Text A (KUB 35.5) wurde von Starke F. 1985a: 172f. in Transliteration vorgelegt und aufgrund der Verwendung von Milch, Honig und Wein mit dem Ritual der Kuwatalla KUB 9.6+ in Verbindung gebracht. In Bezug auf den Beginn des Textes verwies Starke auf Meriggi P. 1980a: 343 (§ 207), der sie richtig als Palaisch erkannt hatte. Text B (KBo 19.157) wurde von Carruba O. 1970c: 35f. in Umschrift vorgelegt.
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Zu Beginn des erhaltenen Textes werden dem Sonnengott Wein, Süßmilch und ein Schaf geopfert. Dabei rezitiert die ŠU.GI-Ritualexpertin auf Palaisch, wobei sie sich an damatiaz richtet. Dieses Hapax wird hier als eine Erweiterung des Namens des palaischen Sonnengottes Tiyaz aufgefasst. Es schließt sich eine, wenngleich als luwisch bezeichnete, hethitische Rezitation an den Sonnengott an, die die ŠU.GI-Ritualexpertin bei der Opferung von süßer Milch an den Sonnengott spricht (vgl. zu ähnlichen Aussprüchen CHD L-N 252). Die Rs. III von Text A enthält wohl ebenso wie Text B Brotopferungen an palaische Götter, die durch eine Kurzform palaischer Sprüche begleitet werden. Die darin gebrauchte palaische Interjektion nu=kku „oh“ wird auch in anderen palaischen Festritualen verwendet (vgl. z.B. CTH 750.12 oder CTH 751.1, wo sie immer nu=ku geschrieben wird). Durch die Verwendung von KI.MIN „dito“ wird wohl auf eine ausführlichere Version der rezitierten Worte verwiesen, die im vorangehenden Text der Tafel vermerkt war (vgl. dazu Görke S. - Lorenz J. 2018-2019a: bes. 64f.).
Bei beiden Textfragmenten handelt es sich um junghethitische Niederschriften. Text B wurde im Bereich von Magazin 19 des Großen Tempels in der Unterstadt gefunden.
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