wer aber eine solche Sache macht,
240
--
der bleibt in Ḫattuša nicht am Leben,
241
--
sondern er stirbt hier.
242
--
Weil euer Land (jedoch) dampūpi11 ist,
243
--
ist es darin erlaubt(?)12,
244
--
daß man die Schwester (oder) Kusine seiner Gattin!13 (sexuell) nimmt.14
245
--
In Ḫattuša aber ist das nicht rechtens.
246
--
Wenn einmal eine Schwester deiner Gattin oder die Gattin eines Bruders (deiner Gattin)15 (oder) eine Kusine (deiner Gattin) zu dir kommt,
247
--
dann gib ihr zu essen (und) zu trinken!
248
--
Eßt, trinkt (und) freut euch!
249
--
Aber (sie sexuell) zu nehmen darfst du nicht begehren!
250
--
Das ist nicht rech[tens.]
251
--
Wegen solch einer Sache stirbt man.
252
--
Laß dir das nicht in den Sinn kommen!
253
--
Sollte irgendein anderer aber dich zu einer solchen Sache verleiten,
254
--
dann höre nicht auf ihn,
256
--
Auch (dies) soll dir unter Eid gelegt sein.
257
--
Sieh dich auch vor einer Frau des Palastes sehr vor!
258
--
was für eine Frau des Palastes sie auch immer ist,
259
--
sei sie eine Freie, sei sie eine Zofe,
260
--
tritt nicht nahe an sie heran,
261
--
nähere dich ihr nicht,
262
--
und sprich (auch) kein Wort zu ihr!
263
--
Auch ein Diener (oder) eine Dienerin von dir soll sich ihr nicht nähern!
264
--
Sieh dich vor ihr sehr vor!
265
--
Sobald du eine Frau des Palastes erblickst,
266
--
spring weit aus dem Weg,
267
--
laß ihr den Weg gänzlich frei!
268
--
Sieh dich vor dieser Palastfrauensache sehr gut vor!16
269
--
Wer der Marija war,
270
--
wegen welcher Sache starb er?
271
--
Ging nicht eine Zofe (ihres Weges),
272
--
und er schaute sie an?
273
--
Der Vater Meiner Majestät aber sah gerade aus dem Fenster
274
--
und ertappte ihn bei seinem Vergehen.
275
--
"Warum hast du die da angeschaut?"
276
--
Wegen dieser Sache ist er gestorben.
277
--
Wegen eines Blicks von Ferne kam der Mann um.
278
--
Du also, sieh dich sehr vor!
279
--
Sobald du ins Land Ḫajaša gehst,
280
--
sollst du die Frauen deines Bruders, deine Schwägerin(nen), nicht mehr (sexuell) nehmen.
281
--
In Ḫattuša ist das nicht re[chtens.]
282
--
Kommst du aber von hier in den Palast herauf,
283
--
dann ist [solch] ein Verhalten (ebenfalls) nicht rechtens.
284
--
Auch sollst du keine weitere Frau des Landes Azzi zur Ehe nehmen!
285
--
Entlasse (aus der Stellung einer Hauptfrau) die,
286
--
welche du bis jetzt (zur Gattin) hast,
287
--
und sie soll rechtens deine Nebenfrau s[ei]n(?),17
288
--
zu deiner Gattin aber sollst du sie nicht machen.
289
--
Und dem Marija nimm deine Tochter weg,
290
--
und gib sie einem (anderen) Mann18.
291
--
Die Gefangenen des Landes Ḫatti, die ins Land Ḫajaša hineingegangen sind,
292
--
die(se) Gefangenen gebt heraus,
293
--
auch die Grenzgebiete des Landes Ḫatti gebt heraus!
294
--
[D]erjenige, der die Gefangenen des Landes Ḫatti nicht herausgibt
295
--
und sie innerhalb der Grenzen verbirgt,
296
--
den ergreife du, Ḫukkana,
297
--
und streite (mit ihm):19
298
--
"Warum gebt ihr sie20 nicht heraus?"
299
--
Mag er mit dir zü[rne]n!21
300
--
Und [...]nnišnatallaš dort [ ... ]
301
--
[ ... a]ber sollen sie herausgeben.
302
--
[Diese (sind) die Tafeln] Meiner Majestät,
303
--
als [ich den] V[ertrag] [und die Eide für Ḫu]kk[an]a [machte.](?)
304
--
Zweite Tafel der Eide [und des Vertrage]s des Ḫukkan[a.]
|
Friedrich 1930, 107: „und habe dich auch in Ḫattušaš inmitten der Leute von Ḫajaša freundlich vorstellen lassen“; Beckman 1996, 23: „In Hattusa I have distinguished you among the men of Hayasa“; Klinger 2005, 108: „Und ich habe dich in Ḫattuša unter den Leuten von Ḫajaša in Güte genannt“.
In Ḫatti?, vgl. I 4; Friedrich 1930, 107: „inmitten (der Versammlung)“; Klinger 2005, 108: „ihn habe ich inzwischen? benannt“.
Klinger 2005, 108: „anstelle“.
So CHD P, 5; Beckman 1996, 24 „Later, I will protect your sons“; Klinger 2005, 108: „später schütze ich für dich deine Söhne“.
CHD P, 5: „I … will treat you and afterwards your [so]ns well too“; Beckman 1996, 24 „then I … will later act favorably in regard to your sons“; Klinger 2005, 108: „werde ich später für dich auch deine Söhne schützen“.
HW2 A, 121a ohne Übersetzung. Beckman 1995, 26 und Beckman 1999, 30: <are treacherous>; Hoffner – Melchert 2008, 284: „Whatever matter we do not find out about the population“.
Beckman 1995, 26 und Beckman 1999, 30: „if it is not set down on [that] tablet of the oath“; Hoffner – Melchert 2008, 284: „will not be placed on this tablet of the oath“.
Nach Friedrich 1930, 121.
Beckman 1995, 27 und Beckman 1999, 31: „They belong to your extended family because you have taken their sister.“ Klinger 2005, 110: „Und dadurch, daß ihre Schwester dir gehört, sind sie auch deine.“
Friedrich 1930, 125 „ungesittet“; HW1, 208: „minderwertig, gemein; barbarisch“; Beckman 1995, 27 und ␣␣Beckman 1999, 31: „barbaric“; Klinger 1992, 191-194 (Diskussion mit Lit.), Klinger 2005, 111: „fremd“.
Friedrich 1930, 125: „ü[bli]ch (?)“, Beckman 1995, 27 und ␣␣Beckman 1999, 31: „in conflict(?)“; Klinger 2005, 111: „rechtens“.
Friedrich 1930, 127: „(daß) [man] den eigenen Bruder, die eigene Schwester und) die Kusine (geschlechtlich) nimmt.“ Otten 1970, 164: „so nimmt man sich des eigenen Bruders (seine) Schwester (oder) die Kusine“; Beckman 1995, 27 und ␣␣Beckman 1999, 31: „(There) one quite regularly takes his sister or female cousin.“ Klinger 2005, 111: „daß ein Bruder seine Schwester oder seine Kusine ni[mmt].“
Friedrich 1930, 127: „eine [Hal]bschwester (?)“, Beckman 1995, 27 und ␣␣Beckman 1999, 31: „the wife of a brother“, Klinger 2005, 111: „eine Verwandte der Schwester deiner Gattin“.
Abschluss der Anweisungen (so Beckman 1995, 28 und ␣␣Beckman 1999, 32) unter steigerndem Rückgriff auf Kolon 257 und 264 oder (mit Friedrich 1930, 127, 129, Klinger 2005, 111, Christiansen 2007, 145) Vorverweis auf das Exemplum in § 32
So B; A: „Zur Nebenfrau aber wird man sie dir rechtens machen.“ Beckman 1995, 28 und Beckman 1999, 32: „She shall legitimately be your concubine“, Klinger 2005, 111: „sie sollen rechtlich deine Nebenfrauen sein“.
A (fehlerhaft?): „Bruder“.
Beckman 1995, 28 und Beckman 1999, 32: „saying“, Klinger 2005, 111: „und sprich zu ihm“.
Beckman 1995, 28 und Beckman 1999, 32: „Let him become angry with you.“
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