S. Görke und D. Sasseville (ed.)

Citatio: S. Görke und D. Sasseville (ed.), hethiter.net/: CTH 751.2 (INTR 2024-01-31)


CTH 751.2

Festritual mit palaischen Rezitationen anlässlich der Opferung von Brot, Fleisch und Getränken

introductio



Short description

Der Text beschreibt zunächst Brotopferungen mit palaischen Rezitationen an Zaparwa, Šaušḫalla und Ḫilanzipa. Es folgt eine Rezitation mit Nennung eines Ḫantili und weitere fragmentarische Rezitationen. Nach der Präsentation von Opfertieren schließen Trinkriten den erhaltenen Text ab.

Texts

Manuscript AA₁KBo 19.1521587/uT.I
+ 2/yT.I *
+ A₂+ KBo 27.77+ Bo 77/6T.I *
+ A₃+ KBo 19.158+ 321/vT.I
(+) A₄(+) KBo 19.150(+) 527/vT.I
+ A₅+ IBoT 2.35+ Bo 3954T.I *
+ A₆+ KBo 19.155+ 1109/vT.I
(+) A₇(+) IBoT 2.73(+) Bo 1986T.I *
(+) A₈(+) Bo 9432Ḫattuša

Overview of contents

Section 1ID=1Sehr fragmentarische Ritualhandlungen (hethitisch)
Section 2ID=2Rezitation auf Palaisch: Präsentation von Broten für Zaparwa
Section 3ID=8Rezitation auf Palaisch: Präsentation von Broten für Šaušḫallašau
Section 4ID=9Rezitation auf Palaisch: Präsentation von Broten für Ḫilanzipa
Section 5ID=10Palaisch-luwische Rezitation mit Nennung eines Ḫantili
Section 6ID=11Präsentation von Brot und Bier mit palaischer Rezitation für die Uliliyantiki-Gottheiten(?)
Section 7ID=12Opferung von Brotkrümeln mit palaischer Rezitation
Section 8ID=13Präsentation eines Schafbocks für Ziparwa mit palaischer Rezitation
Section 9ID=14Präsentation eines Rindes für Kataḫzipuri und Ziparwa mit palaischer Rezitation
Section 10ID=22Gesang für weitere palaische Götter

Editionsgeschichte

Erste Transliterationen von den Einzelfragmenten KBo 19.152, KBo 19.158, IBoT 2.35 + KBo 19.150 und KBo 19.155 finden sich bei Carruba O. 1970C: 16-18, 20, 22f., 25f., 36f. und bei Carruba O. 1972A: 14f. (IBoT 2.73 + KBo 19.150). Der Text KBo 19.155 wurde darüber hinaus von Starke F. 1985A: 41f. wegen seiner luwischen Sectione transliteriert.

Eine erste Übersetzung findet sich bei Carruba O. 1972A: 28-31.

In den letzten Jahren konnte D. Sasseville 2017 KBo 19.158 an KBo 19.152 anschließen. Darüber hinaus schlug er einen indirekten Join von KBo 19.155 mit IBoT 2.35 vor, sowie einen direkten mit KBo 19.150. Nach Autopsie im Museum ist auch sein Vorschlag, KBo 19.152 + KBo 19.158 + KBo 27.77 and KBo 19.155 + IBoT 2.35 + KBo 19.150 als indirekte Joins zu sehen, möglich. Auch das Fragment Bo 9432 dürfte zu diesem Text gehören.

Tafeleigenschaften

Die zweikolumnige Tafel dürfte trotz zahlreicher Joins nur etwa zu einem Drittel erhalten sein. Überliefert sind 8 Zeilenanfänge der Vs. I, 20 zum Teil sehr fragmentarische Zeilen der Vs. II, 40-50 recht fragmentarische Zeilen der Rs. III sowie knapp 40 Zeilen der Rs. IV.

Paläographie und Handschrift

Der Text weist eine mittelhethitische Niederschrift auf. Darauf deuten die Zeichenformen von GA (Kola 13, 30, 41, 90) mit den noch über dem obersten Waagerechten liegenden Köpfen der eingeschriebenen Senkrechten, während bei TA die Senkrechten bereits unter den obersten Waagerechten rutschen (Kola 7, 10, 18, 35, 39, 45, 46, 73, 76, 77, 82, 83, 85, 87, 89, 91, 92; siehe aber Kolon 50 mit leicht über den obersten Waagerechten liegenden Köpfen; Kolon 58 mit beiden Varianten) sowie die Ligatur A+NA in Kolon 106. Die Zeichen DA und IT weisen eine Form auf, bei der der mittlere gebrochene Waagerechte eingezogen ist, während der obere und untere Waagerechte auf fast gleicher Höhe beginnen, wobei der untere Waagerechte allerdings leicht vorgezogen ist (z.B. DA: Kola 9, 10, 19, 86; IT: Kola 7, 11, 17, 63, 77, 92). Das Zeichen E besitzt ebenfalls die ältere Form, bei der der Kopf des ersten senkrechten Keils noch unter dem obersten Waagerechten liegt (Kola 10, 13, 60, 70, 71, 79, 90, 94, 104, 155 (Kolon 74 bereits höher)). Kolon 104 zeigt auch eine ältere Variante des IK mit kleinen Waagerechten.

Sprachliche Merkmale

Der Text weist in seinen kurzen hethitischen Sectionen keine dezidiert althethitischen Merkmale auf. Die Verbalformen der 1.Sg.Präs. der ḫi-Konjugation werden mit -ḫi und nicht älter -ḫé geschrieben. Des Weiteren findet sich keine ältere Konjunktion. Evtl. könnten die Formen n=aš=an in Kolon 9 sowie appannanta in Kolon 92 auf eine ältere Entstehung deuten.

Historischer Kontext

Singulär innerhalb des palaischen Corpus ist die Nennung eines Ḫantili innerhalb einer palaisch-luwischen Rezitation. Leider ist der Kontext kaum verständlich; in der Rezitation werden noch Tabarna und Tawananna sowie Ḫattuša genannt. Es ist aufgrund der Paläographie (siehe dort) in Erwägung zu ziehen, ob es sich bei Ḫantili um einen Verweis auf den hethitischen König gleichen Namens vom Ende des alten Reiches handeln könnte – Ḫantili II.

Allgemeine Informationen

Der Text dürfte auf der Vs. sehr fragmentarische hethitische Ritualanweisungen enthalten haben und liefert damit Informationen, die CTH 751.1 voran gehen. Auch die Präsentationen von Broten für Zaparwa, Šaušḫallašau und Ḫilanzipa sind in einen Ritualkontext (auf Hethitisch) eingebunden, der vermittelt, dass der König die Opferungen unter Anwesenheit mehrerer Kultbediensteter ausführte, wobei wohl eine ŠU.GI-Ritualexpertin (vgl. dazu CTH 751.3, aber auch z.B. CTH 752 und CTH 753) die Rezitationen gesprochen haben dürfte. Auch Parallelen der Rezitationen finden sich in CTH 751.1. Darüber hinaus besitzt der hier vorgestellte Text noch eine palaisch-luwische Rezitation mit Verweis auf einen Ḫantili (vgl. oben). Die Präsentation von Tieren an Zaparwa und Kataḫzipuri verbindet den Text mit CTH 751.3. Die abschließenden Trinkriten könnten mit einer Passage in CTH 751.1 zu vergleichen sein.

Editio ultima: 2024-01-31